The Guardian entdeckt Luxemburgisch − eine „kurios“ klingende Sprache

The Guardian entdeckt Luxemburgisch − eine „kurios“ klingende Sprache

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Von der Wiedergeburt des Luxemburgischen, einer Sprache, die − zumindest in den Ohren der englischen Journalistin Jennifer Rankin − „like a curiosity“ klingt, ist in der britischen Zeitung The Guardian die Rede. Dabei widmet die Zeitung dem Luxemburgischen nicht nur, wie man vermuten könnte, ein paar winzige Zeilen in einer kleinen Rubrik, sondern einen langen und ausführlichen Artikel in seiner Europasparte.

Die Briten scheinen mit interessiertem Blick über den Ärmelkanal auf das kleine Großherzogtum und seine Sprache zu schauen. Rankin versucht, den britischen Lesern dabei nicht nur die aktuellen Themen rund um die Sprache, sondern auch die Sprache an sich (inklusive Musik) etwas näherzubringen: Mitten im Text ploppt ein Video von Serge Tonnars Lied „Mir wëllen iech ons Heemecht weisen“, begleitet durch einen englischen Untertitel, auf.

Luxemburgisch für Anfänger

Etwas weiter oben, wenn auch unscheinbarer, gibt es ein besonderes Schmankerl zu entdecken: Hier kann sich der Online-Leser durch luxemburgische Sätze inklusive englischer Übersetzung durchklicken.

Bei der Auswahl der Sätze versucht man zum einen, den Briten die luxemburgische Küche etwas näherzubringen: „Kënnt Dir mir wann ech gelift soen, wou een déi beschte Gromperekichelcher kritt?“ (Please can you tell me where is the best place to try gromperekichelcher (potato pancakes)?) Zum anderen sollen die Sätze den luxemburgischen Humor inklusive kleiner Stichelei − Stichwort Brexit − verdeutlichen: „D’Englänner hätte gär alles an de Rescht och nach dobäi. Virdru ware se dran, mat villen Opt-outen. Elo wëlle se eraus, mat villen Opt-inen. Mir sinn dach hei net op Facebook, wou et e Status ‚et ass komplizéiert‘ gëtt.“ Zitiert wird Premierminister Xavier Bettel.

Eine Sprache auf dem Vormarsch

Auch wenn die Briten, die den Artikel lesen, nun glauben, dass Luxemburgisch hier nur im Schutz der eigenen vier Wände gesprochen wird − wir uns damit also nicht auf die Straße trauen −, informiert er sehr detailliert und fundiert. Die Journalistin beschäftigt sich mit der Sprachsituation im Großherzogtum, dem großen Interesse von Nicht-Luxemburgern, die Nationalsprache zu lernen, dem 40-Punkte-Plan der Regierung, der die Popularität des Luxemburgischen weiter fördern soll, und der Petition Nr. 698.

Rankin verweist mit einem Zitat von Guy Arendt, Staatssekretär für Kultur, auch hier auf eine Gegebenheit, die vielen Luxemburgern nicht bewusst ist: „Ich bin nicht einer von denen, die glauben, dass unsere Sprache dabei ist, auszusterben oder zu verschwinden. E-Mails, SMS und soziale Netzwerke haben dazu geführt, dass Luxemburgisch in seiner geschriebenen Form so viel benutzt wird wie nie zuvor.“

Bei der Frage, ob man denn Luxemburgisch können muss, um in unserem kleinen Ländchen klarzukommen, scheiden sich die Geister. Luc Schmitz, Luxemburgisch-Lehrer vom „Institut national des langues“, vertritt im Artikel die Meinung, dass es möglich ist, in Luxemburg zurechtzukommen, ohne die luxemburgische Sprache zu beherrschen. Die Übersetzerin Sandra Schmit ist hingegen anderer Meinung: „Als ich ein Kind war, haben [Ausländer] kein Luxemburgisch gelernt, weil sie dachten, Französisch würde reichen. Heute hingegen sehen die Leute Luxemburgisch als Sprache der Integration.“

Integrationssprache

Das bestätigt auch Katrine Sawyer, britische Beamtin am Europäischen Gerichtshof, die einen Luxemburgisch-Kurs besucht, weil sie die luxemburgische Staatsangehörigkeit annehmen will. Diese Entscheidung habe sie aufgrund des Brexit getroffen, wie sie erklärt. Sie möchte ihr Luxemburgisch auch verbessern, damit sie sich noch besser mit ihren Nachbarn unterhalten kann. Sie fügt allerdings ebenfalls hinzu, dass es ihren Kindern, die die Sprache fließend sprechen, immer peinlich sei, wenn sie das tue.

Im Zusammenhang mit dem 40-Punkte-Plan der Regierung kommt auch die anvisierte Strategie in der Schule zur Sprache. Kristine Horner, Direktorin des „Centre for Luxembourg Studies“ in Sheffield, weist darauf hin, dass der „alte Multilinguismus“ davon ausging, dass alle Kinder zu Hause Luxemburgisch sprechen und dann in der Schule Deutsch und Französisch lernen. Die neue Strategie erlaube es den Schülern, Kompetenzen in der/den Sprache/n aufzubauen, die sie am besten können, wobei Luxemburgisch hier eine besondere Rolle einnehme.

Eine letzte Frage, die auch als Beispielsatz für Luxemburgisch angeführt wird, bleibt allerdings auch am Ende offen: „Wéi kann et sinn, dass ee säi Facebook-Account op Piratenenglesch astelle kann, mä net op Lëtzebuergesch?“ Hierfür hat auch der Guardian keine Erklärung gefunden.

Nathalie Entringer

Peter Mutschke
29. Dezember 2017 - 8.49

Ich befinde mich zur Zeit auf Malta.Das hat etwas weniger Einwohner als Luxemburg. Alles im öffentlichen Leben von der Strassenbeschilderung über Busfahrpläne ist alles in maltesischen und dann erst in Englisch.Beispiel für Luxemburg.

Carl Hobichen
29. Dezember 2017 - 7.46

Ennerschreiwen ech mat zwo Hänn!

Leonie
28. Dezember 2017 - 19.36

Wa lëtzeburgesch méi ewéi jee verdeedegt gëtt ,as dat och dank der gambia . dee gréiste ruck a richtung lëtzeburgesch :eis sprooch -war— wuel de referendum.

plappermäulchen
28. Dezember 2017 - 19.30

Einfach nemmen herrlech dësen Artikel

Judd mat Gaardebounen
28. Dezember 2017 - 18.43

Guardian ist sowieso die beste Zeitung in UK. Aufgeschlossen und progressiv.