RusslandNawalnys Ärzte warnen vor Herzstillstand

Russland / Nawalnys Ärzte warnen vor Herzstillstand
"Stop Putin's Terror!" steht auf einem Transparent unweit des Brandenburger Tores an der Straße des 17. Juni. Dort hat der in Gründung befindliche Verein "UnKremlin" und die junge russische Gruppe "Perestroj_card" ein Zeltlager errichtet. Mit der Aktion protestieren die Aktivisten gegen Kremlchef Putin. Die Veranstalter fordern unter anderem die Freilassung des Oppositionsführers Nawalny, der zu Straflagerhaft verurteilt wurde. Foto: Paul Zinken/dpa-Zentralbild/dpa

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Seit rund zweieinhalb Wochen ist der Kremlgegner Nawalny im Hungerstreik. Ärzte sind ernsthaft besorgt. Angeblich ist der 44-Jährige bereits in Lebensgefahr.

Nach mehr als zwei Wochen Hungerstreik wachsen die Sorgen um die Gesundheit des inhaftierten Kremlgegners Alexej Nawalny. Ärzte aus seiner Umgebung warnten am Wochenende davor, dass das Herz des 44-Jährigen stehen bleibt. Es müssten sofort Maßnahmen ergriffen werden, mahnte ein Medizinerteam um Nawalnys Ärztin Anastassija Wassiljewa im Kurznachrichtendienst Twitter. Eine Nawalny-Sprecherin schrieb sogar: «Alexej stirbt.» Der Tod sei nur eine Frage von Tagen. Überprüfen ließen sich die Angaben nicht.

Die Ärztin des prominentesten russischen Oppositionspolitikers forderte in einem am Samstag veröffentlichten Brief an die Gefängnisbehörde erneut Zugang zu Nawalny. «Wir Ärzte sind bereit zu handeln. Die Frage bleibt, ob das Straflager bereit zur Zusammenarbeit ist, um Nawalnys Leben zu retten.»

Unterstützung kam von mehr als 70 Prominenten, die mit einem offenen Brief an Kremlchef Wladimir Putin eine medizinische Behandlung forderten. Darin heißt es: «Als russischer Staatsbürger hat er das Recht, von einem Arzt seiner Wahl untersucht und behandelt zu werden.» Der Appell wurde am Samstag von mehreren europäischen Tageszeitungen abgedruckt. Zu den Unterzeichnern gehören Harry-Potter-Autorin J.K. Rowling, Literaturnobelpreis-Trägerinnen wie Herta Müller und Louise Glück, Abba-Gründer Björn Ulvaeus sowie der Schauspieler Benedict Cumberbatch.

Nawalny ist schon seit dem 31. März im Hungerstreik. Ihm droht Zwangsernährung. Der Putin-Gegner, der vergangenes Jahr nur knapp einen Giftanschlag überlebt hatte, klagte zuletzt über Rückenleiden, Lähmungserscheinungen in den Gliedmaßen, Fieber und Husten.

Wassiljewa und drei Kollegen sprachen zudem von kritischen Kaliumwerten, was zu Nierenversagen und schweren Herzrhythmusstörungen führen könne. «Wir sind extrem besorgt über seinen Zustand», heißt es in dem Brief an den Chef des Strafvollzugs, Alexander Kalaschnikow. «Wir bitten dringend um Verhandlungen.»

Bei einer Größe von 1,90 Meter wog er nach Angaben seiner Ehefrau vor einigen Tagen noch 76 Kilogramm. Pro Tag soll er zuletzt ein Kilo verloren haben. Nawalny sitzt unter erschwerten Bedingungen in einem Lager etwa 100 Kilometer entfernt von Moskau. Sein Team rief für den kommenden Mittwochabend zu neuen Protesten auf. An dem Tag will auch Präsident Putin seine Rede an die Nation halten.

Nawalnys Sprecherin Kira Jarmysch schrieb bei Facebook, an den Wochenenden könnten Anwälte keinen Kontakt zu ihrem Mandaten aufnehmen. «Niemand weiß, was am Montag passiert.» Der Grünen-Europapaabgeordnete Sergey Lagodinsky sagte dem Redaktionsnetzwerk Deutschland, Deutschland und die EU sollten beim Kreml eine Behandlung des Oppositionellen in die EU durchsetzen – ähnlich wie nach dem Anschlag auf ihn im vergangenen Sommer.

