Für viele Beschäftigte (und Rentner) ist die „automatische Indexierung der Löhne und Gehälter“, auch „Index“ genannt, die einzige „Gehaltserhöhung“, die sie im Laufe der Jahre erhalten. Diese Anpassung der Einkommen an die Lebenshaltungskosten ist ein Grund, warum es hierzulande weniger Streiks als in den Nachbarländern gibt. Das Großherzogtum ist eines von nur wenigen Ländern, die einen derartigen Mechanismus zur Sicherung der Kaufkraft der Arbeitnehmer haben.
Doch auch wenn das Gehalt steigt, so handelt es sich doch nicht um eine Lohnerhöhung. Die Steigerung ist nur ein Ersatz für den Kaufkraftverlust (durch die Inflation). Erst wenn die Preise um 2,5 Prozent gestiegen sind, zieht das System nach und die Gehälter steigen automatisch um 2,5 Prozent.
Das System der automatischen Anpassungen der Gehälter an die Preisentwicklung eines festgelegten Warenkorbs geht zurück auf die Zeit nach dem Ersten Weltkrieg. Die Wirtschaft lag am Boden, die Preise stiegen schnell. Wer ein Gehalt bezog, konnte sich jeden Monat weniger dafür leisten. Um die Kaufkraft der Mitarbeiter zu wahren, wurde am 1. Juni 1921 erstmals der „Index“ in einem Kollektivvertrag beim Staat eingeführt. Seit jenem Jahr werden Gehälter und Pensionen von Bahnbediensteten und Beamten automatisch an die Preisentwicklung angepasst. 1927 folgte das Personal der Gemeinden. Rund zehn Jahre später fand der Index auch seinen Weg in die Kollektivverträge im Stahlsektor.
Vom Eisenbahner-Privileg zum nationalen Sozialsystem
Dieser erste „Index“ basierte auf einem Warenkorb von 19 lebensnotwendigen Gütern und Lebensmitteln, die den Verbrauchsgewohnheiten einer durchschnittlichen, fünfköpfigen Familie (zwei Erwachsene und drei Kinder) entsprechen sollten. Rund 70 Prozent der Ausgaben waren für Lebensmittel vorgesehen. Nach dem Zweiten Weltkrieg im Jahr 1948 wurde der Warenkorb auf 36 Güter ausgeweitet. Dieser sollte nun den Konsumgewohnheiten einer Familie mit vier erwachsenen Mitgliedern entsprechen.
In den folgenden Jahrzehnten wurde das System weiter ausgebaut und auf mehr Bevölkerungsgruppen ausgedehnt. Zu den Beamten kamen 1951 die anderen Mitarbeiter sowie die Arbeiter des Staates hinzu. Seit demselben Jahr wird auch der Mindestlohn automatisch an die Preisentwicklung angepasst. Seit 1965 ist die automatische Anpassung der Gehälter an die Preisentwicklung in jedem Kollektivvertrag Pflicht.
Allgemeingültig ist der Index erst seit dem betreffenden Gesetz vom 27. Mai 1975 vor genau 50 Jahren. „Les employeurs qui auront versé des salaires et traitements inférieurs aux taux applicables en vertu des dispositions de la présente loi seront passibles d’une amende de cinq cent à cinquante mille francs. Toutefois, en cas de récidive dans le délai de deux ans les peines prévues à l’alinéa qui précède pourront être portées au double du maximum“, heißt es im Gesetz von 1975. Auslöser war der Beginn der Stahlkrise, große wirtschaftliche Unsicherheiten prägten das ganze Land. Luxemburgs wirtschaftliche und soziale Strukturen sollten in den 70er Jahren nachhaltig verändert werden.
Der Index passt sich an
Auch der Warenkorb hat sich im Laufe der Jahrzehnte stark verändert. Seit 1967 basiert der Index auf einem ausgefeilten Korb von 173 Produkten und Dienstleistungen und wird als „gewichteter Preisindex“ bezeichnet. Heutzutage sind es etwa 8.000 Waren und Dienstleistungen aus verschiedenen Kategorien, deren Preisentwicklung im Rahmen der monatlichen Inflationszahlen (IPCN) von Statec untersucht wird. Um seine Berechnung durchzuführen, gewichtet das statistische Institut die Kategorien je nach ihrer relativen Bedeutung im Endverbrauch der Haushalte. Seit 1999 wird die Liste dieser Rubriken und ihre Gewichtung jedes Jahr angepasst, um Änderungen im Konsumverhalten der Haushalte zu berücksichtigen.
Die beiden gewichtigsten der zwölf aktuellen Produktkategorien sind „andere Produkte und Dienstleistungen“ mit einem Anteil von 16,7 Prozent und „Wohnen, Wasser, Strom, Gas und sonstige Brennstoffe“ mit 15,7 Prozent am Index. Danach folgen die Bereiche Transport (14,5 Prozent), Lebensmittel (13,9 Prozent), Möbel und Haushaltsgeräte (8,3 Prozent) sowie Freizeit und Kultur mit 7,8 Prozent.
