LBBL HerrenThe last dance: Tom Schumacher und Etienne Louvrier blicken auf das Entscheidungsspiel

LBBL Herren / The last dance: Tom Schumacher und Etienne Louvrier blicken auf das Entscheidungsspiel
Etienne Louvrier hatte für sein Team einen Drei-Jahres-Plan vorgesehen, der bereits jetzt überholt ist Foto: Gerry Schmit

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Seit vier Wochen duellieren sich die Amicale Steinsel und der T71 Düdelingen bereits in der Finalserie im nationalen Herrenbasketball. Am Samstag wird nun definitiv die Entscheidung fallen. Erstmals wird dabei ein Finale über die volle Distanz von fünf Spielen gehen. Dass sich das Entscheidungsspiel in Steinsel vor allem im Kopf entscheiden wird, dessen sind sich Etienne Louvrier und Tom Schumacher sicher. Das Tageblatt unterhielt sich im Vorfeld mit den beiden Trainern.

Etienne Louvrier (Amicale Steinsel)

„Düdelingen stand mit dem Rücken zur Wand und wollte diesen Sieg einfach viel mehr als meine Spieler“, blickt Steinsel-Coach Etienne Louvrier auf das vierte Finalspiel am vergangenen Samstag zurück, bei dem die Amicale sich mit einem Sieg hätte zum Meister der Saison 2021/22 krönen können. Doch der T71 zeigte von Beginn an eine aggressivere Körpersprache, agierte vor allem in der Defensive mit einer viel höheren Intensität, wie Louvrier erklärt, und ließ den Topscorer der bisherigen Finalserie, Jarvis Williams, in der Offensive nicht wie zuvor gewähren. Am Ende setzte sich der amtierende Meister mit 86:73 durch und der Steinseler Profi hatte nicht wie eine Woche zuvor 40, sondern gerade einmal 19 Punkte auf seinem Konto stehen. „Düdelingen durfte sich einfach keinen Fehler mehr erlauben, bei uns herrschte eher das Gefühl, dass man eine Woche später ja noch einmal eine Chance hat, wenn es hier nicht klappt, das hat man auch gemerkt“, zieht der Steinsel-Coach ein ehrliches Fazit.

Düdelingen durfte sich einfach keinen Fehler mehr erlauben, bei uns herrschte eher das Gefühl, dass man eine Woche später ja noch einmal eine Chance hat

Etienne Louvrier, Trainer Amicale Steinsel

In den vergangenen Tagen wurde dies im Amicale-Lager dann auch deutlich angesprochen: „Die Spieler müssen hören, wenn sie gut oder nicht gut gespielt haben, damit müssen sie auch umgehen können. Wir haben unsere Analyse gemacht, diskutiert und weiter hart trainiert.“ Für das alles entscheidende Finale ist die junge Amicale-Truppe bereit, und der belgische Coach ist sich sicher, worauf es ankommen wird, denn nach vier Finalspielen gibt es eigentlich kaum noch Luft für Überraschungen. „Es wird sich alles ausschließlich im Kopf abspielen, was den reinen Basketball betrifft, dürfte es kaum noch eine Änderung geben.“ Positiv stimmt Etienne Louvrier dann auch, dass bisher alle vier Begegnungen hart umkämpft und recht ausgeglichen waren. Auch nach ihrer wohl bisher schwächsten Finalleistung gegen den T71 am vergangenen Samstag betrug der Abstand am Ende nur 13 Punkte. „Dieses Mal stehen die Chancen auf jeden Fall 50 zu 50, alles ist möglich.“

Zudem meldete sich die Amicale in dieser verrückten Saison nach solchen Rückschlägen immer wieder mit einem Ausrufezeichen zurück, was allein auch die Finalserie zeigt. Denn nachdem Steinsel Partie Nummer eins vor heimischem Publikum abgab, kaufte sie sich nur vier Tage später in der „Forge du Sud“ zurück. Gleiches gilt übrigens auch für den T71, wie Etienne Louvrier betont, und der erfahrene Trainer ist sich in einer Sache schon jetzt sicher: „Egal, wer am Samstag gewinnt und wer verliert, beide Teams können mit dieser Saison absolut zufrieden und stolz auf sich sein, vor allem so wie der Beginn für alle zwei verlaufen ist. Wir werden einen verdienten Meister 2022 haben.“

Und so muss man nur darauf zurückblicken, was der Steinseler Trainer noch vor einem Jahr im Gespräch mit dem Tageblatt sagte, als er für sein Team einen Drei-Jahres-Plan auswies und zuerst einen achten und dann einen sechsten Platz anvisierte. Ein Plan, der jetzt schon überholt wurde, egal wie das Entscheidungsspiel am Ende ausgehen wird.


