KinderschutzOKaJu fordert Aktionsplan für Kindergesundheit

Kinderschutz / OKaJu fordert Aktionsplan für Kindergesundheit
Ombudsmann Charel Schmit (2.v.l.) wurde von Marzenka Krejcirik, Magali De Rocco, Véronique Louazel und Marine Henry (v.l.) unterstützt Foto: Editpress/Julien Garroy

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Bei der Gesundheitsversorgung von Kindern müsse Luxemburg noch einiges verbessern, so der neue Bericht des Ombudsmannes für Kinder und Jugendliche. Insbesondere der Zugang zu Angeboten sei stark von sozialen Faktoren abhängig.

Der OKaJu (Ombudsman für Kinder und Jugendliche) beschäftigt sich mit dem Wohlergehen junger Luxemburger. Zum zweiten Mal wurde nun ein Jahresbericht vorgelegt. Der Schwerpunkt liegt in diesem Jahr auf dem Zustand der Gesundheitsversorgung von Kindern bis 12 Jahre.  

Ein grundlegendes Problem sei laut den Experten vom OKaJu der Fachkräftemangel im Gesundheitsbereich. Es gebe zu wenig Allgemeinmediziner, Kinderärzte, Kinderpsychiater und qualifiziertes Pflegepersonal. Dadurch verzögerten sich Diagnosen und die anschließenden Behandlungen. Da die Zahl der Kinder, die das luxemburgische Gesundheitssystem in Anspruch nehmen, steigt, werde sich das Problem ohne Gegensteuern verstärken. Als Lösung schlägt der OKaJu vor, das Ausbildungsangebot für die Pädiatrie zu verbessern. „Das Kinderkrankenhaus muss praktisch ein Universitätsklinikum werden“, sagte Charel Schmit, Kinderrechtsbeauftragter und Ombudsmann. 

Grundsätzlich sei der zentralisierte Organisationsansatz um das „Centre hospitalier de Luxembourg“ (CHL) positiv, da er neben der Notfallversorgung ein breites Spektrum an spezialisierter Pädiatrie biete. Die Grundversorgung in der Breite könne jedoch durch multiprofessionelle Praxen verbessert werden, wo Allgemeinmediziner mit Kinderärzten, Psychologen, Logopäden und anderen Fachkräften kooperieren. Zudem sei die häusliche palliative Betreuung nicht funktionsfähig, weil dafür bislang die Mittel fehlten. 

Bezüglich der Versorgung von Missbrauchsopfern fordert der OKaJU die Einführung von sogenannten Kinderschutzgruppen in jedem Krankenhaus. Die von Fachpersonal besetzten Teams stellen beispielsweise in der Schweiz eine schnelle und angemessene Versorgung und eine zeitnahe Aufnahme von Beweisen sicher, um eine Verurteilung des Täters zu ermöglichen. 

Einen Schwerpunkt legt der Bericht auf die mentale Gesundheit von Kindern und Jugendlichen. In den letzten Jahren habe es einen Anstieg an Fällen im kinderpsychiatrischen Bereich gegeben. Bei der psychischen Gesundheit gäbe es in medizinischer, erzieherischer, familiärer als auch sozialer Hinsicht einen Rückstand hinsichtlich der Früherkennung mentaler Probleme. Als positive Entwicklung nannten die Experten, dass der Koalitionsvertrag Prävention und Früherkennung auf das gleiche Niveau wie die kurative Medizin stelle.

Soziale Frage 

Der OKaJu bemängelt, dass für Kinder in vulnerablen Gruppen deutliche Nachteile im Gesundheitssystem bestehen. Dies betreffe Kinder, die in unsicheren Verhältnissen leben, die von sozialer Ausgrenzung betroffen sind, die in Exil- oder Einwanderungsfamilien leben und Kinder mit einer Behinderung oder psychischen Erkrankung. Insbesondere prekäre Lebenssituationen führten zu einer weitaus schlechteren Gesundheitsversorgung. Die Sozialversicherung für Kinder im Alter von 0 bis 12 Jahren basiert derzeit auf dem privaten Vorschuss der Behandlungskosten. Dies stelle Familien mit niedrigem Einkommen vor Schwierigkeiten. Vor allem im Norden Luxemburgs gäbe es für Kinder einen deutlich schlechteren Zugang zum Gesundheitssystem. Bei zugezogenen Familien bestünden Hindernisse aufgrund von Sprachbarrieren und kulturellen Unterschieden, weshalb eine bessere interkulturelle Mediation im Gesundheitsbereich geschaffen werden müsse. 

Nationale Strategie 

Ein Paradigmenwechsel sei in Bezug auf das aktuelle Finanzierungsmodell des Gesundheitssystems nötig, welches auch heute noch auf Art und Anzahl der konkreten Leistungen blicke, statt auf das Ergebnis. Das Leitmotiv wirtschaftlicher Effizienz käme insbesondere Kindern nicht zugute, da ihre speziellen Bedürfnisse mehr Geduld, Vertrauen und Kommunikation erforderten.  

Zudem sei die Datenlage schlecht, da Luxemburg nicht über ein systematisches, epidemiologisches Monitoringsystem für die Kindergesundheit verfüge. Auch die Präventions- und Hilfsangebote sind laut dem Bericht sehr unübersichtlich. Ärzte, Betreuer und Eltern seien oft nicht in der Lage, die richtige Kontaktstelle zu finden. Laut OKaJu bestehen Lücken in der Koordinierung von medizinischer und sozialer Unterstützung. Dies betrifft vor allem Überschneidungen zwischen dem Gesundheits- und dem Bildungssystem. 

Der OKaJu fordert eine Zentralisierung der Informationen und einen integrierten Ansatz für die Gesundheitsversorgung von Kindern. Prävention und Erziehung müssten, ebenso wie die kurative, rehabilitative, palliative Versorgung, mit der sozialen Integration der Kinder zusammen gedacht werden. „Kannersanté muss mit präventiven Angeboten verbunden werden“, forderte Schmit. Dem Ombudsmann fehlt eine politische Vision. Um Bedürfnisse zu identifizieren und Prioritäten setzen zu können, brauche es eine nationale Strategie für eine bessere Gesundheitsversorgung von Kindern und Jugendlichen.