Esch2022„Time Travel Belval“: Eine Zeitreise mit der Kutsche von Pier und Emile  

Esch2022 / „Time Travel Belval“: Eine Zeitreise mit der Kutsche von Pier und Emile  
Esch2022-Direktorin Nancy Braun gibt die Richtung in die virtuelle Vergangenheit vor  Foto: Editpress/Alain Rischard

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Etwa 20 Minuten dauert sie, die virtuelle Reise in die Vergangenheit von Belval. Das Projekt „Time Travel Belval“ wurde für Esch2022 konzipiert und soll über das Kulturjahr hinaus eine touristische Attraktion bleiben. Ein Selbstversuch.  

19 Personen passen in den Minibus, der an den Wochenenden fünfmal pro Tag vor der Rockhal in eine virtuelle 3D-Tour in die Vergangenheit von Belval startet. Die Passagiere haben eine VR-Brille auf der Nase und kleine Kopfhörer im Ohr. Der Bus setzt sich in Bewegung, die Reise kann beginnen. Mit einer Pferdekutsche geht es auf einem Feldweg in Richtung Source Bel-Val. Der Kutscher heißt Pier, seine Freunde nennen ihn Pierchen. Er steuert in Richtung Quelle und gibt dabei Erklärungen. Bis 1935 betrieb die „Société anonyme générale des eaux minérales de Bel-Val“ hier eine eigene Mineralwasserfabrik. Sie exportierte das Wasser in die ganze Welt und produzierte auch Limonade. Es geht durch viel Natur, doch plötzlich wird der Clair-Chêne-Wald lichter.

Vom Anfang des 20. Jahrhunderts geht es an dessen Ende. Der Kutscher heißt nicht mehr Pier, sondern Emile. Emile ist Piers Enkel. 1912 wurde hier die Adolf-Emil-Hütte der Industriellen Emil und Adolph Kirdorf in Betrieb genommen. Das Werk bestand aus sechs Hochöfen. In den 1960er und 1970er Jahren baute die Arbed an gleicher Stelle drei ultramoderne Hochöfen, von denen zwei als Industriedenkmäler erhalten blieben und eine abgebaut und in China wieder aufgebaut wurde. Emile möchte einmal hier arbeiten, sagt er. Wir schreiben das Jahr 1986. Der Optimismus ist groß, man erholt sich von der Stahlkrise. Es geht an den Hochöfen und entlang der Straße an der Gebläsehalle vorbei. Die Tour endet am Verwaltungsgebäude neben der Rockhal, die es natürlich noch nicht gibt. 

Gut 15 Minuten dauert der Trip in die Vergangenheit. „Die VR-Touren dauern nie länger als 20 Minuten, weil dem Fahrgast sonst von der Brille unwohl werden könnte“, erklärt Luc Reis, Direktor von Sightseeing.lu. Die Firma hatte zusammen mit Urban Timetravel S.A. bereits die Tour durch das Pfaffenthal konzipiert. Über den Internetauftritt sightseeing.lu können die Tickets reserviert werden. Sie kosten 22 Euro pro Kopf. Im Preis enthalten sind zwei Gutscheine für den Besuch der Ausstellungen in der Massenoire oder Möllerei. Samstags und sonntags starten die Touren um 11.30, 12.30, 14.00, 15.00 und 16.00 Uhr. Während der Woche können Schulklassen oder Gruppen die Tour buchen. Die Fahrgäste können wählen, welche Sprache Pier und Emile reden. Deutsch, Französisch und Englisch stehen zur Auswahl, demnächst auch Luxemburgisch.

„Es war nicht unser Anspruch, die kleinste Schraube im Hochofen zu erklären, sondern einen guten Überblick zu bieten. Auf den 1,6 km bekommt man nicht die ganze Geschichte des Belval gepackt“, sagt unterdessen Thierry Kruchten, bei Esch2022 verantwortlich für den Tourismusbereich. Die VR-Tour soll bei der Erkundung der Vergangenheit so etwas wie ein Einstieg sein.