Eine Reise durchs PérigordPolizeichef Bruno macht den Reiseführer

Eine Reise durchs Périgord / Polizeichef Bruno macht den Reiseführer
Leben wie Gott im Périgord: Wer alte Steine, Geschichte und Sonnenblumen mag, kommt im Südwesten Frankreichs definitiv auf seine Kosten. Wenn dann noch Polizeichef Bruno als Reisebegleiter Gesellschaft leistet, kann eigentlich nichts mehr schiefgehen. Foto: Marco Goetz

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Mit seinen Bruno-Romanen hat der schottische Autor Martin Walker eine Liebeserklärung ans Périgord  geschrieben. Die mittlerweile zwölf Bücher sind Krimi, Kochbuch, Kunst-, Wein- und Reiseführer in einem. Sie eignen sich somit bestens als Begleiter auf einer Entdeckungsfahrt durch eine der schönsten Gegenden Frankreichs.

Gestatten, das ist Bruno. Unser Reisebegleiter. Genau der richtige. Bei einer Entdeckungsfahrt durchs Périgord zeigt er alle Qualitäten eines Fremdenführers. Im Grunde ist der sympathische Mann Polizeichef in Saint-Denis und als solcher ermittelt er an jenen Orten, die eine Reise in den Südwesten Frankreichs so lohnenswert machen. Aber Bruno existiert eigentlich nicht und auch Saint-Denis gibt es nicht wirklich. Person und Ort sind dem Kopf des schottischen Autors Martin Walker entsprungen. Aber das sollte niemanden stören, denn die Fiktion ist sehr nahe an der Realität.

Walker sorgt mit präziser Ortskenntnis und emphatischer Beobachtungsgabe für Authentizität in der „erfundenen“ Welt seiner Bruno-Romane. Und genau genommen haben sein Bruno und Saint-Denis Vorbilder in der wirklichen Welt. Saint-Denis ähnelt in vielem der Ortschaft Le Bugue am Fluss Vézère – dort, wo sich der heute 74-jährige Martin Walker vor rund 20 Jahren niedergelassen und wo Polizeichef Pierre Simonet ihn zur Hauptperson seines Romans inspiriert hat.

Einladung

Walkers Bücher sind Krimi, Kochbuch, Kunst-, Wein- und Reiseführer in einem. Die seit 2008 erscheinenden Bruno-Romane sind eine wahre Liebeserklärung an die Landschaft des Périgord, an seine Menschen, ihre Geschichten und an eine reiche Geschichte, die die Gegend im Südwesten Frankreichs prägt. Vor allem aber sind sie eine Einladung, gar eine Aufforderung, das Périgord zu besuchen.

Martin Walker sagt von sich, dass er nur über Dinge schreiben könne, die er kenne. Mit Freude stellt man als Leser und Reisender fest, dass der Autor viel herumgekommen sein muss im Périgord. Seine Beschreibungen sind sehr detailliert und recherchiert. Die Personen sind allesamt erfunden, haben aber so wie die Figur des Bruno Vorbilder im richtigen Leben, meistens handelt es dabei sich um Freunde des Schriftstellers. Bezeichnungen und Beschreibungen der Landschaft und Orte entsprechen hingegen immer der Wirklichkeit.

Dazu gehören auch die vielen Burgen und Renaissanceschlösser, die sich in der Gegend von Le Bugue und rund um die Flüsse Dordogne und Vézère befinden. Commarque zum Beispiel oder Fenelon, Montfort, Castelnaud sowie das mittelalterliche Beynac, das sich rühmen darf zu den besterhaltenen Burganlagen Frankreichs zu gehören und dessen Besitzer vor Jahrhunderten Richard Löwenherz war. Einen herausragenden Platz unter denen zu besichtigenden Schlössern nimmt „Les Milandes“ ein. Im jüngsten Bruno-Roman „Connaisseur“ erfährt man, dass die Sängerin, Tänzerin und Schauspielerin Joséphine Baker von 1938 bis 1968 dort gelebt und gewirkt hat.

