GeneralversammlungMit 1.700 Mitgliedern im Rücken will ProVelo „weiter die Politik nerven“

Generalversammlung / Mit 1.700 Mitgliedern im Rücken will ProVelo „weiter die Politik nerven“
Ein Erfolg war die Rad-Demonstration 2021, um die es im Vorfeld viel Hickhack gegeben hatte Foto: Editpress/Tania Feller

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Seit 1985 vertritt ProVelo in Luxemburg die Interessen der Radfahrer. Was mit einigen wenigen Enthusiasten begann, hat seit der Jahrtausendwende eine neue Dynamik erhalten, die durch die Pandemie noch einmal angefeuert wurde. Inzwischen zählt die Vereinigung ohne Gewinnzweck rund 1.700 Mitglieder.  

Zum zweiten Mal in Folge fand die Generalversammlung von ProVelo in digitaler Form statt. Über 1.700 Mitglieder zählt der Verein der Radlobbyisten. Und er wächst in Anbetracht des Fahrradbooms weiter. Inzwischen kümmern sich vier hauptamtliche Mitarbeiter um die Belange der Radfahrer, wobei mit Philippe Herkrath einer von ihnen am Freitag in den Vorstand gewählt wurde und in Zukunft als Vizepräsident fungieren wird.

Präsidentin bleibt Monique Goldschmit. In ihrer Einleitungsrede erinnerte Goldschmit an das Koalitionsabkommen der Regierung und fragte, wie es mit denen dort anvisierten 1.100 km nationalen Radwegen stehe. Denn viel sei in letzter Zeit nicht dazu gekommen, im Grunde genommen nur das Teilstück des PC14 zwischen Mersch und Schoenfels. Es habe viele Treffen mit den Verantwortlichen des Mobilitätsministeriums gegeben, denn man wolle schon verstehen, weshalb es beim Bau von Fahrradinfrastruktur immer wieder zu Verzögerungen komme. In Anbetracht dessen erneuerte sie die Forderung nach einem zentralen, interministeriellen Büro für Radinfrastruktur. Sie kritisierte die „Politiker alter Schule“, die zwar immer wieder in ihren Reden von sanfter Mobilität sprächen, aber nicht in diesem Sinne handelten. „Worte allein machen noch keinen Radweg und auch keine sichere Radinfrastruktur“, so Monique Goldschmit. Und weiter: „ProVelo wird immer weiter nerven, um die Vision 0 zu erreichen“. Dabei ist die Sicherheit der Radfahrer als zentrales Anliegen der Vereinigung gemeint. 

Die Höhepunkte

Präsidentin Monique Goldschmit
Präsidentin Monique Goldschmit Foto: Editpress-Archiv

Das Jahr 2021 stand im Zeichen von zwei großen Projekten. So arbeitet ProVelo mit der regionalen Tourismusbehörde  ein Radkonzept für das Müllerthal aus, das sich nun in seiner Endphase befindet. Und man ist mit dem nationalen Beschilderungskonzept für das Zentrum und den Westen beauftragt. Für landesweite Aufmerksamkeit sorgte derweil die Rad-Demonstration und das Hickhack mit der Bürgermeisterin der Stadt Luxemburg, Lydie Polfer, um deren Genehmigung. Der Erfolg gab den Organisatoren recht und eine Neuauflage ist für den 4. Juni 2022 geplant. Zu den guten Nachrichten des vergangenen Jahres gehört neben dem neuen PC14-Teilstück auch, dass die Radbrücke Cents-Neudorf im Gemeinderat grünes Licht bekam und dass die Verbindung Esch-Belval im Bau ist. Neu war 2021 auch die „Kidical Mass“ in Roeser, eine Raddemo von Kindern, die 2022 wiederholt werden soll. Insgesamt nahm ProVelo im vergangenen Jahr 160 Termine wahr. Neben der Organisation von Ateliers und Radschulen (2022 kommen hier Kurse für E-Bikes hinzu) kümmert sich ProVelo um das „Bed-and-Bike“-Label des Tourismusministeriums.

Für dieses Jahr hat man sich vorgenommen, die politische Arbeit in Hinblick auf ein kohärentes und sicheres Radwegenetz fortzusetzen und die Umsetzung der „Maison du cycle“ voranzutreiben. Neu wird die Arbeit an einem neuen Reiseführer „Randonnées en velo CFL“ sein, das als Nachfolge der längst vergriffenen „1.000 km Lëtzebuerg“ dienen soll. Am 16. März wird eine Konferenz mit einem der stellvertretenden Bürgermeister von Paris, Christian Najdovski, organisiert. Najdovski wird über das radikale Umdenken der französischen Hauptstadt in Sachen Mobilität, ausgelöst durch die Corona-Krise, berichten. Am 31. März ist dann ein Radabend im Ciné Utopia geplant. Gezeigt wird „The Soul of a Cyclist“ von Nuno Tavares. 

2021 wurde mit einem Bonus von 7.568 Euro abgeschlossen, wobei 258.699 Euro Einnahmen 251.131 Euro Ausgaben, in erster Linie Personalkosten, gegenüberstehen. Neben dem Wechsel auf dem Posten des Vizepräsidenten hat es auch beim Schatzmeister eine Änderung gegeben, Matthias Geistor löst hier Paul Faber ab, der dem Vorstand als Mitglied aber erhalten bleibt. Der setzt sich aus Monique Goldschmit (Präsidentin), Philippe Herkrath (Vizepräsident), Caroline Schmit (Sekretärin), Matthias Geistor (Kassierer), Patrick Arendt, Paul Faber, Friderike Oehler, Mike Sartor und Paul Schieres (Mitglieder) zusammen.  

tanner
31. Januar 2022 - 23.25

Muss dann aber ein sehr langes Tandem sein wenn er 1500 Leute hinter sich hat.

Charly
31. Januar 2022 - 11.38

Sich vorerst die augenblickliche Pariser „ Mobilität “von dem dortigen Ersatzbürgermeister an Ort und Stelle vorführen zu lassen wäre meiner Pariser Meinung und Erfahrung nach viel ausschlaggebender als umgekehrt zu radeln, oder ?