Samstag1. November 2025

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Schloss ColpachNach Dornröschenschlaf: Die Arbeiten für eine „Schule der zweiten Chance“ haben begonnen

Schloss Colpach / Nach Dornröschenschlaf: Die Arbeiten für eine „Schule der zweiten Chance“ haben begonnen
Seit dem 2010 erfolgten Umzug des Rehazentrums in den Neubau ist Schloss Colpach ungenutzt Foto: Editpress/Hervé Montaigu

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Schloss Colpach, seit 1947 im Besitz der „Croix-Rouge“, hat eine Zukunft. Nach fast 15-jährigem Dornröschenschlaf wird nun eifrig in der ehemaligen Mayrisch-Villa gearbeitet. Historisches bleibt erhalten, eine „Schule der zweiten Chance“ entsteht. Ein Überblick.

Im Westen regt sich etwas. Schloss Colpach in der Gemeinde Ell erwacht endlich wieder zum Leben. Dieses Mal ist es keine der vielen vagen Ankündigungen, sondern ein konkretes Projekt. Vor Ort wird bereits mit sichtbarem Eifer daran gearbeitet.

Seit 2010 steht das Anwesen, das seit 1947 dem Roten Kreuz gehört, fast ungenutzt – abgesehen von gelegentlichen Tagungen, kulturellen Veranstaltungen und Filmdreharbeiten. Doch nun entsteht hier in Zusammenarbeit mit dem Bildungsministerium eine „Schule der zweiten Chance“: ein Ort, an dem Schulabbrecher:innen zwischen 12 und 24 Jahren die Möglichkeit erhalten, eine berufliche Ausbildung in Bereichen wie Gastronomie, Pflege, Verwaltung und Landschaftsgestaltung zu absolvieren. Informationstafeln am Schutzzaun, der das Gebäude umgibt, geben Aufschluss über das Zukunftsprojekt.

Kunsthistorikerin Patricia de Zwaef kennt sich bestens mit der Geschichte des Schlosses aus
Kunsthistorikerin Patricia de Zwaef kennt sich bestens mit der Geschichte des Schlosses aus Foto: Editpress/Hervé Montaigu

Im Innern der einstigen Mayrisch-Villa übernimmt Patricia de Zwaef die Führung. Die Kunsthistorikerin und vereidigte Kunstexpertin kennt sich bestens mit der Geschichte, der Architektur und der Ausstattung des Schlosses aus. Von der prachtvollen Innenausstattung ist derzeit allerdings wenig zu sehen. Holzpaneele schützen Wände, Reliefs, Einbauschränke und Kamine während der Renovierungsarbeiten. Die meisten historischen Türen wurden entfernt und sicher eingelagert.

Jugend begegnet Geschichte

Enttäuschend ist der Rundgang nicht. Patricia de Zwaef hat ihr Tablet dabei, erklärt anschaulich die bewegte Vergangenheit des Hauses und zeigt historische Fotos. So entsteht, trotz der aktuellen Baustelle, ein lebendiges Bild herrschaftlicher Zeiten in den weitläufigen Räumen, welche bis heute die Erinnerung an Kunst und Kultur bewahren.

Natürlich wird das Schloss nicht vollständig in den Zustand der Mayrisch-Ära zurückversetzt. Es werden ja funktional eingerichtete Klassenzimmer und Büros gebraucht. Doch viele originale Details wie Reliefs, Marmorkamine, Einbauschränke, Holzböden, Stuckverzierungen, Tapeten und Treppen sollen restauriert und als Teil des neuen Lebens erhalten werden. Patricia de Zwaef betont den pädagogischen Ansatz des Projektes, der auch darauf abzielt, junge Menschen mit einer anderen Epoche in Berührung zu bringen – und mit Aline Mayrisch de Saint-Hubert, der großzügigen Wohltäterin.

Ihrem Testament ist es zu verdanken, dass nun junge Menschen einziehen und ein soziales Projekt verwirklicht wird. Aline Mayrisch de Saint-Hubert starb 1947. Ihrem letzten Willen entsprechend ging Schloss Colpach an das Luxemburger Rote Kreuz über. Die Hilfsorganisation solle das Gebäude entweder als Erholungs- und Pflegeort oder für die Förderung junger Menschen nutzen. Ersteres war bis 2010 der Fall. Dann zogen die Patienten in den gleich nebenan liegenden Neubau um. Zweiteres folgt jetzt.

