Neues Leben für das Schloss: Staat will ein „Ausbildungshotel“ schaffen

Neues Leben für das Schloss: Staat will ein „Ausbildungshotel“ schaffen

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Das Gebäude direkt neben der Mosel ist ein echter Hingucker. Zusammen mit dem Europamuseum sowie dem Bistro samt Terrasse und Kräutergarten gehört es zum touristischen „Herz“ des berühmten Moseldorfes Schengen. Seit 2014 steht es leer. Da gab der letzte Pächter auf. Alle danach angekündigten Nutzungspläne wurden nie realisiert. Das hat jetzt den Staat auf den Plan gerufen.

Immer wieder gab es Gerüchte um das Schloss. Es liegt nicht versteckt hinter hohen Mauern, jeder kann den Leerstand sehen. Gefallen hat dieser Zustand niemandem und jeder Hausbesitzer weiß, dass das einer Immobilie nie guttut. Bis 2014 hatte die Goeres-Gruppe das Hotel gepachtet und als „Viersternehotel de charme“ mit Restaurant betrieben.

Gelohnt hat es sich zum Schluss offenbar nicht mehr, denn im August desselben Jahres kam das Aus. Zwei Jahre später verkaufte der Eigentümer, die „Congrégation des soeurs de Sainte Elisabeth“, das Gebäude an den international operierenden Spezialisten für flexible Bürolösungen Regus für rund elf Millionen Euro. Die Planungen des Konzerns reichten von Ausbildungszentrum für ihre Angestellten über Standort des Hauptsitzes bis zu einem Seminar- und Konferenzzentrum. Konkret wurden die Ideen nie. Anfragen dazu versandeten für gewöhnlich im geübten Verbalnirwana der Presseabteilung in Großbritannien, für die Schengen ziemlich weit weg war.

Das und noch eine andere Tatsache hat jetzt den Staat auf den Plan gerufen. 1.000 Stellen können laut Arbeitsministerium derzeit im Horeca-Bereich mangels geeignetem Personal nicht besetzt werden. Der Tourismus ist hingegen ein immer wichtiger werdender Wirtschaftszweig – gerade an der Mosel. Zeit zum Handeln also. Der Staat will einspringen.

Pünktlich vor den Wahlen rückten dann auch Francine Closener, als Staatssekretärin im Wirtschaftsministerium für den Tourismus zuständig, und Arbeitsminister Nicolas Schmit mit den Plänen heraus. Der Staat soll die Immobilie erwerben und daraus ein „Ausbildungshotel“ machen. Arbeitslose Jugendliche, aber auch Menschen auf Arbeitssuche „ohne große Vorqualifikationen“, wie das Ministerium auf Nachfrage des Tageblatt betont, sollen dort unterkommen. Und für den wachsenden Tourismusmarkt mit kurzen/intensiven Fortbildungen fit gemacht werden.

Eine Konkurrenz für die Alexis-Heck-Schule in Diekirch, die neben dem „Lycée technique de Bonnevoie“ das Monopol auf die staatlich anerkannten Ausbildungen von drei bis vier Jahren hat, soll Schengen nicht werden. Das Angebot sei „komplementär“, heißt es dazu aus dem Arbeitsministerium.

Ausbilden will der Staat allerdings nicht selbst – er möchte lediglich die hierfür benötigten Einrichtungen bereitstellen. „Das ‚Ausbildungshotel‘ soll privat betrieben werden“, heißt es aus dem Ministerium. Einer, der weiß, wie es geht, steht zur Verfügung. Niemand anderes als Thierry Marx, französischer Sternekoch und Erfinder des „Cuisine mode d’emploi(s)“-Konzepts, hat seine Unterstützung zugesagt. Er betreibt in Frankreich sieben Hotelschulen nach dem praxisorientierten Ansatz. Bevor er allerdings loslegen kann, muss das Schloss, in dem einst sogar Victor Hugo abgestiegen ist, gründlich renoviert werden. Es dauert also noch, wen wundert’s. Bleibt zu erwähnen, dass hier erst über die Nutzung nachgedacht wurde, bevor es zum Erwerb des Gebäudes kommt. Löblich.