Der Kardiologe Alexej Erlich sagte dem Radiosender Echo Moskwy: «Ich weiß nicht, ob Nawalnys Schicksal vom Strafvollzug, von der Präsidialverwaltung oder von Putin persönlich entschieden wird. Aber wir brauchen jetzt, heute eine Grundsatzentscheidung, die es unabhängigen Ärzten erlaubt, Nawalny zu treffen.» Der Mediziner gehört zum Team der persönlichen Ärzte des Oppositionellen.

Nawalny hatte im August einen Mordanschlag mit dem Nervengift Nowitschok überlebt und war in Deutschland behandelt worden. Er beklagt, dass der Einsatz des verbotenen chemischen Kampfstoffs in seiner Heimat nicht untersucht werde. Mehrere Labore in der EU hatten das Gift nachgewiesen. Er selbst macht ein «Killerkommando» des Inlandsgeheimdiensts FSB für das Attentat verantwortlich, das unter Putins Befehl stehen soll. Der Kremlchef und der FSB wiesen die Vorwürfe zurück.

de Schéifermisch
20. April 2021 - 17.27

@jeff/ Also, Dir sidd iwwerzeecht, dass mir hei zu Lëtzebuerg an enger Diktatur liewen? " Diktatur=unumschränkte, andere gesellschaftliche Kräfte mit Gewalt unterdrückende Ausübung der Herrschaft durch eine bestimmte Person, gesellschaftliche Gruppierung, Partei o.ä in einem bestimmten Staat " ( Duden ).

jeff
20. April 2021 - 8.48

de Schéifermisch - wéineg Diktatur? Mir leiden méi ënnert dem Regime vun der Diktatur wéi d'Russen. Mir kréien gesot wéini mir op Strooss dierfen a wéini net. Press gëtt kleng gehalen, EU "rekommandatiounen".... ! Ausserdeem, gëtt de Putin jo ëmmer vum Vollek Gewielt, an déi grouss Majoritéit steet hannert him. Se wëssen wéi et hinnen virun 2000 gaangen ass, an wéi gutt et hinnen elo geet. De Blogger ass eng Marionette vum Westen - wéi et der an all Land ginn sinn, wou Eskalatiounen waren. Egal op Maghreb, Noen-Osten, Süd-Amerika, Wäissrussland, Ukrain, Russland .... Beispiller ginn et der genuch. Wisou ass dem Edward Snowden an Julian Assange seng platz um elektreschem Stull dann schonn säit laangem reservéiert? A wisou ass keng Reaktioun vun der EU komm? Wisou stoung keen Land aus der EU hannert sengen Bierger? Alles ass vertuscht ginn, wéi déi knaschteg Politik ëffentlech ginn ass. 

de Schéifermisch
19. April 2021 - 17.26

@Blücher/ @ Jeff/. Alles verstanden: einfach mit den Wölfen heulen! Es ist leicht grosse Töne zu spucken, wenn man weit weg vom Schuss ist. Dann waren und sind die Freiheitskämpfer von früher und heute, die sich der Diktatur und der Tyrannei entgegenstellen, alles leichtsinnige Aufständische, die besser daran täten nicht hinzuschauen und die Ungerechtigkeiten bis hin zu den Greueltaten tatenlos hinzunehmen ? Am besten, sich im Rudel verschanzen, nicht hinschauen und seine Komfortzone ja nur nicht verlassen. " Maach wéi d'Leit, da geet ët der wéi de Leit ", wer auch immer damit gemeint ist, wahrscheinlich die Opportunisten.

Jeff
19. April 2021 - 7.29

@Blücher - Höhle des Löwen ? E setzt dach net zu Guantanamo - oder?  E kann jo eppes iessen - dann ass en erëm séier fit.  Et ass dem Blogger säin Choix fir de Staat op dem Wee ze erpressen. Just komesch dass déi aner Häftlingen sech net bekloen - deenen wäert bewosst sinn dass se net am Club Med setzen.

J.C. Kemp
18. April 2021 - 19.08

Macht doch auch mal diesen Protest wegen Assange!

Blücher
18. April 2021 - 17.11

Wer in die Höhle des Löwen zurückkehren tut, braucht sich nicht wundern, er aufgefressen wird.