Schuljahr 2026/2027

Die Arbeiten im Schloss schreiten voran. Die außerhalb liegenden Unterkünfte für 36 Jugendliche sowie Ateliers müssen aber noch gebaut werden. Für den Startschuss der Ausbildung visiere man aus heutiger Sicht das Schuljahr 2026/2027 an, so Dominique Hansen, Kommunikationsbeauftragte des Roten Kreuzes. Insgesamt biete das Zentrum für sozioprofessionelle Integration (CISP) Platz für 60 junge Menschen. Die Kosten des Projektes werden größtenteils vom Staat übernommen. 

Wenn die jungen Leute ihre, im Prinzip, zweijährige Ausbildung abgeschlossen haben, ist es unter Umständen nicht weit bis zu einem Arbeitsplatz. Ihre praxisnahe Lehre könnte in vielen Bereichen des Rehabilitierungszentrums gebraucht werden. Dass Zentrum und Ausbildungsstätte zusammengehören, wird durch einen Verbindungstrakt zwischen beiden Gebäuden verdeutlicht. Eine gemeinsame Cafeteria soll auch externen Gästen offenstehen.

Die Bibliothek von Aline Mayrisch de Saint-Hubert, ehe sie mit Holzpaneelen geschützt wurde
Die Bibliothek von Aline Mayrisch de Saint-Hubert, ehe sie mit Holzpaneelen geschützt wurde Foto: Patricia de Zwaeft

Ein Besuch des Anwesens lohnt sich bereits heute. Vor allem im Frühjahr und bei schönem Wetter. Wohl ist das Schloss selbst nicht zugänglich, jedoch aber der weitläufige Park mit seinen Gärten, Skulpturen, hohen Bäumen, seinem Teich und dem Grab der Mayrischs. Dort wurde zuerst Emile Mayrisch bestattet, der 1928 mit seinem Auto tödlich verunglückte.

Nach seinem Tode hat Aline in ihrer Bibliothek ein neues Fenster in die Fassade brechen lassen, von dem aus sie auf das Grab ihres Mannes blicken konnte. Das Fenster ist heute zugemauert. Ob es wieder freigelegt wird, sei nicht entschieden, so Patricia de Zwaef.

Bewegte Geschichte

Bevor Schloss Colpach, nahe der belgischen Grenze, ein Treffpunkt der High Society wurde, war es eine Festung. Erwähnt wird diese bereits im 14. Jahrhundert.
Im 18. Jahrhundert erwerben die Pforzheims, eine Familie aus der Gegend, das Anwesen und lassen es umbauen. Ihnen folgen der Baron Edouard de Marches und seiner Frau Cécile Papier. Nach Edouards Tod heiratet Cécile den ungarischen Maler Mihály Munkácsy, und das Paar nutzt Colpach als Sommerresidenz. Unter anderem Franz Liszt war dort zu Gast.
Eine neue Ära beginnt 1917, als der luxemburgische Industrielle Emile Mayrisch und seine Frau Aline das Schloss kaufen. Die beiden machen es zu einem Salon für Intellektuelle, Künstler und Politiker. Persönlichkeiten wie Rainer Maria Rilke, André Gide und Annette Kolb zählen zu den prominenten Gästen.
Aline Mayrisch engagierte sich zudem stark für soziale Reformen und war Mitbegründerin der „Croix-Rouge luxembourgeoise“, der sie das Schloss vermachte. Nach Aline Mayrischs Tod, 1947, richtete die Hilfsorganisation dort ein Pflegezentrum ein.
2010 zogen die Patienten aus dem Schloss in einen Neubau um. Seitdem steht das historische Gebäude leer.
Fürs Schuljahr 2026/2027 soll eine Ausbildungsstätte für junge Menschen eröffnen.

goelff jean-pierre
20. Januar 2025 - 14.36

Esou eng scheïn,aal,Infrastruktur esou verkommen ze loossen ,daat ass schon allerhand....deï ällen,weiss Këscht am Hannergrond soll verstoppt gin!

Leila
19. Januar 2025 - 12.44

Hoffentlich ist Geld da, um die weiße Kiste im Hintergrund wenigsten teilweise hinter Bäumen und Büschen zu verstecken. Der Kontrast Altbau/Neubau ist hier besonders schockierend!