4. November 2025 - 6.51 Uhr
InvestmentfondsLuxemburgs Vorsprung schmilzt – Wettbewerber Irland wächst schneller
                              Von dem Einbruch beim Volumen der verwalteten Gelder in den Jahren 2022 und 2023 hat sich die Luxemburger Branche der Investmentfonds mittlerweile wieder erholt. Im Monat September 2025 konnte sie sogar wieder einen neuen Rekord verbuchen. Um insgesamt 205 Milliarden hat der Wert der Luxemburger Investmentfonds damit bisher im Jahr 2025 zugelegt, davon 164 Milliarden, die Investoren (netto) neu in Luxemburger Fonds angelegt haben. In den Jahren 2022 und 2023 hatten sie im Schnitt mehr Geld abgezogen als neu investiert.
Der Sektor kann sich weiterhin sehen lassen: Das Großherzogtum ist nach wie vor der zweitwichtigste Fondsstandort weltweit – nach den USA. Was Fonds angeht, die grenzüberschreitend verkauft werden, ist Luxemburg die Nummer eins.
Insgesamt 7,8 Prozent aller Gelder, die weltweit in Fonds angelegt waren, waren Mitte 2025 in Luxemburger Fonds investiert, wie Zahlen vom Branchenverband Efama zeigen. Das ist mehr als in anderen Ländern: China hat 4,9 Prozent Weltmarktanteil, Deutschland 3,8 Prozent und Frankreich 3,5 Prozent.

Doch der Wettbewerb ist hart, und Luxemburg ist dabei, an Gewicht zu verlieren: Vor fünf Jahren hielt Luxemburg noch einen weltweiten Marktanteil von neun Prozent. Vor elf Jahren waren es 9,4 Prozent.
Irland derweil wächst rasant: Das Land hatte vor zwei Jahren einen Marktanteil von 5,9 Prozent, vor acht Jahren waren es noch 4,5 Prozent. Heute sind es 6,8 Prozent Weltmarktanteil, die das europäische Land für sich verbuchen kann.
Der Abstand zu Irland wird immer kleiner
Dass Irland seit einigen Jahren deutlich schneller wächst, liegt unter anderem an sogenannten ETFs. Bei diesen nicht aktiv gemanagten Fonds, die meist einfach einen Börsenindex nachbilden, hat Irland klar die Nase vorn. In Luxemburg gab es Mitte 2025 ETFs mit einem Volumen von 440 Milliarden – in Irland waren es 1,6 Milliarden.
Diese Fonds sind in Irland aufgrund seines Abkommens mit den Vereinigten Staaten, das die Quellensteuer auf Dividenden für ETFs, die an US-Aktien gebunden sind, um die Hälfte reduziert, besonders beliebt, hatte Statec bereits zu Jahresbeginn geschrieben. „So hat Irland in den letzten drei Jahren 85 Prozent der Nettoemissionen von ETFs in Europa angezogen.“
Und der gleiche Trend hat sich auch im ersten Halbjahr 2025 fortgesetzt: „Irland zieht weiterhin stark Kapital in Aktien- und Anleihe-Indexfonds (ETFs) an“, so Statec in seinem letzten „conjuncture flash“. „Diese machten im ersten Halbjahr 2025 fast die Hälfte der gesamten Nettoemissionen in Europa aus, wobei zwei Drittel nach Irland und ein Viertel nach Luxemburg flossen.“
In diesem Bereich hat Luxemburg, wegen des irischen Abkommens mit den USA, kaum eine Chance zum Aufholen. Die ETFs sind ein Massen-Markt, wo jeder kleinste Anteil eines Prozents für die zu erwirtschaftenden Erträge zählt. Um wenigstens etwas gegenhalten zu können, hat die Regierung dieses Jahr jedoch aktiv verwaltete ETF/UCITS-Fonds von der „Taxe d’abonnement“ (eine Steuer, die es nur hierzulande gibt) befreit.
Gleichzeitig schrumpft jedoch auch in weiteren Bereichen des Fonds-Marktes der Abstand zwischen Irland und Luxemburg. Etwa bei reinen Aktienfonds verwalten irische Fonds mittlerweile mehr Geld als Luxemburg. Lediglich bei „multi-asset“-Fonds und bei Immobilienfonds behält Luxemburg einen deutlichen Vorsprung.
Wenn es mit der gleichen Geschwindigkeit weitergeht, dann könnte Irland in fünf bis zehn Jahren Luxemburg auf Platz drei der Fondsplätze zurückgeworfen haben. Allein in den Monaten April bis Juni sind die Luxemburger Fonds um 25 Milliarden Euro gewachsen – die irischen jedoch um 74 Milliarden.
Mehr als eine Milliarde Steuern pro Jahr
Für die Luxemburger Wirtschaft insgesamt ist der Bereich von großer Bedeutung. Er steht für etwa ein Drittel der Wirtschaftsleistung des Finanzsektors und für rund 15.000 Jobs.

Auch für die Steuereinnahmen ist der Bereich überaus wichtig: Neben den Abgaben auf Gehältern und Gewinnen zahlt die Branche zusätzlich eine Steuer auf dem verwalteten Geldvolumen. Allein im Jahr 2024 hatte diese „Taxe d’abonnement“ einen Rekord von 1,3 Milliarden Euro in die Staatskasse gespült. Seit 2018 handelt es sich um mehr als eine Milliarde Euro pro Jahr. In den kommenden Jahren wird weiter mit Zuwächsen gerechnet: Laut den letzten Prognosen sollen es ab 2029 mehr als 1,5 Milliarden Euro sein.
Über die Jahre hat sich die „Steuer auf Investmentfonds“, nach den Steuern auf Privateinkommen, der Mehrwertsteuer, den Unternehmenssteuern und den Zöllen und Akzisen, zu einer der wichtigsten Geldquellen des Staates entwickelt.
Weiterführende Lektüre:
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Das Gewicht des Finanzplatzes: Die Entwicklung der vergangenen zehn Jahre
Der Durchschnittskunde und die Luxemburger Banken im Jahr 2024
		    		
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