So soll das Paris der Zukunft funktionieren

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Paris ist attraktiv. Die Bevölkerung der gesamten „Île-de-France“ soll bis zum Jahr 2050 um 1,5 Millionen Einwohner wachsen. Um eine Explosion der Immobilienpreise und einen drohenden Verkehrskollaps zu verhindern, wird schon heute das Paris der Zukunft geplant.

Das Projekt „Grand Paris“ geht auf den ehemaligen Präsidenten Nicolas Sarkozy zurück. Laut Gesetzestext soll „die Lebenswelt der Einwohner verbessert, die territorialen Ungleichheiten korrigiert und eine nachhaltige Stadt geschaffen“ werden.

Zu dem Projekt gehört auch der „Grand Paris Express“. Bis zu den Olympischen Sommerspielen im Jahr 2024 sollen vier neue Metrolinien mit 68 Haltestationen auf einer Gesamtlänge von 200 Kilometern entstehen. Mit einem Investitionsumfang von 35 Milliarden Euro ist der „Grand Paris Express“ mit Abstand das größte Infrastrukturprojekt Europas und eines der größten weltweit. Ganz abgeschlossen soll es im Jahr 2030 sein.

Ein Ende des Papierkriegs?

„Angesichts der gesellschaftlichen und technischen Entwicklung in unserem Land brauchen wir eine neue Raumordnungspolitik“, so der zuständige Minister Jacques Mézard. Dazu gehört auch der Abbau von bürokratischen Hürden. Die Erteilung der Baugenehmigungen soll vereinfacht werden, dies gilt auch für die Baunormen.

Um in Paris ein Mehrfamilienhaus zu bauen, bedarf es eines Papierkrieges, der aktuell rund 24 Monate dauert, in Zukunft sollen es nur noch zehn sein. Es werden Schritte unternommen, um den Leerstand zu bekämpfen. Laut der französischen Statistikbehörde soll es in der „Île-de-France“ 3,5 Millionen Quadratmeter freie Büroflächen geben, die nicht am Markt angeboten werden.

Wohnungsmarkt

Der französische Staat kann dieses Projekt nicht alleine umsetzen. Das Gesetz sieht eine Zusammenarbeit von öffentlichen und privaten Akteuren vor. Einer von diesen Akteuren ist der Vermögensverwalter „La Française“, der schon heute in der Pariser Region Immobilien im Wert von rund 6,9 Milliarden Euro besitzt.

„Wir investieren seit 40 Jahren in den Pariser Immobilienmarkt“, so Guillaume Pasquier, „Responsable développement foncières“. Er zeigte sich erfreut darüber, dass der Staat den „Grand Paris Express“ erstellt. „Im Umfeld der 68 neuen Metrostationen werden neue Nachbarschaften entstehen.“

„Der frühe Vogel fängt den Wurm“, meinte er. Als Pariser Platzhirsch war „La Française“ von Anfang an am Projekt beteiligt. „Wir haben bereits Land und Baurechte aufgekauft“, fuhr er fort. Oft gehörte dieses Land dem Staat, der keine Maximalpreise verlangte.

Ohne Schulen keine Kinder

„Im Gegenzug haben wir uns dazu verpflichtet, den Bau von öffentlichen Einrichtungen zu finanzieren“, so Pasquier. „Dort, wo es keine Schulen gibt, gibt es keine Kinder und auch keine Familien.“ Einrichtungen wie Schulen oder Krankenhäuser würden zwar Geld kosten, sie wirken aber auch anziehend für die späteren Einwohner.

Doch die Investoren kaufen nicht alles, was angeboten wird. „Eine Voraussetzung ist, dass das Gebiet nahe von Metrostationen liegt, besser noch an der Kreuzung von zwei Linien“, erklärte Pasquier die Vorgehensweise von „La Française“. Außerdem sind die öffentlichen Strukturen ausschlaggebend.

