In den Jahren 2012/13 hatte man festgestellt, dass Luxemburg vor einer ganzen Reihe langfristiger Herausforderungen steht, erinnert sich Marc Wagner an die Zeit vor der Gründung. „Wir spürten eine gewisse Dringlichkeit und sahen gleichzeitig eine gewisse Trägheit in der Politik“ – man wollte möglichst nichts verändern, einfach nur „bleiwen, wat mir sinn“. „Es gab nur wenig Debatten. Das wollten wir ändern“, so Wagner, damals Mitarbeiter der Handelskammer, heute Direktor der „Union des entreprises luxembourgeoises“ (UEL).
„Wir wollten kontradiktorische Debatten, Streitgespräche um Ideen herbeiführen“, so Wagner weiter. „Pisten entwickeln und Debatten ankurbeln.“ Es ging darum, ein „Laboratorium für Ideen für Luxemburg zu entwickeln“, so Carlo Thelen, Direktor der Handelskammer, bei der Feier. Vor der Gründung habe man viel über „Ideen“ nachgedacht, so Michel Wurth, Idea-Präsident und ehemaliger Präsident der Handelskammer, am Mittwochabend. Gut gefallen habe ihm: „Wir sind eine Ideenfabrik.“
Allein die Tatsache, dass es Idea heute immer noch gibt, ist ein Zeugnis des Erfolgs“, so Pierre Gramegna. Schaffen wollte man etwas „ohne Ideologie“, mit „intellektueller Autonomie“, so der damalige Direktor der Handelskammer, spätere Finanzminister und heutige Geschäftsführer des europäischen Rettungsschirms ESM. Dabei gab man sich zur Mission, nicht nur kurzfristig denken zu wollen, sondern langfristig – und gleichzeitig auch das Soziale und die Umwelt nicht zu vergessen.
549 Publikationen in zehn Jahren
Als ein erstes großes Projekt hatte Idea ein Buch mit 355 Ideen für Luxemburg herausgebracht. Einige wurden seitdem umgesetzt, manche würde man sich auch heute noch wünschen, von anderen spricht man nicht mehr.
Viele Projekte folgten: Fast 550 Publikationen habe man in den zehn Jahren veröffentlicht, so die Organisation. Mit den Jahren konnte sich Idea besser aufstellen und sich demnach auch mit komplexeren Themen beschäftigen und tiefgreifendere Analysen vornehmen. Heute zählt man sechs feste Mitarbeiter und etwa 200 Experten, die zu Publikationen beitragen. Den Erfolg misst man mit beispielsweise Erwähnungen in der Presse oder bei Konferenzen. Mehr als 1.250 Medienberichte über sich selbst hat man in den vergangenen zehn Jahren gezählt.
Idea hat dabei eine starke Stütze. So weiß die Denkfabrik die finanzielle und logistische Unterstützung der Luxemburger Handelskammer hinter sich. Trotzdem sei man kein Sprachrohr der Handelskammer, hebt Marc Wagner hervor. Man habe zwar „eine liberal-soziale DNA“, aber, „wenn wir einfach nur die Meinung der Kammer wiedergeben würden, dann hätten wir keine Daseinsberechtigung.“
Auf die offiziellen Reden folgte am Mittwoch dann ein Streitgespräch über die Rolle von „Thinktanks“ in einer demokratischen Gesellschaft. Mit am Tisch saßen neben Idea-Geschäftsführer Vincent Hein Aline Muller (Luxembourg Institute of Socio-Economic Research), Corinne Cahen (Abgeordnete und Unternehmerin) sowie Sylvain Hoffmann („Chambre des salariés“).

Ergänzung von Politik und Wissenschaft
Aus der Debatte ersichtlich wurden dabei die unterschiedlichen Rollen, die Denkfabriken, die Politik oder die Wissenschaft zu spielen haben. Die eine kann die andere nicht ersetzen, sie ergänzen sich. Corinne Cahen beschrieb die Politik zum Beispiel als „viel komplizierter“. Ein „Thinktank“ könne – im Gegensatz zu einer Partei, „Ideen einfach nur mal so in den Raum werfen“.
Aline Muller hob ebenfalls die Komplementarität zwischen Denkfabrik und Wissenschaft hervor: Es brauche beide. „Dabei könne der Thinktank „viel spontaner einen Stein ins Wasser werfen“, sagt auch sie.
Sylvain Hoffmann lobt ebenfalls die Idee hinter der Gründung von Idea, fügte aber hinzu, dass es kein „wissenschaftliches Forschungsinstitut“ ist. Zudem sei „ja auch hier klar, wo die Finanzierung herkommt.“ Man könne dabei wohl „autonom“ arbeiten, aber „autonom“ sei nicht unbedingt das gleiche wie „neutral“. Auch warnte er, dass „Thinktanks“ nicht immer nur positive Rollen in der Demokratie spielen. Vor allem in den USA sehe man, dass ihre Rolle auch ausarten kann, und sie dann eine negative Rolle spielen.
Für die Zukunft hat Idea noch viel geplant. „Mit zehn Jahren sind wir noch jung“, so Michel Wurth. Man würde sich gerne von einer „Asbl“ in eine „Fondation d’utilité publique“ umwandeln. Auch will man die eigenen Kompetenzen ausbauen, und die Zahl der Menschen, die man erreicht und die mitarbeiten, weiter vergrößern. Wünschen würde man sich zudem auch, von Institutionen wie etwa dem „Conseil économique et social“ (CES) mit dem Verfassen spezifischer Analysen beauftragt zu werden.

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Awer H. Muller, war dat do elo alles?
Erwähnt haten se den gratis öffentlechen Transport ... an den Europadag als Feierdag ...
" Einige wurden seitdem umgesetzt," Dann mal los, bitte aufzählen: Idee 1. >? Idee 2. > usw.