Bei der Besichtigung des Schlosses macht man näher Bekanntschaft mit jener Person, die in den USA geboren wurde und Frankreich zu ihrer Wahlheimat machte. Im Zweiten Weltkrieg stellte Joséphine Baker sich in den Dienst von De Gaulles „Freiem Frankreich“, sie unterstützte die Résistance, versteckte jüdische Flüchtlinge und arbeitete für den Geheimdienst. Nach dem Krieg hat Joséphine Baker zwölf Kinder aus Armen- und Waisenhäusern von fünf Kontinenten adoptiert und Schloss „Les Milandes“ sowie den Garten zum Zuhause für ihre „Regenbogenfamilie“ gemacht.

Gärten und Städte

Kunstvoll gestaltete Gärten finden sich zuhauf im Périgord. Jene von Marqueyssac zum Beispiel, die mit ihrem Labyrinth aus hundertjährigen Buchsbäumen majestätisch auf einer Anhöhe über der Dordogne thronen. Eine Augenweide sind auch die „Jardins d’Eyrignac“, wo sich Gäste während des Sommers an den Montagabenden zum „Piquenique blanc“ einfinden und in die Nacht hineintanzen und diskutieren. Gut möglich, dass Martin Walker diesen Ort demnächst mal zum Tatort macht. Am nächsten Roman schreibt er jedenfalls schon. „Tausend Wörter pro Tag“, wie er in einem Interview sagte.

Wer auf Walkers Spuren unterwegs ist, stößt früher oder später auf die größeren Städte des Périgord. Périgueux zum Beispiel, mit seiner Kathedrale, die Modell stand beim Bau der Basilika Sacré-Coeur in Paris. Oder Bergerac, dessen bekanntester Bürger namens Cyrano zwar „nur“ eine Romangeschichte ist, trotzdem in der Stadt allgegenwärtig ist. Mit Bruno dürfte das in den nächsten Jahren einen ähnlichen Verlauf nehmen, besonders da die Bücher jetzt auch ins Französische übersetzt werden.

Die beeindruckendste der Städte dürfte Sarlat sein. Das weitläufige und homogene mittelalterliche Stadtbild hat bereits oft in Historienfilmen als Kulisse gedient, erzählt Katia Veyret, Chefin des Tourismusbüros. Kenntnisreich redet sie auch über die Weine der Gegend, über die Menschen und ihre Gepflogenheiten und über Orte, die man nicht verpassen sollte. Ihre Begeisterung für „ihr“ Périgord ist ansteckend, womit sie sich durchaus in einer Liga mit Martin Walker wähnen darf.

Wer ins Périgord reist, sollte Gefallen an ländlichen Gegenden und an Geschichte haben. Zum Beispiel am Hundertjährigen Krieg (1337-1457) und seinen Schlachten, bei denen, besonders auch im Périgord, Franzosen und Engländer unerbittlich aufeinandertrafen.

Unsere Vorfahren

Das Interesse sollte aber noch weiter zurückreichen. Wer sich zum Beispiel schon mal gefragt hat, woher die Bezeichnung „Cro-Magnon“-Mensch stammt, der wird im Périgord fündig. In einer Halbhöhle am Ortsrand von Les Eyzies-de-Tayac-Sireuil wurden nämlich 1868 beim Bau einer Eisenbahnlinie die ersten Überreste des Cro-Magnon-Menschen, des modernen Menschen, gefunden. Der Name ist vom okzitanischen Wort „Cro“ (Vertiefung, Mulde) sowie „Magnon“, dem Namen des ehemaligen Besitzers des Geländes, abgeleitet.

Zu was der vor rund 25.000 Jahren lebende Homo sapiens fähig war, kann man besonders gut in den Höhlen von Lascaux entdecken. Leider ist das Original nicht mehr zugänglich, da die Atemluft der Besucher zu großen Schaden an den Höhlenmalereien angerichtet hat. Aber auch Lascaux IV, die quasi komplette und originalgetreue Kopie der Höhle und der Tierzeichnungen, lässt einen mehr als staunen.

Wer noch weiter in der Geschichte zurückreisen möchte, sollte eine der vielen anderen Höhlen des Périgord besichtigen, zum Beispiel die „Gouffre de Proumeyssac“, eine Tropfsteinhöhle gigantischen Ausmaßes und einem seit diesem Jahr neuen „Son et Lumière“-Spektakel. Martin Walkers renoviertes Landhaus liegt übrigens direkt um die Ecke.