Wohnen im Zentrum könnte billiger werden

Pasquier glaubt nicht daran, dass mit dem Bau von Bettenburgen die Pariser Wohnkrise gemildert werden kann. „Die Gegenden, von denen wir uns am meisten versprechen, sind solche, in denen es Wohnungen, Büros und Geschäfte gibt“, so der Investor.

Auf die Frage, ob es in einigen Gegenden zu einer Gentrifizierung kommen könnte, meinte Guillaume Pasquier, dass dies nicht ausgeschlossen werden könne. Saint-Denis hätte sich ja schon durch den Bau des „Stade de France“ verändert. Das Projekt „Grand Paris“ könnte dazu führen, dass das Wohnen im Zentrum der französischen Hauptstadt billiger wird. Denn im Gegensatz zu der „Île-de-France“ wächst die Bevölkerung vom Zentrum seit Jahren nicht mehr.

„Die Wohnungskrise hat die Leute aus Paris gedrückt“, so Pasquier. Eine Entspannung auf dem Wohnmarkt könnte dazu führen, „dass die Leute wieder zurückkommen“.

Pont de Rungis

Eine Gegend, in der es laut Guillaume Pasquir „alles, bis auf Menschen“ gibt, ist das Viertel um den „Pont de Rungis“. Es befindet sich in der Nähe des Flughafens Orly, jedoch nicht in dessen Einflugschneise. „Keine Flugzeuge über den Dächern“, freute sich der Investor.
„Es gibt dort viele Jobs“, fuhr er fort. „Sogar ein großes Einkaufszentrum.“ Das nicht besonders gut ausgelastet sei. „Es ist schon kompliziert, dorthin zu gelangen.“ Dank „Grand Paris Express“ werden in naher Zukunft die Metrolinie 14 und der RER C die Gegend bedienen.

Land ist auch verfügbar. „Insgesamt 14 Hektar, die zum Teil von Logistikunternehmen genutzt wurden und jetzt brachliegen.“ Das Konsortium hat diese Gegend als Hotspot erkannt und investiert. „Eine neue Stadt wird entstehen“, so Pasquier. 4.000 Wohneinheiten auf insgesamt 200.000 m2 sind geplant. Zusätzlich werden 10.000 m2 Büroflächen gebaut und 25.000 m2 sind für die Computerspiel-Industrie vorgesehen.

Saint-Denis Pleyel

Eine der ersten Gegenden, in denen „La Française“ vier Hektar Land gekauft hat, ist die Stadt Saint-Denis, die bisher nicht für eine hohe Lebensqualität bekannt war.
Dies änderte sich jedoch bereits mit dem Bau des „Stade de France“.
„In dem Stadion werden auch die Olymischen Spiele ausgetragen“,
so Pasquier. Die Stadt befindet sich in der Nähe des Flughafens Paris-
Charles-de-Gaulle.

Dank „Grand Paris Express“ werden drei neue Metrolinien nach Saint-Denis kommen. Dann verkürzt sich die Reisezeit zum Geschäftszentrum La Défense deutlich.

„Wir sind optimistisch für die Zukunft dieser Stadt“, so Pasquier. „La Française“ ist Partner in einem Konsortium, das bis zum Beginn der Spiele 520 Wohneinheiten und 120.000 m2 Büroflächen finanziert und baut.

La Française

Der Vermögensverwalter der Genossenschaftsbank „Crédit mutuel“ wurde 1975 gegründet. „Im vergangenen Jahr durchbrachen wir die Schwelle von 70 Milliarden Euro an verwaltetem Vermögen“, freute sich Patrick Rivière, „Managing Director“ der Gruppe „La Française“. Von diesen 70 Milliarden sind 20 in Immobilien angelegt. „Wir gehören in diesem Bereich zu den Top 20 in Europa.“

Frankreich ist der Hauptmarkt der Gruppe, doch das Auslandsgeschäft soll wachsen. „Wir wollen 20 Prozent erreichen, heute sind wir bei 17 Prozent“, so Philippe Lecomte, CEO von Asset Management International. „So französisch ist ‚La Française‘ also nicht mehr.“