JustizStaatsanwalt fordert 15 Jahre Haft für Mutter der vermissten Bianka

Justiz / Staatsanwalt fordert 15 Jahre Haft für Mutter der vermissten Bianka
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Die Staatsanwaltschaft fordert 15 Jahre Haft für S.B., die Mutter des 2015 geborenen und seitdem verschwundenen Mädchens Bianka. Vernachlässigung, unterlassene Hilfeleistung und Unreife lauten einige der Vorwürfe an die Angeklagte. Sie beruhen auf mehr oder weniger belastbaren Indizien, kaum auf Beweisen. Urteil am 8. Februar.

Eine Frage vorweg: Können Sie sich als Mutter und als Vater vorstellen, dass ihr eigenes Kind verschwindet und Sie dazu nichts aussagen oder nichts erfahren möchten? Beim Baby-Bianka-Prozess ist es genau diese Frage, die, eigentlich unvorstellbar, permanent mit im Raum hing – und nach wie vor auch hängt. Vor allem, weil die Mutter nicht vor Gericht erschienen ist (ihr Recht), sie sich aber auch nicht durch einen Anwalt hat vertreten lassen und der Vater nicht bekannt ist.

Der Prozess um Baby Bianka und die Mordanklage gegen ihre Mutter, S.B., ging am Donnerstagabend zu Ende, nach zwei Wochen. Mit einem sonderbaren Gefühl, denn Bianka bleibt verschwunden und die Frage nach dem Warum bleibt eigentlich ungeklärt. Es war kein einfacher Prozess, auch nicht für Prozessbeobachter, und die Richter dürften vor einer schwierigen Entscheidung stehen. Ihr Urteil fällt am 8. Februar.

„Bianka ist tot“

Der Staatsanwalt, offensichtlich ein Mann der feinen Abwägung, ist zumindest von etwas überzeugt. „Bianka ist tot.“ Zu einem anderen Schluss könne er nicht kommen. Wie es zum Tod des kleinen, am 6. Juni geborenen Mädchens kommen konnte, könne er nicht sagen, nur mutmaßen. Von diesen Überlegungen aber scheint er überzeugt und fordert eine Gefängnisstrafe von 15 Jahren für S.B.

Die vollumfänglichen Voruntersuchungen, diverse Aussagen von Zeugen, Experten und Ermittlern, Familienmitgliedern und Freunden der Angeklagten haben ihn, so hört man, zu seiner Schlussfolgerung kommen lassen.

Wo ist Bianka? Bei der Spurensuche nahe einem Weiher in Linger wurden nur Schrott und tote Fische gefunden. Von Baby Bianka keine Spur. 
Wo ist Bianka? Bei der Spurensuche nahe einem Weiher in Linger wurden nur Schrott und tote Fische gefunden. Von Baby Bianka keine Spur.  Foto: Polizei

S.B., die Mutter von Bianka, sei unreif gewesen, cholerisch, aggressiv, ja auch besserwisserisch, so kann man das zumindest verstehen, wenn man die Ohren spitzt in einem Gerichtssaal, der in puncto Akustik sehr zu wünschen übriglässt. Vernachlässigung sei ihr vorzuwerfen. Unterlassene Hilfeleistung, weil sie ihr Kind nicht richtig ernährt und versorgt habe. Dabei habe sie alle Hilfsmöglichkeiten gehabt, aber nicht vollumfänglich wahrgenommen. Aus einem gewissen Trotz heraus, mutmaßt der Staatsanwalt. In einem gewissen Sinne also Körperverletzung? Vielleicht nicht willentlich, aber wissentlich, denn die Frau habe sechs andere Kinder zur Welt gebracht und habe wissen müssen, was zu tun ist. Mord, so der Staatsanwalt, könne er nicht vorwerfen, denn Mord setze Absicht voraus.

Der Staatsanwalt lässt verschiedene Zeugenaussagen Revue passieren: Gewichtsverlust des Säuglings, blaue Lippen, unpassende Kleidung. Er zählt die wenigen Sachen auf, die gewiss sind oder zumindest gewiss scheinen, zwischen dem Geburtsdatum von Bianka am 6. Juni 2015 und dem 15. Juni, wo sie offensichtlich ein letztes Mal gesehen wurde. Ob tot oder lebendig, konnte vor Gericht nicht geklärt werden.

Der Staatsanwalt spricht auch noch mal von der wirklich großangelegten Suchaktion bis ins Ausland. Er erklärt, dass Bianka einfach im Schlaf gestorben sein könnte. Hätte die Mutter das bekannt gemacht, wäre es nicht zum Prozess gekommen, so ein Ermittler.

„Keiner interessierte sich“

Unter dem Strich bleiben Fragen über Fragen. „Das große Problem ist, dass niemand sich wirklich für das Kind interessiert hat“, so die Präsidentin der zuständigen Strafkammer. Dieser Vorwurf richtet sich u.a. an den Zeugen J., bei dem Biankas Mutter S.B. bisher immer noch wohnt. Heile Welt scheint das nicht. Und was anfangen mit der von Zeuge J. aufgezeichneten und S.B. zugeordneten Tonaufnahme, in der eine Frauenstimme lallend sagt: „Du findest Bianka nicht, sie ist nicht mehr da, ich habe nachgeschaut, sie ist nicht mehr da, verstehst du?“ In diesen mit einem Tablet aufgezeichneten Aussagen gibt S.B. auch zu, ihre Tochter getötet zu haben.