StardirigentLuxemburg bestellt Putin-Freund Valery Gergijew als Honorarkonsul in Sankt Petersburg ab

Stardirigent / Luxemburg bestellt Putin-Freund Valery Gergijew als Honorarkonsul in Sankt Petersburg ab
Auszeichnung von höchster Stelle: Russlands Präsident Wladimir Putin und Luxemburgs Honorarkonsul Valery Gergijew im Jahr 2016 Foto: AFP/Ivan Sekretarev

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Seine Freundschaft mit Putin wird ihm nun zum Verhängnis: Nachdem renommierte Konzerthäuser und Orchester nichts mehr mit dem russischen Stardirigenten Valery Gergijew zu tun haben wollen, hat Luxemburg Gergijew von seinem Posten als Luxemburger Honorarkonsul in Sankt Petersburg abbestellt.

Der russische Angriff auf die Ukraine hat für Russlands Starkünstler gravierende Auswirkungen. In Deutschland beendete die Stadt München mit sofortiger Wirkung die Zusammenarbeit mit dem Stardirigenten und Putin-Freund Valery Gergijew als Chef der Münchner Philharmoniker. Weltweit wird Gergijew von renommierten Häusern und Orchestern ausgeladen, noch in den vergangenen Jahren war er gern gesehener Gast in der Philharmonie in Luxemburg.

Für Gergijew hat seine Putin-Nähe noch andere Folgen. Wie Luxemburgs Außenminister Jean Asselborn am Dienstag im Parlament ankündigte, wird der Dirigent, der seit 2009 Honorarkonsul für Luxemburg in der russischen Stadt Sankt Petersburg ist, mit sofortiger Wirkung von seinen Aufgaben entbunden. In den kommenden Tagen werde die Regierung Stellung beziehen zu den anderen Honorarkonsuln Luxemburgs in Russland.

Andere könnten folgen

Ob neben Gergijew noch andere ihre Stellung verlieren werden, bleibt demnach offen. Neben Gergijew sind das in der Stadt Magnitogorsk Viktor Raschnikow, ein milliardenschwerer Oligarch, der sein Vermögen in der Stahlindustrie gemacht hat; in der Stadt Nowosibirsk Roman Trotsenko, Eigentümer der Aeon Corporation, einer russischen Investitions- und Verwaltungsgesellschaft; in der Stadt Jekaterinburg Wladimir Jewtuschenkow, Gründer und Mehrheitseigentümer des russischen Mischkonzerns Sistema und damit dem Unternehmen, bei dem der ehemalige Luxemburger Vizepremier und Wirtschaftsminister Etienne Schneider (LSAP) am Sonntag seinen Posten im Aufsichtsrat niedergelegt hat; und in der Stadt Tscherepowez Alexei Mordaschow, Vorstandsvorsitzender des Unternehmens Severstal und Generaldirektor der Severstal-Gruppe. Mordaschow steht auf der jüngsten Sanktionsliste der Europäischen Union vom Montag.

Die Freundschaft mit dem russischen Machthaber Putin brachte Gergijew schon seit Jahren immer wieder Kritik ein. Im Jahr 2014 unterschrieb er einen Künstler-Appell zur Annexion der ukrainischen Halbinsel Krim durch Russland und bekannte sich damit offiziell zur Politik Putins.

Die Pariser Philharmonie strich am Dienstag geplante Konzerte mit Gergijew im April. Das Rotterdamer Philharmonische Orchester brach die langjährige Zusammenarbeit mit dem russischen Dirigenten ab. Gergijew war von 1995 bis 2008 Chefdirigent in Rotterdam. Auch das jährliche, vom Dirigenten gegründete Gergijew-Festival in der Hafenstadt im September wird abgesagt. Die Kluft sei unüberbrückbar, sagte eine Sprecherin des Orchesters. In Edinburgh trat Gergijew nach erheblichem Druck am Montagabend als Ehrenpräsident des renommierten Edinburgh International Festival zurück.

Weltweite Distanzierung

Am Wochenende hatte sich bereits seine Münchner Künstleragentur von ihm getrennt. Auch andere Institutionen wollen nicht mehr mit ihm zusammenarbeiten. Die Hamburger Elbphilharmonie sagte Konzerte mit Gergijew „infolge des anhaltenden Schweigens zur russischen Invasion in der Ukraine“ ab, wie das Konzerthaus am Dienstag mitteilte. Das Festspielhaus Baden-Baden beendete ebenfalls bis auf Weiteres die Zusammenarbeit. Die mangelnde Distanz Gergijews „zum aktuellen menschenverachtenden Vorgehen des russischen Präsidenten hat für uns den Ausschlag gegeben“, sagte Intendant Benedikt Stampa. „Wir vertreten offensichtlich nicht mehr die gleichen Werte.“

Auch die New Yorker Metropolitan Opera kündigte als Reaktion auf den russischen Einmarsch in die Ukraine an, vorerst nicht mehr mit Künstlern oder Institutionen zusammenarbeiten zu wollen, die Putin unterstützen.