Sonntag26. Oktober 2025

Demaart De Maart

EditorialSei den Kindern zuliebe kein Unmensch, auch nicht im Netz!

Editorial / Sei den Kindern zuliebe kein Unmensch, auch nicht im Netz!
Junge Menschen informieren sich hauptsächlich durch soziale Medien Symbolbild: dpa/Jens Büttner

Jetzt weiterlesen!

Für 0,99 € können Sie diesen Artikel erwerben:

Oder schließen Sie ein Abo ab:

ZU DEN ABOS

Sie sind bereits Kunde?

„Rosa Lëtzebuerg“, die Interessenvertretung für LGBTIQA+-Menschen in Luxemburg, macht Ernst: Sie reicht Klage gegen einen Facebook-User und den ADR-Abgeordneten Tom Weidig ein. Worum es geht: Weidig teilte einen transfeindlichen Beitrag, den ein Gleichgesinnter mit dem Satz „Mir mussen och hei kempfen an LGTBQ vernischten“ kommentierte. Der Politiker belohnte das mit einem „Like“. Die Anzeige setzt ein klares Zeichen gegen Hetze auf den sozialen Netzwerken – und kommt mit Blick auf den „Bee Secure Radar 2025“ gerade recht. 

Der offenbart: Für die 12- bis 30-Jährigen gelten TikTok, Instagram, Facebook und Co. als Quelle Nummer eins, um sich über das Weltgeschehen zu informieren. Gleichzeitig wählen sie Cybermobbing (12- bis 16-Jährige) und die Verbreitung von Fake News (17- bis 30-Jährige) in die „Top 5“ der größten Gefahren des Internets. Dabei ist genau dies das Lebenselixier der besagten Plattformen.

Elon Musk („X“) ist inzwischen der Lieblingsmilliardär der Rechten. Zuckerberg („Meta“) biedert sich dem US-Präsidenten Donald Trump an, indem er die Kooperation mit unabhängigen Faktenprüfern in den USA beendet. „Die Faktenprüfer waren (…) politisch voreingenommen und haben mehr Vertrauen zerstört, als sie geschaffen haben“, zitiert die Tagesschau Zuckerberg. Stattdessen sollen die Nutzenden Falschinformationen melden und kontextualisieren. Spätestens seit der Corona-Pandemie ist klar, dass das zum Scheitern verurteilt ist. Für jede Unwahrheit gibt es eine Studie im Netz; jeder Datensatz lässt sich so zurechtkleben, dass er die absurdeste Argumentation zusammenhält. 

Umso beunruhigender ist ein anderer Wert aus dem „Bee Secure Radar“: Zwar checkt die Mehrheit der 17- bis 30-Jährigen Informationen bei Zweifeln gegen, doch suchen über 80 Prozent von ihnen ausgerechnet in den Kommentarspalten nach einer Richtigstellung. Das „Zentrum fir politesch Bildung“ ordnet das in dem Bericht zu Recht als besorgniserregend ein. Die dortigen Aussagen seien oft polarisierend und undifferenziert, auch auf den Websites etablierter Medien. 

Wo wir wieder bei der eingangs erwähnten Klage von „Rosa Lëtzebuerg“ und den sozialen Netzwerken wären: Auf Zuckerberg und Konsorten ist im Kampf gegen Cybermobbing und Fake News kein Verlass. Wer ihnen die Verantwortung übergibt, muss mit bösen Überraschungen rechnen. So hebt der „Meta“-Boss in den USA etwa auch die Beschränkungen zu Aussagen über Migration oder Genderthemen auf, weil sie „nicht mehr im Einklang mit der öffentlichen Meinung“ stehen. Damit erklärt er die Jagd auf marginalisierte Personengruppen für eröffnet. Obwohl sie Cybermobbing ohnehin schon stärker ausgesetzt sind als die Allgemeinheit. Das „Observatoire des discriminations 2024“ hält beispielsweise fest: 43 Prozent der nicht heterosexuellen Befragten in Luxemburg sind davon betroffen, im Vergleich zu 20 Prozent der restlichen Teilnehmenden.

Es ist deshalb tragisch, wenn die jungen Erwachsenen sich laut „Bee Secure Radar“ das Ende von Cybermobbing und von Fake News herbeisehnen – es schaut derzeit eher nach einer Verschärfung der Situation aus. Für ein „Happy End“ braucht es Gegenwind aus der Zivilgesellschaft, Vertrauen in die etablierte Presse und medienkompetente Erwachsene, die mit gutem Beispiel vorangehen. Wer in Anwesenheit von Kindern bei Rot über die Straße geht, erntet schiefe Blicke und Kritik. Dasselbe sollte allen blühen, die Straftaten im Netz verüben, denn „mir mussen och hei kämpfen, fir Haass ze vernichten“. 

mk
12. Februar 2025 - 9.01

Ohne soziale Netzwerke könnte Hass gar nicht in so grossem Stil verbreitet werden. Wenn alle sich davon abwenden würden hätten Hater und Konsorten kein Publikum mehr. Und alle anderen hätten wieder mehr Lebensqualität und Zeit für interessante Dinge.