Vor allem in Zeiten wirtschaftlicher Krisen und besonders schnell steigender Preise entstehen damit alle paar Jahre immer wieder Debatten über die Funktionsweise des Index
Dass der Bereich „Wohnen“ nicht stärker ins Gewicht fällt, liegt daran, dass für den Index nur die Mieten mit in Betracht gezogen werden, während die Ausgaben für die Wohnung von Eigenheimbesitzern von der Rechnung ausgeschlossen sind. Das Thema ist eine fortlaufende Diskussion. Der Kauf einer Wohnung gilt aktuell als Investment und nicht als Verbrauch. Steigende Wohnungspreise spiegeln sich im Index somit nicht wider.
Nach einer langen Wartezeit ist die letzte Indextranche nun vor kurzem, am 1. Mai 2025, gefallen. Damit werden ausbezahlte Löhne, Renten, Sozialleistungen und Mindestlohn ab dem laufenden Monat Mai um 2,5 Prozent steigen. Die letzte Index-Zahlung ist mehr als anderthalb Jahre her: Sie war am 1. September 2023 ausgelöst worden. Während 2024 gar keine Indexierung stattgefunden hat, fielen die Tranchen in den Jahren davor schneller als üblich. Durch die durch den Überfall der Ukraine bedingten höheren Energiepreise und Inflationsraten waren es sogar 2023 drei Tranchen.
Umstritten und dennoch unverzichtbar
Da sich die Preissteigerungsrate aktuell wieder auf einem relativ niedrigen Niveau befindet, wird die nächste Lohnindexierung voraussichtlich erst im dritten Quartal 2026 stattfinden. Im Monat April 2025 lag die Inflationsrate mit 1,65 Prozent bereits zum zehnten Monat in Folge unter der Marke von zwei Prozent.
Doch so ganz ohne Hürden, wie sich die Geschichte des Index lesen lässt, ging der Durchmarsch der automatischen Anpassung der Gehälter an die Preisentwicklung nicht vonstatten. Vor allem Unternehmer kritisieren, dass automatische Gehaltserhöhungen ihre Kosten in die Höhe treiben, ohne auf Produktivität und Gewinne des einzelnen Unternehmens Rücksicht zu nehmen. Zudem treibe der Index die Preissteigerung im Lande weiter an, und sei somit schädlich für die Wettbewerbsfähigkeit des Landes, sagen sie. Dass der Index schädlich für die Wettbewerbsfähigkeit des Landes sei, ist jedoch nicht erwiesen. Statec-Analysen haben gezeigt, dass nur wenige Preise stark auf die Indexierung reagieren, hauptsächlich bei Dienstleistungen. Insgesamt jedoch trägt eine Indexstufe wohl nur sehr wenig zur Auslösung der nächsten bei, so die Schlussfolgerung des Regards 10/17.
Vor allem in Zeiten wirtschaftlicher Krisen und besonders schnell steigender Preise entstehen damit alle paar Jahre immer wieder Debatten über seine Funktionsweise. Auch bei den Tripartite-Verhandlungen während der Energiekrise wurde vorgeschlagen, den Index zu deckeln, ihn auszusetzen oder einzelne Elemente aus der Rechnung zu entfernen. So passiert im Jahr 1980, als die Preise derart schnell anstiegen, dass zwei bis drei Indextranchen im Jahr die Norm war. Veränderungen, die letzten Endes zum Generalstreik von 1982 führten.
Dass der Index aktuell für wenig Diskussionen sorgt, liegt an der derzeit niedrigen Inflationsrate: Zeiten, in denen sich die Sozialpartner auf die positiven Aspekte des Index besinnen, der als einer der wichtigsten sozialen Errungenschaften des Landes gilt. Mit seinem Automatismus trägt er maßgeblich zum sozialen Frieden im Land bei – im Gegensatz zur Situation in anderen Ländern, in denen eine Zeit hoher Inflation zu hohen Kaufkraftverlusten führt.
De Maart

Und in den Siebzigern hieß es dann: " Fanger ewech vum Index". DP/CSV-Granden hatten es auf das luxemburger Modell abgesehen. Streiks und Verhandlungen brachten diese wieder auf die richtige Schiene. Die Arbeitgeber sind auch heute noch immer entzückt von der Idee Angestellte länger arbeiten zu lassen und den Index abzuschaffen. Originaltext vom ehemaligen Präsidenten Würth: * Mitgefühl und Menschlichkeit haben in der Wirtschaft nichts zu suchen." oder immer gern zitiert,der Milliardär Warren Buffet: " Wir sind im Krieg Reich gegen Arm.Und wir,die Reichen werden diesen Krieg gewinnen."
Herr Frieden ist der Anwalt der Banker und AAA-Guru. Also....was kommt da auf uns zu. Arbeitsalter rauf,Beiträge rauf und Renten runter. So wird das gemacht. Aber Achtung ihr Reichen. Germinal.