13. November 2025 - 6.47 Uhr
StatecRegierung unter Druck: Sozialbarometer zeigt hohe Armutsgefährdung für Luxemburg
20 Prozent von Luxemburgs Einwohnern – insgesamt 130.000 – waren 2024 von Armut oder sozialer Ausgrenzung betroffen. Das hat das nationale Statistikamt Statec auf einer Pressekonferenz am Mittwoch bei der Vorstellung seines alljährlichen Berichtes „Travail et cohésion sociale“ bekannt gegeben. Ein Bericht, den sich Familienminister Max Hahn (DP) etwas genauer anschauen dürfte. Denn damit steht fest: Zwei Jahre, nachdem Premierminister Luc Frieden (CSV), damals noch als Formateur, den Kampf gegen die Armut zur Priorität der CSV-DP-Regierung auserkoren hat, hat sich im Wesentlichen nur wenig verändert. Die Erwartungen an den Aktionsplan zur Bekämpfung der Armut, der im Dezember von Hahn vorgelegt werden soll, werden nicht kleiner.
Das Armutsrisiko der Bevölkerung liegt dem Statec zufolge bei 18,1 Prozent. Besonders junge Erwachsene (24,1 Prozent) und Alleinerziehende (32 Prozent) sind vom Armutsrisiko betroffen. Die Zahl der Armutsgefährdeten steigt auf bedenkliche 26,9 Prozent der Bevölkerung an, wenn vom verfügbaren Einkommen die Kosten für Logement, Versicherungen oder Energiekosten (sogenannte „dépenses pré-engagées“) abgezogen werden.
Dazu zählen auch die Ungleichheiten zwischen den ärmsten und reichsten Einwohnern des Landes. Die reichsten 20 Prozent des Landes haben laut Statec einen fünffach höheren Lebensstandard als die ärmsten 20 Prozent. Der Gini-Koeffizient liegt in Luxemburg mit einem Wert von 30,1 Prozent knapp über dem EU-Durchschnitt.
Gini-Index
Der Gini-Index misst die Ungleichheit bei der Einkommensverteilung in einem Land. Der Gini-Index variiert dabei zwischen 0 (perfekte Gleichverteilung) und 1 (maximale Ungleichheit). Luxemburg hat einen Gini-Index von 0,301 (30,1 Prozent). In der EU hat im Jahr 2024 Bulgarien den höchsten Gini-Index mit 38,4 Prozent, während die Slowakei den niedrigsten Wert von 21,7 Prozent aufweist. Luxemburgs Nachbarländer weisen allesamt einen niedrigeren Wert auf als das Großherzogtum. Der Durchschnitt der Eurozone beträgt 29,9 Prozent.
„Sozialbarometer“
Der „Rapport travail et cohésion sociale“ sei das soziale Barometer des Großherzogtums, sagte Statec-Direktor Tom Haas bei der Vorstellung am Mittwoch. Dieses Jahr haben sich die Forscher am Statec vor allem mit der alternden Bevölkerung und den daraus resultierenden Konsequenzen für Luxemburg befasst. Ein Thema, das nicht zuletzt durch die anhaltende Rentendiskussion in den vergangenen Monaten die Luxemburger Politik beschäftigte.
Luxemburgs Bevölkerung wird immer älter. Diese Feststellung des Statec ist nicht neu und erklärt sich durch zwei über Jahre andauernde Phänomene. Erstens: Die Lebenserwartung steigt kontinuierlich und liegt mittlerweile bei 85,3 Jahren für Frauen und 81,2 Jahren für Männer. Zweitens: In Luxemburg werden immer weniger Kinder geboren. Einzig und allein der Zuzug von jungen Arbeitskräften nach Luxemburg würde diesen Trend derzeit abschwächen, heißt es vonseiten des Statec.
Mit einer alternden Bevölkerung geht jedoch auch einher, dass immer mehr ältere Menschen noch in späteren Lebensabschnitten aktiv bleiben. Waren 2004 lediglich 30,8 Prozent der Altersgruppe 55 bis 64 Jahre auf dem Arbeitsmarkt aktiv, sind es 2024 48,3 Prozent gewesen, was einen Anstieg von 57 Prozent bedeutet. Eine Tendenz, die sich den Projektionen des Statec zufolge in den kommenden Jahren weiter verstärken wird. Im gleichen Zeitraum ist die durchschnittliche Karrieredauer von 30 auf 35 Jahre gestiegen. Bemerkenswert ist ebenfalls, dass der Anteil der Frauen im Alter von 55 bis 64 Jahren, die auf dem Arbeitsmarkt aktiv sind, sich seit 2003 fast verdoppelt hat. Mittlerweile sind 43,5 Prozent der Frauen in der Alterskategorie erwerbstätig. Dennoch gehen viele Arbeitnehmer noch vor dem eigentlichen legalen Renteneintrittsalter von 65 Jahren in Rente. In Luxemburg beträgt das durchschnittliche Renteneintrittsalter 60,4 Jahre – was ebenfalls unter dem europäischen Durchschnittsalter von 61,3 Jahren liegt.
De Maart

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