Wie Gott im Périgord

In den Bruno-Romanen dürfen selbstverständlich auch die Spezialitäten der Küche des Périgord, allen voran schwarze Trüffeln und Gänseleber, nicht fehlen. Sei es sozusagen als Zutaten bei einem Mordfall oder natürlich bei Rezepten, die Verwendung finden, wenn Bruno seine Freunde mal wieder zu einem üppigen Abendmahl einlädt. Dann gibt es unter anderem Omelette, Spargel und „Tomme d’Audrix“. Mit Olivenöl kocht Bruno nicht. In der klassischen Küche des Périgord wird stattdessen Schweineschmalz, Enten- oder Gänsefett sowie Butter und Nussöl verwendet.

LINKS Nützliche Adressen

sarlat-tourisme.com
location-vacances-dordogne.fr
brunoaufdeutsch.com

Die Weine der Region nehmen in den Bruno-Romanen einen besonderen Platz ein. Alle erwähnten Weine habe er verkostet und die Produzenten besucht, sagt Walker. Bei hohen Temperaturen passt der „Blanc sec de Bergerac“ hervorragend. Wer es etwas süßer mag, kann einen Monbazillac versuchen oder, wie von Katia Veyret empfohlen, einen „Le Rosette“. Der Rosette ist ein milder, weicher Wein von strohgelber Farbe. Vom Geschmack her ist er blumig und fruchtig. Daher passe ein Rosette gut zu Meeresfrüchten, aber auch zu Pilzen und Trüffelgerichten, heißt es. Auch als Aperitif wird er offensichtlich gerne genossen.

Ein zweiwöchiger Urlaub ist leider nicht genug, um das Périgord kennenzulernen, er reicht aber aus, um leicht süchtig zu machen, auf jeden Fall aber, um die Lust auf eine Rückkehr zu wecken. Bettina und Christophe brauchen sich darüber keine Gedanken mehr zu machen. Für die beiden Aussteiger ist das Périgord zur neuen Heimat geworden. Nach fast 20 Jahren in Luxemburg haben sich die Deutsche und der Belgier vor rund einem Jahr in Pressignac-Vicq einen Traum erfüllt. Nahe Le Bugue, dort wo auch Martin Walker wohnt, haben sie einen stattlichen Bauernhof gekauft und liebevoll renoviert. Dort vermieten sie heute Gästezimmer und Ferienwohnungen.

Wenn man dann bei Sonnenuntergang und einem Gläschen „Blanc sec de Bergerac“ auf der Terrasse des stattlichen Anwesens sitzt und in den weitläufigen Garten und die Landschaft dahinter blickt, dann versteht man endgültig, warum es heißt, leben wie Gott in Frankreich – äh, wie im Périgord natürlich!

Martin Walker

Martin Walker, 1947 in Schottland geboren, studierte in Oxford und Harvard. Er ist Historiker, politischer Journalist, heute vor allem aber Schriftsteller. Seit fast 20 Jahren lebt er mit seiner Familie in Südfrankreich, im Périgord, nahe Le Bugue. Seit 2008 entstehen dort seine Kriminalromane mit Bruno, dem lokalen Polizeichef als Hauptdarsteller. Dabei handelt es sich um mehr als nur Krimis, zwölf sind es inzwischen, sondern um eine Liebeserklärung ans Périgord, seine Bewohner, Landschaften und kulinarische Spezialitäten. Es sind Geschichten, die mit jahrtausendealter Geschichte verwoben sind. Sehr anschaulich schildert Walker das auch in seinem Roman „Schatten an der Wand“. In diesem spannenden Buch erzählt der Autor auf drei Ebenen: erstens zur Zeit der Höhlenmenschen, zweitens zur Zeit des Zweiten Weltkrieges und der französischen Résistance 1944 und drittens in der Gegenwart. Walkers Bücher sind in mittlerweile 18 Sprachen übersetzt und alleine die deutschsprachige Auflage erreicht ein Millionenpublikum. Für den Tourismus im Périgord ist Walker ein wichtiger Botschafter.

titi
20. August 2020 - 9.29

Die Krimis von Martin Walker sind absolut lesens-und empfehlenswert.

André
17. August 2020 - 16.55

Ich binn im Périgord geboren. Es ist wirklich die schœneste Gegend der Welt....