TierquälereiTausende spanische Rinder auf Irrfahrt im Mittelmeer

Tierquälerei / Tausende spanische Rinder auf Irrfahrt im Mittelmeer
 Symbolfoto: Bernd Wüstneck/dpa

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Der äußerliche Eindruck ist wenig vertrauenerweckend. Der ehemals weiße Rumpf der „Karim Allah“ ist mit Rostflecken übersät. Drinnen, in dem mehr als 50 Jahre alten Kahn, dürfte es nicht viel besser aussehen. In diesem „Schrottschiff“, wie Kritiker den Frachter nennen, waren 70 Tage lang 900 lebende Rinder eingepfercht und auf Irrfahrt im Mittelmeer. In einem Schiffsrumpf, der nur 82 Meter lang und 14 Meter breit ist.

„Das ist Quälerei“, empören sich Tierschützer, die im spanischen Mittelmeerhafen Cartagena gegen diesen Viehtransport protestieren. Über den Zustand der jungen Tiere, die eigentlich von einem spanischen Viehhändler an die Türkei verkauft werden sollten, wurde wenig bekannt. Aber gut ging es den mehr als zwei Monate auf dem Schiff eingesperrten Rindern offenbar nicht. Denn die spanischen Amtstierärzte entschieden nach einer Bordinspektion, dass alle Tiere eingeschläfert werden müssen. Der Fall lenkt den Blick auf umstrittene EU-Exportgeschäfte mit lebenden Tieren, die per Schiff in Länder des Nahen Ostens transportiert werden. Seit Jahren berichten europäische Tierschutzorganisationen über eklatante Missstände. Sie fordern von der EU strengere Kontrollen oder gar ein Ende dieser Transporte.

Die Odyssee der „Karim Allah“, die unter libanesischer Flagge fährt, begann am 18. Dezember, als der Frachter mit seiner lebenden Ladung vom spanischen Cartagena aus in See stach. Ziel war der türkische Hafen Iskenderun am östlichen Ende des Mittelmeers. Doch als die „Karim Allah“ dort ankam, verweigerten die türkischen Behörden die Entladung, weil einige der Tiere angeblich an der Blauzungenkrankheit litten. Diese Virusinfektion ist unter Rindern, Ziegen und Schafen ansteckend, aber nicht auf den Menschen übertragbar.

Nach dem Entladeverbot in der Türkei versuchte der spanische Viehhändler seine lebende Fracht an andere Nahost-Länder zu verkaufen. Nach Angaben der spanischen Aufsichtsbehörden steuerte die „Karim Allah“ dann zunächst den libyschen Hafen Tripoli an, wo die Entladung aber ebenfalls nicht gestattet wurde. Nach Angaben mehrerer Tierschutzorganisationen, darunter die deutsche „Animal Welfare Foundation“ (AWF), folgten weitere Versuche in tunesischen und italienischen Häfen. Ende Februar legte die „Karim Allah“ dann wieder im spanischen Cartagena an.

Überproduktion

Der wochenlange Chaosreise der „Karim Allah“ ist kein Einzelfall. Ebenfalls seit Dezember ist zum Beispiel auch der Frachter „Elbeik“ mit spanischem Vieh unterwegs. In diesem Fall stach das Schiff, das im afrikanischen Togo registriert ist, im spanischen Tarragona in See. An Bord befanden sich knapp 1.700 Rinder. Das Ziel war Libyen. Doch wie schon bei der „Karim Allah“ lehnten die dortigen Behörden gleichfalls die Entladung der Tiere wegen Krankheitsverdachts ab. Anschließend versuchte die „Elbeik“ ihr Glück in Ägypten, dann in Italien. Derzeit soll sie vor Zypern liegen und von dort aus nach Interessenten für das Vieh suchen.

Wie es den Tieren an Bord der „Eilbek“ geht, ist unbekannt. Doch die AWF-Tierschützer, die für ein Ende dieser „Qualtransporte“ kämpfen, befürchten, dass bereits viele Rinder gestorben sind. „Durch unsere Einsätze wissen wir, dass es um die Tierschutzbedingungen an Bord bereits nach wenigen Tagen kritisch steht“, erklärt der Verein.

Warum werden jedes Jahr Zehntausende junge Rinder und Schafe aus der EU übers Mittelmeer transportiert? Nach Recherchen des Tierschutzbundes Zürich, der mit der AWF kooperiert, geschieht dies, um sich der Überproduktion zu entledigen. „Die Nachfrage nach lebenden Tieren für die Milchproduktion und Schlachtung ist in Ägypten, dem Libanon, in Libyen, Israel, Syrien und in den Maghreb-Staaten groß.“ Die Transportbedingungen seien aber oftmals „katastrophal“. Auch die spätere Schlachtung geschehe meist ohne Betäubung und entspreche nicht den EU-Gesetzen.

JJ
3. März 2021 - 9.59

@Taxpayer, richtig. Aber das "Nichts" ist schon schlimm genug und wenn man die Transporte lebender Tiere verbieten würde,wären die Szenen bei der Ankunft Vergangenheit. Es müsste auch Kühlschiffe geben.

Taxpayer
2. März 2021 - 15.23

Was die Rinder in Spanien, bzw. auf dem Transport übers Mittelmeer mitmachen müssen ist nichts (!) im Vergleich zu dem, was sie erwartet, wenn sie in Häfen des Nahen Ostens und Nordafrikas an Land gebracht werden, egal ob Türkei, Libanon, Ägypten oder Gaza. Entsprechende Videos finden sich im Netz.

JJ
2. März 2021 - 9.08

Die Spanier nehmen es mit dem Tierschutz nicht so ernst.Da sprechen wir nicht nur von der irrsinnigen Tradition des Testosteronwettbewerbs in den Arenen,wo Stiere langsam abgeschlachtet werden,sondern auch von Hunden die geprügelt und verwildert von warmherzigen Bürgern nördlicher EU-Staaten adoptiert werden weil sie per Fußtritt auf der Straße landen. Die langen Transportwege "lebender" Tiere sind ein Problem das längst aus der EU-Welt sein müsste.Aber wenns ums Geld geht....