/ Luxemburger Forschung unter der Lupe

Dass Forschung wichtig ist, um ein Land, eine Gesellschaft oder eine Volkswirtschaft voranzubringen, ist unumstritten. Und in Luxemburg hat sich die Forschung in den vergangenen 20 Jahren komplett verändert. Hinter dem Wandel steht vor allem der Luxemburger Staat.
Man habe den Sektor mittels einer Studie unter die Lupe genommen, sagt Marc Wagener von Idea, einem auf Initiative der Luxemburger Handelskammer begründeter Think Tank. Luxemburg habe es in den letzten Jahren auf die „europäische Karte der Forschung geschafft. Da war das Land vor zehn Jahren noch nicht. Bis jedoch das 2020-Ziel erreicht wird, ist es noch ein weiter Weg“, so die Feststellung.
Forschung immer wichtiger
Während der Staat im Jahr 2000 gerade einmal 0,1 Prozent der Wirtschaftsleistung in den Bereichen Forschung und Entwicklung investierte, lag diese Quote im Jahr 2015 bei 0,64 Prozent. Investiert wurde unter anderem in neue Forschungszentren und in die Universität Luxemburg. Gemeinsam mit den Forschungsausgaben der Unternehmen beläuft sich die Quote mittlerweile auf 1,31 Prozent der nationalen Wirtschaftsleistung (Stand 2015). Damit liegt das Land an 16. Stelle in der Europäischen Union.
Langfristig, bis 2020, hat sich Luxemburg eine Forschungsausgaben-Quote von 2,3 bis 2,6 Prozent der Wirtschaftsleistung als Ziel gesetzt. Vincent Hein von Idea fügte hinzu, dass „der Staat in der Luxemburger Forschung eine wichtigere Rolle spielt als sonst wo in Europa“. Auch unterstrich er, dass das Großherzogtum in europäischen Rankings zum Thema Innovation besser abschneide als in Forschungs-Rankings.
Im Rahmen der Aufholjagd mit anderen europäischen Ländern, die bereits vor dem Jahr 2000 auf Forschung gesetzt hatten, „hat Luxemburg die staatlichen Forschungsausgaben verzwölffacht und die Zahl der in der Forschung tätigen Mitarbeiter versiebenfacht“, unterstrich die der Handelskammer nahestehende Denkfabrik Idea gestern Morgen bei einer Diskussionsrunde zum Thema Forschung in Luxemburg.
Private könnten sich mehr einbringen
Dass der Weg zum 2020-Ziel trotzdem noch so lang erscheint, liegt unter anderem daran, dass der Anteil der Forschungsausgaben durch den Privatsektor in Luxemburg im europäischen Vergleich klein ist. Die Privatunternehmen investieren 0,67 Prozent des Bruttoinlandsprodukts in die Forschung. Im europäischen Durchschnitt sind es 1,3 Prozent. Der Staat seinerseits hat sich mittlerweile dem europäischen Durchschnitt angenähert. Dieser liegt in der EU bei 0,7 Prozent.
Gleichzeitig sind die Forschungsausgaben des Privatsektors in Luxemburg jedoch seit einigen Jahren rückläufig. Idea erklärt sich das mit dem hohen Gewicht des Dienstleistungssektors in Luxemburg. Forschungsausgaben würden zumeist von Industrieunternehmen getätigt und die haben in der luxemburgischen Wirtschaft ein kleineres Gewicht als im EU-Durchschnitt. Dem fügte Yves Elsen, Geschäftsführer von Hitec und Präsident der Universität Luxemburg, hinzu, dass nur wenige große Dienstleistungskonzerne ihre Entscheidungszentren in Luxemburg haben – und dies wäre wohl eine Erklärung für ihre relativ niedrigen Forschungsausgaben hierzulande.
Rohstoff Hirnschmalz
Ein Kritikpunkt, den Idea zudem aufwarf, war das Fehlen einer festgeschriebenen nationalen Forschungsstrategie. Yves Elsen seinerseits sagte, dass „wir nun die notwendigen Werkzeuge haben, die Strategie jedoch noch verbessert werden kann“. Zudem sei es wichtig, wenn der Sektor mit einer Stimme spreche.
Der einzige Rohstoff, den wir noch im Land haben, sind Gehirne, so Yves Elsen weiter. Es sei daher richtig und wichtig, eine eigene Forschungsinfrastruktur aufgebaut zu haben. Das sei wesentlich, um die Diversifizierung der Wirtschaft voranzutreiben. Dabei denkt er beispielsweise an Kooperationen der Universität Luxemburg im Bereich Weltraum.
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Solange Forschung vom Staat finanziert wird, bleibt sie unabhängig. Eine gute Sache. Sobald die Privatwirtschaft die Forschung übernimmt, muss sie kosteneffizient werden. Und das geht auf Kosten der Grundlagenforschung und der Forschungssparten, die mit denen nie Gewinne erzielt werden können (z.B. rare Krankheiten).