Forschung mit MissionNeues Zentrum soll Luxemburgs Stellung als innovativer Finanzstandort stärken

Forschung mit Mission / Neues Zentrum soll Luxemburgs Stellung als innovativer Finanzstandort stärken
Die beiden Professoren Arnaud Dupuy und Yves Le Traon bei der Vorstellung des neuen Forschungsprojekts  Foto: Editpress/Alain Rischard

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Im Beisein von gleich zwei Ministern wurde am Mittwoch das neue „Nationale Zentrum für Exzellenz in Finanz-Technologien“ auf Kirchberg eingeweiht. Ziel ist es, den Luxemburger Finanzsektor mit Hilfe der Universität für die Zukunft fit zu machen.

Ende Januar dieses Jahres hatte das Hochschulministerium zusammen mit dem „Fonds national de la recherche“ (FNR) ein neues Finanzierungsprogramm für zielorientierte Forschung vorgestellt, erinnert Forschungsminister Claude Meisch am Mittwochmorgen in den Räumlichkeiten des SnT. In vier Bereichen wird nun mittels sogenannter NCER (National Centres of Excellence in Research) geforscht werden: Veränderungen in Industrie und Dienstleistungswesen, Gesundheit, nachhaltige Entwicklung und Bildung.

Die unterstützten Projekte sollen interdisziplinär sein und die Gesellschaft hierzulande bei den Herausforderungen unserer Zeit unterstützen – etwas, das nicht bei jeder akademischen Forschung der Fall sei, so der Minister. Im Gegensatz zu gewöhnlicheren Forschungsprojekten soll es für diese Projekte zudem deutlich längere Zeiträume geben: bis zu acht Jahre. Pro Projekt ist eine maximale Unterstützungssumme von 15 Millionen Euro vorgesehen. Während dieser Zeit soll dann eine Struktur entstehen, die auch nach Ende des Projekts noch weiterbestehen soll. Es handelt sich um „langfristige Investitionen“, so Claude Meisch.

Ein erstes Pilotprojekt, das „NCER-Parkinson’s Disease“, war 2015 ins Leben gerufen worden und läuft dieses Jahr aus. Es basiert auf einem Zusammenspiel zwischen Biologie, Mathematik und Informatik. Es wird daran gearbeitet, aus großen Datenmengen relevante medizinische Daten herauszufiltern.

„Ein strategisch wichtiges Instrument“

Am Mittwoch wurde nun das „National Centre of Excellence in Financial Technologies“ (NCER-FinTech) offiziell gestartet. „Ein strategisch wichtiges Instrument für das Land“, so Catherine Léglu von der Luxemburger Universität. „Es gilt, Talente und Ideen aus aller Welt nach Luxemburg zu bringen und die künftigen Herausforderungen des Finanzsektors anzugehen.“ Beteiligt sind, neben Partnern aus Privatsektor, Behörden und Vereinigungen, mehr als ein Dutzend Professoren aus unterschiedlichen Fachbereichen. Einige vom SnT, andere aus der Wirtschafts-, Finanz- und Rechtsfakultät der Luxemburger Uni.

Beispielsweise könnte künstliche Intelligenz genutzt werden, um Betrugserkennungssysteme deutlich zu verbessern, erläutert der für den neuen Bereich zuständige Professor Yves Le Traon. Zudem könnten benötigte Datenvolumen, die für die immer weiter zunehmenden Regulierungsanforderungen benötigt werden, teilweise automatisiert werden. Dadurch könnte der Sektor Zeit und Geld sparen. „Es gilt, Luxemburg als führenden innovativen Hub für Finanztechnologien zu unterstützen.“ Als SnT und Uni sei man hierzu auch gut aufgestellt.

„Die Zukunft liegt in der Zusammenarbeit“, fügt Professor Arnaud Dupuy hinzu. „Wir müssen nun zeigen, dass dieses Geld gut angelegt ist.“ Eine der Herausforderungen sei das Zusammenspiel zwischen der Nutzung von Daten durch künstliche Intelligenz und dem Respekt aller Datenschutzregel.

Akademische Forschung soll nicht nur für andere Akademiker brauchbar sein, so die Botschaft. „Die Forschung ist relevant für den Sektor“, unterstreicht Léglu. Neben dem FNR wird auch die Universität das Projekt mitfinanzieren, wodurch das betreffende Budget auf 25 Millionen Euro ansteigen dürfte. Für die Unternehmen habe die Beteiligung an solchen Projekten auch einen finanziellen Anreiz, gab es am Rande der Veranstaltung weiter zu erfahren, es sind nämlich höhere Zuschüsse möglich als bei internen Forschungsprojekten.

