Reckingen/MessRohr verstopft Rohr: Deswegen lief das Abwasser in den Bach

Reckingen/Mess / Rohr verstopft Rohr: Deswegen lief das Abwasser in den Bach
Nach der Verschmutzung wurde ein Sauerstoffspender in der Mess installiert Foto: AGE

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Vor etwa drei Wochen beschwerten sich die Bewohner von Reckingen/Mess über einen Gestank, der aus der Mess zu kommen schien. Der Grund: Abwasser lief in den Bach. Laut Kläranlagenbetreiber SIVEC verstopfte ein abgeschnittenes Rohr den Kanal.

In Reckingen/Mess stank es am 30. Juni gewaltig. Schmutzwasser geriet in die Mess und sorgte dafür, dass es im Dorf stark nach Abwasser roch. Der Schuldige: ein abgeschnittenes, 20 Zentimeter breites Rohr. Das Stück verstopfte den Zulaufkanal zur Kläranlage, der mit einem Durchmesser von 30 Zentimeter nur knapp größer ist als das Rohr. „Die Verstopfung war also nicht permanent und nicht komplett – deswegen hat man das nicht beachtet“, sagt Romain Labonté, technischer Zuständiger beim Kläranlagenbetreiber „Syndicat intercommunal à vocation écologique“ (Sivec). Je nach Ausrichtung des Stückes war der Zulaufkanal manchmal mehr und manchmal weniger verstopft.

Das Wasserwirtschaftsamt habe Labonté am Donnerstagmorgen über das Problem informiert. „Wir haben uns das sofort angeschaut und Lamesch Bescheid gegeben“, sagt Labonté. Bis abends 10 Uhr hätten sie unter anderem den Kanal ausgespült und einen Sauerstoffspender installiert, der den Sauerstoffgehalt des Wassers anreichern sollte. Am Tag darauf sei der Kanal dann mit einer Kamera untersucht worden. Das Stück Rohr konnte schlussendlich aus einem Zwischenschacht gehebelt werden.

Da das Wetter davor relativ trocken war, konnte bei der Kläranlage im Voraus keine Anomalie festgestellt werden. „Erst beim Regen hat sich das abgeschnittene Rohr dann wahrscheinlich gedreht und einen Teil vom Kanal verstopft“, so Labonté. Wo das Stück genau herkomme, sei nicht bekannt. Labonté geht davon aus, dass das Rohr von irgendeiner Baustelle in Dippach, Reckingen/Mess oder Schouweiler stammt und dort in die Kanalisation gelangt ist. „So etwas kann auf einer Baustelle passieren“, sagt der 50-Jährige.

Wegen der Verstopfung sei das Abwasser dann, als der Starkregen einsetzte, zum Teil in den Bach geflossen. Das sei allerdings ganz normal. „Kanäle werden für eine gewisse Abflussmenge gebaut. Natürlich kann man einen Kanal nicht so dick bauen, dass das ganze Regenwasser zur Kläranlage geführt wird – das würde die Kosten sprengen“ sagt Labonté. Deswegen läuft das überschüssige Regenwasser dann über. „Und das ist auf der ganzen Welt so.“

Problem Schmutzwasser

Romain Labonté ist beim Kläranlagenbetreiber „Syndicat intercommunal à vocation écologique“ (Sivec) zuständig für die Technik
Romain Labonté ist beim Kläranlagenbetreiber „Syndicat intercommunal à vocation écologique“ (Sivec) zuständig für die Technik Foto: Editpress/Didier Sylvestre

Das Problem sei allerdings gewesen, dass das Wasser, das in die Mess lief, so schmutzig war. Vor allem bei Stoßregen, wie er an dem Tag niederging, werde viel Schmutz aus dem Kanal ausgespült. Der erste stark verschmutzte Stoß Wasser sei nicht komplett bis in die Kläranlage gekommen und zum Teil in die Mess gelaufen. Grundsätzlich funktioniert das System laut Labonté so: Das Wasser läuft zuerst in eine Kammer. Diese ist mit einem Kanalrohr von 30 Zentimeter Durchmesser an die Kläranlage angebunden. Alles, was von der Kläranlage nicht abgepumpt wird, staut sich in der Kammer an, bis es das Rohr erreicht, das in der Mess mündet.

Das Wasserwirtschaftsamt arbeite schon länger mit den Gemeinden zusammen, um alle Regenüberläufe zu erfassen und die Kanalisation besser auf derlei Vorfälle vorzubereiten. Regenrückhaltebecken, die die erste Schmutzfracht abfangen, sollen dabei helfen. Das Wasser, das danach kommt, ist wesentlich sauberer und kann in den Bach geleitet werden. Wenn der Regen dann vorbei ist, wird die Schmutzfracht aus der Kammer Richtung Kläranlage gepumpt. „Dadurch kann man beispielsweise vermeiden, dass Toilettenpapier nach Überschwemmungen an den Bäumen hängt“, sagt Labonté.

Reckinger Kläranlage wird geschlossen

Reckingen/Mess, Schouweiler und Dippach haben laut Labonté in den vergangenen Jahren viel Geld in diese Schutzmaßnahmen investiert. „In Schouweiler wird demnächst ein großer Staukanal fertig, in Dippach/Gare wird auch gerade einer gebaut und sie bauen bei der Reckinger Kläranlage unter anderem ein Regenrückhaltebecken“, so Labonté. „In Reckingen/Mess sind sie dabei, das Loch zu graben – ich schätze, dass das Becken Ende nächsten Jahres fertig wird.“

Sobald diese Arbeiten abgeschlossen seien, könne die Reckinger Kläranlage abgerissen werden – sie sei zu klein. Das Abwasser soll in Zukunft nämlich sofort bis zur Schifflinger Kläranlage laufen. „Ich bin ehrlich gesagt froh, wenn sie nicht mehr da ist. Kleine Kläranlagen sind immer viel anfälliger für Wetter- und Schmutzfrachtschwankungen“, erklärt Labonté. Große Anlagen, wie die in Schifflingen, würden große Frachten viel besser vertragen.

Die toten Fische trieben auf der Wasseroberfläche des Dipbech
Die toten Fische trieben auf der Wasseroberfläche des Dipbech Foto: Editpress/Alain Rischard

Tote Fische wegen Verschmutzung in Esch

Etwa eine Woche nach dem Vorfall in Reckingen/Mess wurden aus dem Escher Dipbech 60 Kilogramm tote Fische gezogen. Zunächst vermuteten die Experten die Witterungsbedingungen als Ursache – wegen der Hitze und Dürre hatte die Dipbech einen sehr niedrigen Wasserstand.

Der fehlende Sauerstoff war allerdings auf eine externe Verschmutzung zurückzuführen, wie das Wasserwirtschaftsamt am 12. Juni schrieb. Das habe die Analyse der Wasserprobe ergeben. Abwasser aus den Abwasserkanälen der Stadt Esch habe demnach zum Absinken des Sauerstoffgehalts im Wasser und so zum Fischsterben geführt. Der Abfluss wurde von den Gemeindediensten gestoppt, hieß es weiter in der Mitteilung.