Neue SatellitenSES-Hoffnungsträger: Rakete von SpaceX startet für Luxemburg

Neue Satelliten / SES-Hoffnungsträger: Rakete von SpaceX startet für Luxemburg
Mit einer Stunde Verspätung hebt die Falcon-9-Rakete in Cape Canaveral ab Foto: SES

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Eine Rakete von SpaceX schickt drei Satelliten einer neuen Generation für den Luxemburger Satellitenbetreiber SES ins All.

Um 23.48 Uhr (Luxemburger Zeit), mit einer Stunde Verspätung, hat die Falcon-9-Rakete von SpaceX von der Erde abgehoben. In einem langen Bogen war ihr Abflug von Cape Canaveral aus zu verfolgen.

Für die Luxemburger Satellitenbetreiber SES ist dieser Start ein wichtiger Moment. Die drei O3B-mPower-Satelliten bezeichnet sie als Satelliten einer neuen Generation. Sie sollen dem Unternehmen aus Betzdorf dabei helfen, in einem schwieriger gewordenen Umfeld bei dem Geschäft mit Satelliten-Dienstleistungen die Nase vorn zu behalten. Das 1985 gegründete Unternehmen zählt über 70 aktive Satelliten in zwei verschiedenen Umlaufbahnen. Groß geworden war es mit der Übertragung von Videos und Fernsehkanälen. Die SES übermittelt derzeit Videos in über 360 Millionen Haushalte weltweit.

In den letzten paar Jahren war das Umfeld für die erfolgsverwöhnte SES schwieriger gewordenDas Unternehmen spürt den Druck, den Streaming-Anbieter auf die Pay-TV-Branche ausüben. Es wird weniger Satelliten-Kapazität gebucht als früher. Gleichzeitig hat der Wettbewerb in der Branche zugelegt. Neue Anbieter sind hinzugekommen.

Auf Video folgt Daten-Konnektivität

Um trotz dieser Entwicklung auch weiter wachsen zu können, arbeitet die SES bereits seit einigen Jahren am Ausbau ihres Dienstleistungs-Portfolios. Vor allem im Bereich der Daten-Konnektivität, also um etwa Verbindungen zum Internet über Satelliten anzubieten, wurden viele Anstrengungen unternommen. Beispielsweise hat sie in diesem Jahr die in den USA beheimatete Gesellschaft DRS Global Enterprise Solutions (GES) angekündigt.

Die Rakete am Freitag kurz vor dem Start
Die Rakete am Freitag kurz vor dem Start Foto: SES

Auch die drei neuen O3B-mPower-Satelliten sollen im Bereich der Daten-Konnektivität in den Einsatz kommen. Sie werden künftig 5G-Netze dort, wo es keine Glasfaserinfrastruktur gibt, untereinander verbinden und zudem in den Bereichen „Mobilität“ und „Dienstleistungen für Regierungen“ in den Einsatz kommen, so das Unternehmen. Insgesamt elf der neuen O3B-mPower-Satelliten sind geplant. Gebaut werden sie vom US-Konzern Boeing.

Ihr großer Vorteil sei ihre Flexibilität, so die SES. Im Gegensatz zu früher könne der Kunde nun entscheiden, „wann, wo und wie viel“ Bandbreite er zur Verfügung gestellt haben will. Unter anderem sollen sie Flugzeuge und Schiffe mit „Konnektivität“ beliefern können. Mit bis zu zehn Gigabyte pro Sekunde. Kunden, die auf den Dienst warten, gibt es auch bereits. Dazu zählen beispielsweise „Princess Cruises“, Microsoft und der Telekommunikationsanbieter Orange.

Die Erfüllung einer Vision

Dass die Satelliten „O3B-mPower“ heißen, ist dabei kein Zufall und hat auch nichts mit spezialisierter Technik zu tun. Es ist ein Verweis auf die 2007 gegründete Gesellschaft O3B. Der Name steht für „other three billion“, also für die anderen drei Milliarden Menschen auf der Welt, die noch keine Verbindung zum Internet haben. Er steht für die Vision der Firma: All die Menschen auf der Erde, die noch keine Verbindung mit dem Internet haben, mit der Welt zu vernetzen. Zu den Gründern von O3B zählten 2007 die Luxemburger SES, aber auch beispielsweise der Internetkonzern Google. Etwa zehn Jahre später hat die SES den kleineren Satellitenbetreiber ganz gekauft und in den eigenen Konzern integriert. Die Satelliten haben jedoch den Namen O3B behalten.

Darstellung des Satellitennetzwerks „O3B-mPower“
Darstellung des Satellitennetzwerks „O3B-mPower“ Illustration: SES

Im Gegensatz zu den traditionellen Satelliten der SES sollen die drei neuen jedoch keine geostationären (35.000 Kilometer über der Erdoberfläche) sein, sondern in der mittleren Erdumlaufbahn, in einer Höhe von etwa 8.000 km über dem Äquator kreisen. Laut dem aktuellen SES-Chef Steve Collar, der zuvor Geschäftsführer bei O3B war, hilft das, die Schnelligkeit der Verbindungen zu verbessern, verhindere aber, dass man Tausende Satelliten braucht, um die ganze Welt abzudecken. Es sei daher gleichzeitig die effizientere und die kostengünstigste Variante.

Bis die drei Satelliten auf ihrer Position ankommen, werden noch vier bis fünf Monate vergehen. In Betrieb genommen werden sollen sie dann nach einigen weiteren Tests im April 2023. Dabei haben die Satelliten bereits Verspätung. Laut dem ursprünglichen Plan hätten sie bereits Ende 2021 in den Weltraum befördert werden müssen. Sechs weitere hätten dann 2022 folgen sollen und heute bereits in Betrieb sein.

Start mit SpaceX

Den Anbieter von Raketenstarts SpaceX und den Satellitenbetreiber SES verbindet bereits eine lange Geschichte. 2013 beförderte SpaceX erstmals einen Satelliten der SES ins Weltall. Anfang 2017 war der Betzdorfer Satellitenbetreiber das erste privatwirtschaftliche Unternehmen, das es wagte, auch eine wiederverwendete Antriebsrakete von SpaceX zu nutzen, um einen Satelliten ins All zu bringen. Mit Erfolg. Seitdem nutzen die Luxemburger das neue, preiswertere Angebot von Elon Musk mit einer gewissen Regelmäßigkeit.
Auch der Luxemburger Militärsatellit GovSat war 2018 von einer Falcon 9 ins All befördert worden. Damals waren Premierminister Xavier Bettel und Armeeminister Etienne Schneider eigens für den Start nach Florida gekommen. Im Gegensatz zu heute hatte es damals beim ersten Versuch nicht geklappt. Erst einen Tag später konnte das „Mission accomplished“ verkündet werden.