Löwen-Kicker Philipps vor der Nations League: „Es wird sehr viel von uns erwartet“

Löwen-Kicker Philipps vor der Nations League: „Es wird sehr viel von uns erwartet“

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Chris Philipps hat ein paar schwere Wochen hinter sich. Nach dem Aus in der Europa League mit Legia Warschau gegen den F91 Düdelingen hatte der 24-Jährige beim polnischen Meister und Pokalsieger einen schweren Stand und musste die darauf folgenden Spiele von der Tribüne aus verfolgen. Im Tageblatt-Interview spricht der Mittelfeldspieler über seine Situation im Verein und die neue Erwartungshaltung vor dem Start der Nations League morgen gegen Moldawien (20.45 Uhr im Stade Josy Barthel).

Tageblatt: Bei der Generalprobe gegen Arminia Bielefeld (1:4-Niederlage) lief sehr viel schief. Wie sehr hat euch dieser Rückschlag vier Tage vor dem Moldawien-Spiel beschäftigt?

Chris Philipps: Jeder weiß, dass es nicht gut war und das wurde auch deutlich angesprochen. Aber man darf nicht vergessen, dass dieses Spiel vor allem ein Test war und nicht überbewertet werden darf. In den ersten 20 Minuten waren wir nicht aggressiv genug. Danach lief es besser, aber wir haben uns durch unsere individuellen Fehler selbst abgeschossen. Egal, wie gut man in einem Spiel ist: Aussetzer können einem immer unterlaufen.

Waren sich einige nach den letzten guten Leistungen zu sicher?

Vielleicht teilweise. Aber ich sehe dies nicht als generelles Problem. Im Training in den vergangenen Tagen hat man von einer solchen Einstellung nichts mitbekommen. Trotzdem ist es so, dass gute Resultate viel Selbstvertrauen bringen und dieses ab und zu eben mehr als gesund ist. Ich denke aber nicht, dass wir an dieser Krankheit leiden. Wir haben uns seit Juni nicht mehr gesehen und kommen aus den Vereinen. Ein Überschuss an Selbstvertrauen wegen vergangener Leistungen dürfte also nicht bestehen. Trotzdem kam die 1:4-Niederlage wohl zum richtigen Zeitpunkt. Es war eine Art Warnung.

Seit dem Ausscheiden in der Europa League gegen den F91 Düdelingen bist du beim neuen Legia-Trainer Sa Pinto nicht mehr erste Wahl. Warum setzt er dich derzeit auf die Tribüne?

Diese Frage habe ich mir auch gestellt. Ich wurde jedenfalls nicht für das Ausscheiden verantwortlich gemacht. Kurz bevor ich zur Nationalmannschaft gereist bin, hatte ich ein Gespräch mit Sa Pinto und er hat mir versichert, dass er mit meinen Trainingsleistungen zufrieden ist und ich meine Chance bekommen werde. Es ist auch normal, dass ein neuer Trainer mit neuen Ideen kommt und diese umzusetzen versucht. Wir befinden uns noch immer in einer negativen Phase und Sa Pinto versucht, eine Reaktion bei den Spielern auszulösen.

Trotzdem denke ich, dass es nicht gerechtfertigt ist, dass ich auf der Tribüne sitze. Ich hoffe, dass es nur eine Momentaufnahme ist. Ich denke aber nicht, dass der Trainer nichts mit mir anfangen kann. Vergangenes Jahr war ich Stammspieler und derzeit erfahre ich am eigenen Leib, dass die Vergangenheit im Fußball nicht viel wert ist. Die nächsten Wochen und Monate werden zeigen, in welche Richtung es gehen wird.

Was hat sich verändert, seitdem der Portugiese die Mannschaft übernommen hat?

Die Trainingseinheiten sind deutlich intensiver geworden, weil jeder sich beweisen will. Ich hoffe, dass wir dies auch irgendwann in den Spielen umsetzen können. Sa Pinto wiederholt immer wieder, dass es sich um einen Prozess handelt, der seine Zeit braucht. Allerdings ist Legia ein Verein, in dem man keine Zeit hat. Die Leute erwarten den direkten Erfolg. Der Druck von außen ist sehr hoch, aber das weiß man, wenn man bei diesem Klub einen Vertrag unterschreibt. Diese Voraussetzungen sind trotzdem nicht gerade förderlich, wenn man sich in einer negativen Phase befindet.

War der F91 Düdelingen im Nachhinein stärker als viele gedacht haben?

Viele Leute haben mich nach dem Düdelinger Erfolg gegen CFR Cluj gefragt, ob dieses Resultat unsere Niederlage gegen den F91 erträglicher macht. Ich für meinen Teil habe diese Spiele noch immer nicht verdaut. Ich gönne meinen Kollegen aus der Nationalmannschaft, die für Düdelingen auflaufen, diesen Erfolg, aber für mich war dieser Moment nicht sehr positiv. Doch es ist ein gutes Ergebnis für den luxemburgischen Fußball. In Polen wurde es so dargestellt, als hätten wir gegen reine Amateure verloren. Ich hoffe, dass die Menschen den Vereinen aus Luxemburg in Zukunft etwas mehr Respekt entgegenbringen, denn Teams wie Düdelingen sind fast Profimannschaften.

Haben deine Teamkollegen David Turpel, Danel Sinani und Kevin Malget den positiven F91-Elan mit in die Nationalmannschaft gebracht?

Sie sind jedenfalls physisch sehr stark, haben eine Menge Selbstvertrauen getankt und haben bereits acht internationale Spiele hinter sich. Danel (Sinani) ist deutlich reifer auf dem Platz geworden und Dave und Kevin haben Qualitäten, die uns immer weiterhelfen können. Ich hoffe, sie können gegen Moldawien und San Marino dieses Potenzial umsetzen.

In der Nations League befindet ihr euch nicht mehr in der Außenseiterrolle. Geht man anders an eine solche Herausforderung heran?

Wir wären gut beraten, mit der gleichen Einstellung in diese Spiele zu gehen wie in den normalen Qualifikationsspielen. Es ist eine neue Rolle für uns und die Öffentlichkeit und die Zuschauer erwarten das erste Mal richtig viel von uns. Aber der Teamgeist muss derselbe sein wie gegen größere Teams. In den vergangenen Monaten hat man gesehen, dass wir als Kollektiv viel erreichen können. Fußball ist ein Ergebnissport und ich wäre sehr zufrieden, wenn wir jedes Nations-League-Spiel mit 1:0 gewinnen würden. Es kann schnell mal etwas schieflaufen und wir sind noch immer Luxemburg. Wir müssen vorsichtig sein.

Gegen Moldawien und San Marino kann sich bereits nach zwei Spieltagen entscheiden, in welche Richtung es in dieser Nations League gehen wird …

Holen wir sechs Punkte, dann setzen wir ein klares Zeichen in Richtung Konkurrenz. Weißrussland ist auch weniger gut, wenn sie gegen kleinere Gegner antreten müssen, gegen die sie das Spiel machen müssen. Wir haben im März beim 1:0-Erfolg gegen Malta gesehen, dass es nicht von alleine geht. Ich hoffe, dass wir in der gesamten Gruppenphase die nötige Geduld bewahren. Düdelingen hat gezeigt, dass mittlerweile überall gute Arbeit geleistet wird. In einer französischen Zeitung habe ich kürzlich gelesen, dass in Moldawien eine Art golden Generation heranwächst. Es ist also nicht so, dass wir die einzige kleine Nation sind, die sich weiterentwickelt.