„Wesentlich für den Erfolg des Finanzplatzes“

Anne Goujon von der BGL BNP Paribas hebt den Druck hervor, unter dem der gesamte Sektor steht, um sich dem technologischen Wandel wie auch den Wünschen der Kunden anzupassen. Für die Banken sei auch die Geschwindigkeit wichtig. Alleine sei das sehr schwierig. Man brauche Zugang zu den Fachexperten. „Die Uni öffnet uns hier weltweite Möglichkeiten.“

„Das ist eine sehr wichtige Initiative“, so auch Finanzministerin Yuriko Backes am Mittwochmorgen. Sie erinnert an die wichtige Rolle, die der Finanzsektor als Lokomotive der Luxemburger Wirtschaft hat. Es sei wesentlich für den zukünftigen Erfolg des Platzes, dass der Sektor sich an den digitalen Wandel anpassen kann, so die Ministerin.

Insgesamt gebe es in diesem Sinne mehrere Punkte, die wichtig für den Finanzsektor seien, sagt sie weiter: „Der Sektor benötigt immer mehr und immer neue Fachkräfte aus den unterschiedlichsten Bereichen. (…) Hier hat die Uni eine wichtige Rolle zu spielen. Etwa mit dem Master in Nachhaltige Finanzen.“ Wichtig sei jedoch auch, dass viele Forscher des SnT im Nachhinein einen Job in Luxemburg finden. „So kommen neue Talente nach Luxemburg.“ Zudem gelte es für den Sektor, dort führend zu bleiben, wo man führend sei, und gleichzeitig neue Aktivitäten zu entwickeln. Wichtig für die Wettbewerbsstärke sei in diesem Sinne die weitere Förderung des FinTech-Bereichs, wie auch der Finanzindustrie zu helfen, ihre Kosten zu senken. „Es gilt, die akademische Forschung in Lösungen für die reelle Welt zu verwandeln“, so Backes. 

In einigen Wochen will das Hochschul- und Forschungsministerium ein weiteres NCER-Projekt namens „Clinnova“ offiziell starten: Hier handelt es sich um Forschung im Bereich der personalisierten Medizin. Mittels der digitalen Analyse riesiger Datenmengen sollen automatisierte Lösungen für den einzelnen Patienten ausgearbeitet werden. Mitarbeiten an dem Projekt sollen unter anderem das „Luxembourg Institute of Health“, das „Luxembourg Centre for Systems Biomedicine“ der Universität wie auch das „Centre hospitalier de Luxembourg“ und die „Hôpitaux Robert Schuman“ (HRS). Der Bereich der Gesundheitstechnologien ist einer der Sektoren, mit denen die Regierung die Luxemburger Wirtschaft diversifizieren will.

Zwei weitere NCER-Projekte sind noch in der Ausarbeitung: eines im Bereich der Ausbildung und eines im Bereich der Energiewende.

Das SnT

Das SnT („Interdisciplinary Centre for Security, Reliability and Trust“) ist ein Forschungszentrum
für die Sicherheit, Verlässlichkeit und Vertrauenswürdigkeit moderner Informations- und Kommunikationstechnologien (ICT) an der Universität Luxemburg. Es betreibt, eigenen Angaben zufolge, international wettbewerbsfähige Forschung mit hoher Relevanz und sozioökonomischen Auswirkungen.

Zusätzlich zu langfristiger Forschung engagiert sich das SnT in bedarfsorientierten Kooperationsprojekten mit der Industrie und dem öffentlichen Sektor. Um größtmögliche Wirkung zu entfalten, verfolgt das SnT einen interdisziplinären Forschungsansatz, der nicht nur technische Aspekte, sondern auch weitere Themen aus Wirtschaft, Recht und Geisteswissenschaften berücksichtigt.

Seit seiner Gründung im Jahr 2009 hat das SnT unter anderem sechs Spin-offs gegründet und ein dynamisches, interdisziplinäres Forschungsumfeld mit rund 450 Mitarbeitern geschaffen. Die strategischen Forschungsschwerpunkte des SnT sind Raumfahrtsysteme, FinTech, Cybersicherheit, autonome Fahrzeuge und Internet of Things (IoT).

Marc Schiltz (FNR), Finanzministerin Yuriko Backes, Björn Ottersten (Direktor des SnT) und Bildungsminister Claude Meisch (v.l.n.r.)
Marc Schiltz (FNR), Finanzministerin Yuriko Backes, Björn Ottersten (Direktor des SnT) und Bildungsminister Claude Meisch (v.l.n.r.) Foto: Editpress/Alain Rischard

charles.hild
1. April 2023 - 12.51

Loost einfach den Chatgpt mat KI un déi Problematik. Dee kann dat vill besser als ewéi d'Kanner déi vum Minister Meisch sénger Schoul kommen!