Dienstag18. November 2025

Demaart De Maart

SanemSchornsteine auf Belval werden abgerissen – an deren Stelle soll ein begrünter Platz entstehen 

Sanem / Schornsteine auf Belval werden abgerissen – an deren Stelle soll ein begrünter Platz entstehen 
Früher, als sie noch höher waren, konnte man die Türme bereits von Leudelingen aus sehen Foto: Editpress/Fabrizio Pizzolante

Die Abrissbirnen werden künftig auf dem Boulevard de la Recherche in Belval auffahren. Denn die beiden Schornsteine der ehemaligen „Adolf-Emil-Hütte“ haben endgültig ausgedient. Eigentlich waren sie als Industrieerbe im Stadtbild des Standorts Belval vorgesehen. Doch die Renovierung gestaltet sich als zu schwierig. 

„Wir mussten leider eine Entscheidung treffen“, kommentiert Bürgermeisterin Simone Asselborn-Bintz in einem Telefonat mit dem Tageblatt das Presseschreiben ihrer Gemeinde am Dienstag. Konkret geht es dabei um die Schornsteine SI und SII der ehemaligen „Adolf-Emil-Hütte“, die gegenüber den neueren Gebäuden am Boulevard de la Recherche in die Höhe ragen. Sie wurden 1969 bzw. 1972 von der Firma Eckart und Hotop aus Saarbrücken aus rotem Backstein gebaut und waren ursprünglich 115 und 75 Meter hoch. Aus technischen und sicherheitstechnischen Gründen wurden sie 2012 zurückgebaut und sind heute noch jeweils 40 Meter hoch. Nun sollen sie abgerissen werden.

Eigentlich war vorgesehen, sie zu erhalten und ins Stadtbild des Standort Belval zu integrieren. Das Industrieerbe ist in den Straßen um die Rockhal und die Universität sehr präsent und verleiht dem Viertel einen besonderen Charakter. Doch nicht alle ehemaligen Gebäude der Stahlproduktion können erhalten werden. Mehrere erhebliche Einschränkungen, insbesondere technischer und finanzieller Art, sprechen gegen die Erhaltung der beiden Schornsteine. 

Ideenwettbewerb zur Neugestaltung

Da sie sich in einem „massiv baufälligen Zustand“ befänden und ein Sicherheitsrisiko darstellen, wäre ein Erhalt nur nach einer Generalinstandsetzung möglich. Eine vollständige Sanierung der Strukturen sei aber teuer: Die geschätzten Kosten belaufen sich derzeit wegen der Komplexität der Arbeiten auf über 6 Millionen Euro. Unter anderem würde es die Errichtung von Außen- und Innengerüsten in einer Höhe von über 40 Metern erfordern. Darüber hinaus müssten die Schornsteine auch nach einer vollständigen Restaurierung regelmäßig überwacht und umfangreichen Wartungsarbeiten unterzogen werden, deren Kosten auf mehr als eine Million Euro alle drei bis fünf Jahre geschätzt werden.

„Es ist wichtig, unser Erbe zu erhalten, aber wir müssen uns auch nach unserer Decke strecken“, sagt Asselborn-Bintz. Die Entscheidung sei „bedauerlich“ und die Türme werden sicher in den Augen der alteingesessenen Beleser fehlen. „Früher, ehe sie auf 40 Meter gestutzt wurden, konnte man sie schon von Leudelingen aus sehen“, sagt Asselborn-Bintz. Doch ihr heutiger Zustand sei einfach zu gefährlich. 

Zudem seien die Schornsteine, die stark reduziert und aus ihrem ursprünglichen industriellen Kontext herausgelöst wurden, „nicht mehr von ausreichendem öffentlichen Interesse, um einen nationalen Schutz zu rechtfertigen“, schreibt die Gemeinde in einer Pressemitteilung. Dies sei bereits 2021 vom damaligen Kulturministerium so beschlossen und vom derzeitigen Kulturminister Eric Thill (DP) so übernommen worden. 

Stattdessen soll nun die „grüne Lunge“ der Gemeinde erweitert werden, denn gleich angrenzend zu den Kaminen liegt der Park Belval. „Angedacht ist ein begrünter Platz, an dem sich die Bürger treffen und aufhalten können“, erklärt Asselborn-Bintz. „Und wir wollen, dass wenigstens die Erinnerung an die beiden ikonischen Türme erhalten bleibt. Wie das genau aussehen soll, das überlassen wir aber Stadtplanern, Landschaftsarchitekten, Künstlern und anderen Experten aus den Bereichen Stadtplanung und -entwicklung.“ Denn an diese richtet sich ein Ideenwettbewerb, der von der Kommune gemeinsam mit der Entwicklungsgesellschaft Agora im November gestartet wird.