Tom Schumacher (T71 Düdelingen)

Tom Schumacher weiß, wie es ist, in einer Serie über fünf Spiele gehen zu müssen
Tom Schumacher weiß, wie es ist, in einer Serie über fünf Spiele gehen zu müssen Foto: Gerry Schmit

„Am letzten Dienstag und Mittwoch waren die Spieler im Training schon moralisch angeschlagen, davon hat man am Samstag jedoch nichts mehr gesehen“, blickt Tom Schumacher auf die schweren Tage nach der bitteren Niederlage im dritten Finalspiel zurück, als sein Team fast die gesamte Partie über führte, am Ende den Gegner dann doch noch vorbeiziehen lassen musste. Einmal mehr stand der T71 somit in dieser Saison mit dem Rücken zur Wand und lieferte wieder genau in dem Moment ab, als es am dringendsten nötig war. „Dieses Mal war es eigentlich einfacher“, meint der junge T71-Coach, „ich musste sie eigentlich nur daran erinnern, dass es solche Situationen schon einmal in dieser Saison gab und wir sie gemeistert haben.“ Und so dürfte das Momentum am Samstag durchaus auf der Seite der Düdelinger sein. Die Stimmung in dieser Woche war laut Tom Schumacher logischerweise dann auch weniger angespannt.

Jeder weiß, was der andere kann, wen man wie verteidigen muss. Wichtig wird vor allem der Start in die Partie sein.

Tom Schumacher, Trainer T71 Düdelingen

Auch der 35-Jährige ist sich sicher, dass der mentale Bereich am Samstag der entscheidende Faktor sein wird: „Neben der Tagesform kommt auch auf den Kopf eine wichtige Rolle zu. Im Großen und Ganzen wird es keine Überraschungen mehr geben, auch wenn es immer Punkte gibt, die man noch einmal variieren kann.“ Da hat sich Tom Schumacher nämlich so einiges vom Düdelinger Erfolgscoach und Taktikfuchs Tim Collins abgeschaut, dessen große Hinweiszettel im Finale 2014 bis heute noch immer unvergessen sind. „Bei ihm haben wir gefühlt hundert Plays durchlaufen, jede Woche hat er neue reingehauen, andere weggenommen. Am Ende war es einfach schwer, uns für ein Finale zu scouten.“ Es sind diese Mini-Überraschungen, die laut „Schumi“ am Ende den einen oder anderen Punkt ausmachen können, der entscheidend sein kann. „Sonst ist es aber schwierig, einen zu überraschen. Jeder weiß, was der andere kann, wen man wie verteidigen muss. Wichtig wird vor allem der Start in die Partie sein.“ Und je länger eine Serie dauert, desto weniger Überraschungspotenzial gibt es am Ende sowieso, wie der T71-Coach aus eigener Erfahrung weiß. Denn bisher ging im luxemburgischen Basketball überhaupt nur eine Play-off-Serie über fünf Spiele: das Halbfinale 2019 zwischen Düdelingen und Esch, mit „Schumi“ als Spieler. Und auch in dieser Serie kämpfte sich der T71 zurück, um am Ende dann in der Halle des Gegners alles perfekt zu machen. „Es war ein ähnliches Wechselbad der Gefühle, für mich auch heute noch unvergesslich.“

Finalspiele in Steinsel hat Tom Schumacher bisher ebenfalls in allerbester Erinnerung, zuletzt holte er 2015 als Spieler in der Halle des Gegners den Titel, es war nicht das erste Mal, dass das T71-Urgestein als Spieler in Steinsel feiern durfte. Doch „Schumi“ gibt nicht zu viel darauf und weiß, dass Serien da sind, um auch gebrochen zu werden: „Ich freue mich vielmehr auf die bombastische Stimmung, die in der Halle herrschen wird, was in Steinsel auch in der Vergangenheit der Fall war.“ Der 35-Jährige freut sich jedenfalls auf ein spannendes Entscheidungsspiel: „Jetzt gibt es keine Ausreden mehr, wenn ich noch jemanden für diese Partie extra motivieren muss, dann ist er an der falschen Stelle.“


Im Überblick

Play-off-Finale („Best of five“):
1. Spiel:

Steinsel – Düdelingen 73:83
2. Spiel:
Düdelingen – Steinsel 82:89
3. Spiel:
Steinsel – Düdelingen 86:84
4. Spiel:
Düdelingen – Steinsel 86:73
Entscheidungsspiel, Samstag, 21. Mai:
20.15: Steinsel – Düdelingen