EditorialNi hao Tristesse

Editorial / Ni hao Tristesse
 Foto: AFP/Noel Celis

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„Ni hao“ bedeutet „Guten Tag“ auf Chinesisch. Ob die Tage bei den Olympischen Winterspielen in Peking jedoch gut werden, ist derzeit mehr als fraglich. Über Olympia 2022 hängt zwölf Tage vor der Eröffnungszeremonie eine dicke graue Wolke. Eine Wolke gefüllt mit Omikron, Kunstschnee  und Menschenrechtsverletzungen.

Dass die Olympischen Spiele und generell der Sport immer politischer werden, daran sind die verschiedenen Dachverbände selber schuld. Mit China trägt ein Land die Winterspiele aus, das ethnische und religiöse Minderheiten unterdrückt, die Todesstrafe weiter einsetzt, Folter als Mittel zum Zweck nutzt und in dem der Begriff Meinungsfreiheit noch nicht angekommen ist.

Nun wird ja immer behauptet, dass Sportveranstaltungen auf diese Probleme aufmerksam machen können. Die Realität sieht aber anders aus. Chinas Präsident und Alleinherrscher Xi Jinping ist auf dem besten Wege, eine neue Mao-Diktatur zu erschaffen. 2021 ließ er die Verfassung ändern, nach der in China ein Präsident eigentlich nur zehn Jahre im Amt bleiben darf. Xi Jinping darf nun länger und hat zudem seine Macht innerhalb des Staatsapparates ausgebaut. 2028 soll China sogar die USA als größte Wirtschaftsmacht der Welt ablösen. Mehr Macht bedeutet mehr wirtschaftliche Druckmittel und bedeutet in autoritären Staaten auch, dass weniger Rücksicht auf die Forderungen aus dem Ausland genommen wird. Daran können auch Olympische Winterspiele nichts ändern.

Machtlos ist Xi Jinping jedoch, wenn es um die Covid-19-Variante Omikron geht. Peking 2022 droht ein Desaster. Omikron ist zwar eher milde, was den Krankheitsverlauf angeht, dafür aber hochansteckend. Das Risiko ist groß, dass eine ganze Reihe von Athleten wegen einer Infektion nicht an den Start gehen können. Als Sportler ist es nämlich unmöglich, sich Tage vor einem Wettbewerb komplett abzuschotten. Eine jahrelange Vorbereitung kann in einem einzigen Moment zunichtegemacht werden. Dafür kann China nichts. Verschieben können die Organisatoren die Wettbewerbe auch nicht – oder zumindest nur bedingt. Was folgen könnte, wäre dann vor allem ein Fiasko für die Volksrepublik: Wettbewerbe ohne Reiz und ein Milliarden-Budget, das vor allem der Imageverbesserung hätte dienen sollen, das im Sand verläuft.

Das ist aber fast schon egal, denn Xi Jinping und China werden in Zukunft so mächtig sein, dass es schon fast heuchlerisch anmutet, wenn von diplomatischem Boykott gesprochen wird. Spätestens nachdem der letzte Kunstschnee von den Pisten Pekings gekratzt wurde, wird ein Teil der betroffenen Länder nämlich die wirtschaftlichen Beziehungen mit der Volksrepublik wieder mit Hochdruck fördern.

Dagoth
24. Januar 2022 - 20.06

Onnuancéierten Artikel deem säin eenzegen Zweck China-bashing ass. Enttäuschend.

Ytsira
24. Januar 2022 - 10.46

Totale Geldverschwendung. Wieder ein Spielplatz der bereits Superreichen. Hat wenig mit Sport und Gemeinschaft zu tun.