Serben sind sauer wegen Sitzordnung in Paris

Serben sind sauer wegen Sitzordnung in Paris

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Die Pariser Weltkriegs- gedenkschlacht ist längst geschlagen. Doch die Sitzordnung der Würdenträger bei den Feiern im Schatten des Triumphbogens ist es, die im fernen Serbien die Gemüter noch immer schmollen und grollen lässt.

Von unserem Korrespondenten Thomas Roser, Belgrad

Dass der allgewaltige Staatschef Aleksandar Vucic als Vertreter einer Siegernation, die im Ersten Weltkrieg ein Drittel ihrer Bevölkerung verlor, in Paris nicht auf der Haupttribüne mit den Großen und Mächtigen der Welt Platz nehmen durfte, sondern fern vom Visier der TV-Kameras in der dritten Reihe der gegenüberliegenden Tribüne sitzen musste, hätte dessen Gefolge vielleicht noch verkraftet.

Doch dass ausgerechnet dessen kosovarischer Amtskollege und Widersacher Hashim Thaci auf der Ehrentribüne direkt hinter dem in Serbien sehr populären Kreml-Chef Wladimir Putin Platz nehmen durfte, hat in Belgrads regierungsnahem Pressewald einen nicht enden wollenden Sturm der Entrüstung ausgelöst.

Antiserbische Verschwörung oder nicht?

Serbien sei in Paris „erniedrigt“ worden, ärgert sich die Politika. „Schande über Euch“, erregt sich das Boulevardblatt Alo! über die französischen Gastgeber. 25 Millionen Euro hätten die „Siptari“ – das serbische Schimpfwort für Albaner – dafür gezahlt, dass Thaci hinter Putin sitzen durfte, schäumt die Postille Informer. Nur die Opposition vermag eine antiserbische Verschwörung nicht zu erkennen. Der Platz, der dem Präsidenten in Paris zugewiesen worden sei, künde nicht von Frankreichs Einstellung gegenüber Serbien, sondern von der gegenüber Vucic, ätzt der Oppositionspolitiker Dragan Djilas.

Aus seinem Ingrimm macht derweil Serbiens starker Mann mit dem ihm eigenen Pathos keinen Hehl. Wie „jeder Serbe“ habe er wegen der Sitzordnung einen „Knedl“ – einen Kloß – im Hals verspürt, so Vucic. Doch nur kurz habe er erwogen, die Feier sofort zu verlassen, aber sich dann doch entschieden, „die Position unseres Landes zu halten“: „Entweder man ist Teil der Welt oder schließt sich selbst aus.“

Gespräch mit Serben-Idol Putin

Dass Thaci sich in Paris auch noch im innigen Gespräch mit dem Serben-Idol Putin ablichten ließ, hat den Groll in Belgrad noch vergrößert. Unbekannte haben die Inschrift auf dem Sockel des für den bevorstehenden Besuch von Frankreichs Präsident Emmanuel Macron frisch überholten Denkmals der Dankbarkeit gegenüber Frankreich schwarz übersprüht. Deren Botschaft: „Wir lieben Frankreich, wie es uns 1914-1918 geliebt hat.“

Doch Liebe gegenüber dem einstigen Alliierten vermögen patriotische Geister kaum mehr zu verspüren. Wenn sich Macron vor seinem am 6. Dezember geplanten Besuch für die „Frechheit“ von Paris nicht entschuldige, werde er dessen Rede im Parlament boykottieren, erklärt per Twitter Wladimir Djukanovic, Abgeordneter der regierenden SNS. Zwar hat sich Frankreichs Botschafter mittlerweile für den „bedauerlichen Fehler“ bei der Sitzordnung öffentlich entschuldigt. Doch seine Versöhnungsbotschaft findet nur bedingt Gehör. „Erst bespuckten die Franzosen Serbien und jetzt bedauern sie es“, titelt unversöhnlich der Kurir.

Solunac
16. November 2018 - 21.57

Herr Roser, dem serbischen Präsident wurde am 11. November in Paris eigentlich Rambouillet à la française vorgespielt.

Branko
15. November 2018 - 17.27

Naja, vielleicht hat ihm Putin so sagen können , was im kosovo wirklich passiert, Nicht die Nato wird entscheiden, sondern PUTIN

Jacques Zeyen
15. November 2018 - 9.51

Noch immer sterben für's Vaterland??? Noch immer nichts hinzugelernt?? Eitelkeit und Stolz,Patria und Ehre. Dazu noch ein wenig Hetzjournalismus " ...bespucken uns die Franzosen.." und schon schlägt der dumme Mob sich wieder die Birne ein. Wenn die Führung sich nicht im Griff hat, wie soll dann das Volk sich fühlen. Beleidigtsein ist etwas für die Dummen, kommt es doch darauf an was man tut, nicht was man ist. Was Serben und Kroaten sich gegenseitig angetan haben lässt jedem einen "Knedl" im Hals stecken.

J.C.KEMP
15. November 2018 - 8.59

Demnach scheint der Erste Weltkrieg noch nicht so richtig beendet zu sein.