„Tour de Fair“Station in Esch: Strampeln für einen fairen Welthandel

„Tour de Fair“ / Station in Esch: Strampeln für einen fairen Welthandel
Eine kleine Feierstunde wurde am Dienstag vor dem Weltbuttek in der Alzettestraße organisiert Foto: Ville d’Esch

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Tu Gutes und sprich darüber: Mit gutem Beispiel gehen momentan sechs Saarländer voran. Sie verlängerten ihre sogenannte „Tour de Fair“ mit einem fünftägigen grenzüberschreitenden Rad-Ausflug, der sie am Montagabend nach Esch führte. Ihr Ziel ist es, für einen fairen Welthandel zu werben.

Gerhard Werum hält die Fäden zwischen den einzelnen Radtouren der Fairtrade-Initiative Saarland zusammen. Mit ihren Ausflügen wollen er und seine Mitstreiter Zeichen setzen. „Wenn wir es nicht schaffen, den Welthandel auf Augenhöhe zu betreiben, dann haben wir ein Problem“, sagt Werum und spricht damit die aktuellen Migrationsströme nach Europa an. Und: „Wenn wir das Meer vor Westafrika leerfischen, dann werden die Fischerboote der Einheimischen eben zu etwas anderem genutzt.“ Drogenschmuggel zum Beispiel.

Fair on Tour
Fair on Tour Foto: Philip Michel

Und genau deswegen engagieren sich die Saarländer. „Es geht darum beizutragen, dass ein Bewusstsein für die Ungerechtigkeiten im Welthandel entsteht. Und zu zeigen, dass es Gegenbeispiele dazu gibt“, sagt Gerhard Werum. Deswegen startet die Fairtrade-Initiative Saarland seit 2002 jedes Jahr zu einer Radtour. Dabei werden die Weltläden der jeweiligen Region besucht, um den Betreibern Solidarität zu bekunden und gleichzeitig Werbung für die Geschäfte mit ihren fair gehandelten Produkten zu machen.  

Verlängerung in der Großregion

2022 ging die Tour durch das Münsterland, 2024 geht es nach Bayern. In diesem Jahr stand das Saarland im Mittelpunkt, um das 50-jährige Jubiläum des fairen Handels im flächenmäßig kleinsten Bundesland Deutschlands zu feiern. Vom 31. Juli bis zum 6. August radelten rund 25 Personen in fünf Etappen von Homburg über St. Wendel, Losheim-am-See, Merzig, Völklingen, Saarbrücken bis nach Neunkirchen. Rund 300 km legten die Teilnehmer dabei zurück und besuchten auf ihrem Weg die Weltläden des Saarlandes.

Wer noch nicht genug hatte, der wurde auf die anschließende Tour in die Grenzregion mitgenommen. Start war am Sonntag in Saarbrücken, von wo aus es nach Metz ging. Am Montag radelten die sechs Teilnehmer von Metz nach Esch, wo sie die Nacht verbrachten. Am Dienstag fuhren sie dann zunächst nach Arlon, um dann zurück nach Luxemburg-Stadt zu gelangen. Mittwoch steht dann der Besuch der Fairtrade-Zentrale in Roodt/Syr auf dem Programm, ehe es zur Endstation nach Trier geht. Insgesamt also noch einmal rund 300 Kilometer. 

In Esch jedenfalls wurden die Radfahrer vom Schöffen Christian Weis (CSV) empfangen. Seit Januar dieses Jahres ist die Minettemetropole eine Fairtrade-Gemeinde, worauf man sehr stolz sei. Das Engagement der Stadt beschränke sich nicht auf Schokolade oder Orangensaft, sondern gehe viel weiter, sagte Weis. So sei die Kleidung einiger Gemeindedienste aus Fairtrade-Produktion. Weitere Beispiele seien die Nikolaus-„Titercher“ für die Schulkinder, die Ferienaktivitäten im Zeichen des fairen Handels, die Blindverkostungen beim „Dag an der Natur“ respektive dem „Familljendag“. Weis erinnerte auch an die Fairtrade Wall in Lallingen und die Lesung von Prof. Dr. Gilles Reckinger („Bittere Orangen“) in der Bibliothek. „Wir bedanken uns für ihren Besuch und danken auch den Mitarbeitern des ‚Weltbuttek‘ für ihren Einsatz“, schloss der Schöffe.

In der Tat wird der Laden in der Alzettestraße von ehrenamtlichen Helfern betrieben, wie Gründerin und Geschäftsführerin Françoise Theisen hervorhob. Neuerdings habe man auch montags geöffnet, so Theisen. Lediglich eine Mitarbeiterin habe einen Arbeitsvertrag über 20 Stunden pro Woche, der Rest des Personals besteht aus Freiwilligen.        

Die Räder der Saarländer
Die Räder der Saarländer Foto: Philip Michel

Fairtrade in Luxemburg

Trotz des aktuell schwierigen wirtschaftlichen Umfelds ist Fairtrade in Luxemburg weiter auf dem Vormarsch. Durchschnittlich 60 Euro pro Jahr gaben die Verbraucher hierzulande im vergangenen Jahr für Fairtrade-Produkte aus, was einem Jahresumsatz der Branche von 39 Millionen Euro entspricht. Eine Steigerung von 14% gegenüber 2021. Insgesamt 181 Marken bieten hierzulande Produkte unter dem Fairtrade-Label an, darunter 25 Luxemburger Unternehmen. 37 Kommunen sind Fairtrade-Gemeinden, 26 Lehranstalten tragen das Label Fairtrade-School.    
Fairtrade verbindet Konsumenten, Unternehmen und Produzentenorganisationen und verändert den Handel durch bessere Preise für Kleinbauernfamilien sowie menschenwürdige Arbeitsbedingungen für Beschäftigte auf Plantagen in Lateinamerika, Afrika und Asien.

Seit Januar 2023 ist Esch eine Fairtrade-Gemeinde
Seit Januar 2023 ist Esch eine Fairtrade-Gemeinde Foto: Editpress/Julien Garroy