Mittwoch5. November 2025

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EditorialPionierarbeit soll belohnt bleiben: SES ist für Luxemburg mehr als ein einfaches Unternehmen

Editorial / Pionierarbeit soll belohnt bleiben: SES ist für Luxemburg mehr als ein einfaches Unternehmen
Für Luxemburg ist der Satellitenbetreiber SES mehr als nur ein gewöhnliches Unternehmen Foto: Editpress/Hervé Montaigu

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Gegen Ende dieser Woche hatte Appaloosa für Aufregung gesorgt. Der Hedgefonds aus den USA, der laut eigenen Angaben mehr als sieben Prozent der Anteile am Satellitenbetreiber SES hält, fordert weitreichende Änderungen in der Unternehmensstruktur – mit potenziell gravierenden Folgen für Luxemburgs Einfluss auf die Gesellschaft.

Die größte und sichtbarste Forderung des Fonds zielt darauf ab, die Sperrminorität des luxemburgischen Staats von 33,33 Prozent bei den Stimmrechten abzuschaffen. Das Land erhält gleichzeitig nur 16,67 der wirtschaftlichen Rendite.

Der Fonds bezeichnet diese Struktur als „antiquiertes Relikt, das Aktionäre benachteiligt und Investoren und Kunden davon abhält, das Unternehmen als seriöses Wirtschaftsunternehmen ernst zu nehmen“. Er fordert eine Modernisierung der Kapitalstruktur. Die SES feiert dieses Jahr ihren 40. Geburtstag.

Aus Sicht des Fonds, dessen einziges Ziel ein möglichst hoher Finanzgewinn ist, ist diese Forderung sinnvoll: Die Entwicklung des Aktienpreises der SES ist ein Trauerspiel. In den letzten zehn Jahren hat die Aktie fast 90 Prozent an Wert verloren.

Würde man die staatliche Sperrminorität aufgeben, würde der Aktienkurs des Unternehmens wohl deutlich durch die Decke gehen. Hintergrund ist, dass es in diesem Fall wahrscheinlich nicht lange dauern dürfte, bis ein größeres Unternehmen ein Übernahmeangebot abgeben würde. Aktuell ist die SES mit einem Börsenwert von rund zwei Milliarden nämlich ein wahres Schnäppchen. Da der Luxemburger Staat jedoch eine Sperrminorität bei den Stimmrechten hält, ist das Unternehmen unverkäuflich – und damit nur wenig interessant für spekulierende Investoren, was den Aktienpreis unten hält. Alle Anteilseigner, also auch der Staat, würden demnach finanziell von einem solchen Schritt profitieren.

Doch die Medaille hat eine zweite Seite, die einen Investor, der auf schnelle Renditen setzt, kaum interessiert. Die weitere Zukunft der SES würde, nach einer Übernahme, wohl nicht mehr von Luxemburg aus bestimmt werden. Ähnlich wie es in der Vergangenheit bereits bei Firmen wie CLT/RTL, Clearstream oder Arbed geschehen ist.

Mit dem Errichten der Sperrminorität bei den Stimmrechten haben die Gründer der SES eine Sicherheit eingebaut. Ohne sie wäre der erfolgreiche Satellitenbetreiber schon lange kein Luxemburger Unternehmen mehr, sondern Teil eines internationalen Konzerns mit einer kleinen lokalen Niederlassung hierzulande.

Dabei hat der Staat seine Sonderrolle bei SES verdient: Ohne das Risiko, das die Regierung vor 40 Jahren für den Staatshaushalt auf sich genommen hatte, um den ersten Satelliten zu finanzieren, gäbe es das Unternehmen heute nicht. Damals fanden sich nämlich kaum private Investoren, um in diese Pionierarbeit zu investieren.

Die SES ist zudem nicht nur ein einfaches Unternehmen, sondern auch ein strategisches Asset Luxemburgs. Das hier gesammelte Fachwissen strahlt auf die Forschung und auf die gesamte Wirtschaft aus. Auch aus der Landesverteidigung ist es nicht wegzudenken, etwa mit Projekten zur gesicherten Kommunikation wie Govsat.

Der Fonds hat aber noch eine zweite Forderung: Er wünscht sich eine Veränderung der „Governance“, der Unternehmensführung der SES. Das scheint auch die Geschäftsführung so zu sehen. Sie beabsichtigt laut Mitteilung zum Jahresergebnis 2024, diesbezügliche Änderungen vorzuschlagen.

In diesem Punkt hat die Kritik des Fonds demnach wohl einen wunden Punkt getroffen: Ein Verwaltungsrat sollte in der Tat nicht aus wichtigen und verdienten Staatsbeamten bestehen, die man für eine allgemein gute Arbeit belohnen möchte, sondern aus anerkannten und vernetzten Experten und Spezialisten, die Fachwissen einbringen und das Unternehmen voranbringen.