SchulprojektLënster Lycée: Umweltdelegierte zeigen mit dem grünen Zeigefinger auf Mitschüler

Schulprojekt / Lënster Lycée: Umweltdelegierte zeigen mit dem grünen Zeigefinger auf Mitschüler
Nachhaltige Gedanken flossen bereits bei der Planung des modernen Lyzeums mit ein. Das Gebäude ist heute so konzipiert, dass die Energie effizient genutzt beziehungsweise gespart wird. Foto: Editpress/Didier Sylvestre

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Nachhaltigkeit wird am „Lënster Lycée“ großgeschrieben. Seit vier Jahren sorgen zwei Umweltdelegierte in jeder Klasse für Mülltrennung, Umweltschutz und einen sparsamen Umgang mit den Ressourcen. Ihre Aufgabe ist es, den nachhaltigen Gedanken in der Schulgemeinschaft zu fördern und neue Projekte ins Leben zu rufen.

Am „Lënster Lycée“ ist eigentlich jeder Tag ein Freitag. Die Schüler brauchen keine „Fridays for Future“-Bewegung, um sich eingehend mit den Themen Umweltschutz und Energieeffizienz zu befassen. Nachhaltigkeit wird in der noch jungen Sekundarschule von Natur aus großgeschrieben. Und sollte dann doch mal ein Stück Papier im Restmüll landen oder plötzlich wieder übertrieben viele Plastikflaschen im Gebäude zirkulieren, sind gleich die Umweltdelegierten zur Stelle, um ihren Mitschülern diskret ins Gewissen zu reden.

Allerdings handelt es sich hierbei nicht um ein Nebenprojekt für interessierte Schüler: Der Umweltschutz wird regelrecht vorgelebt an einer der jüngsten Sekundarschulen des Landes. „Septième“-Schüler werden schon am ersten Tag auf Angebote aufmerksam gemacht: „Im Rahmen einer Rallye entdecken die neuen Schüler das Gebäude, bevor wir das Konzept der Mülltrennung erklären und ,Inox‘-Trinkflaschen verteilen, um die Nutzung von Plastikflaschen zu vermeiden“, erklärt Marc Zimer.

Der Physiklehrer koordiniert das Nachhaltigkeitsprogramm am „Lënster Lycée“ und sieht sich als eine Art Bindeglied zwischen Direktion und den rund hundert jungen Umweltdelegierten, die sich stets neue Projekte einfallen lassen. „Nachhaltigkeit und Umweltschutz waren Themen, die wir gleich von Beginn an in der Schulgemeinschaft in den Mittelpunkt rücken wollten“, so Zimer. Daraufhin habe man sich von anderen Schulen „best practices“ abgeschaut und zusammen mit der Schulleitung mehrere Konzepte erarbeitet.

Aus dem Bestreben, etwas Neues zu versuchen, sei dann die Idee eines Umweltdelegierten entsprungen: „Anstatt Klassendelegierte wollten wir zwei Schüler pro Klasse bestimmen, die sich nicht nur für den Umweltschutz einsetzen, sondern auch den nachhaltigen Gedanken innerhalb der Schulgemeinschaft fördern“, erklärt der Physiklehrer. Mit Erfolg: Das Programm befindet sich jetzt schon in seinem vierten Jahr. Von den ursprünglichen Delegierten sind immer noch viele mit Herz und Seele dabei.

Wie ein grüner Faden

Wie zum Beispiel Anaïs-Déné Sondé. Die 16-Jährige ist von Anfang an mit dabei und stellt dem Projekt durchwegs gute Noten aus. „Also, ich muss schon sagen, dass wir in Lënster wirklich auf Nachhaltigkeit achten“, betont die 3e-Schülerin, die sich unter anderem noch im Schülerkomitee engagiert. Schüler, Lehrer und Leitung seien allesamt dem grünen Gedanken verpflichtet. „Ich persönlich kenne keine andere Schule, die so viel Wert auf Umweltschutz und Energieeffizienz legt wie das Lënster Lycée“, fährt die engagierte Jugendliche fort.

Wie ein grüner Faden zieht sich das Projekt durch sämtliche Aspekte des Lënster Schullebens – angefangen bei der thermischen Isolation und Wärmespeicherung über die Mülltrennung und Wiederverwertung von Essensresten bis hin zur Holzhackschnitzelanlage, die mit Holz aus dem benachbarten Grünewald geheizt wird.

Um Papier zu sparen werden etwa Briefe an Schüler und Eltern nur noch per E-Mail verschickt. Ähnliche Gedanken spielen bei der geplanten Einführung eines elektronischen Heftes eine Rolle. In den Klassenräumen wird der Abfall nach Restmüll und Altpapier getrennt, in den Gängen stehen zusätzliche Valorlux-Tüten und Eimer für Essensreste. Doch wer nicht aufpasst, hat bei vier benachbarten Mülltonnen schnell die falsche erwischt. So kam es vor allem am Anfang immer wieder vor, dass Schüler unerlaubte Produkte in den Tüten entsorgten und sie damit unbrauchbar machten.

Aufgabe der Umweltdelegierten ist es in dem Fall, nach Lösungen zu suchen und die Mitschüler auf Missstände aufmerksam zu machen. „Neben dem hohen Verbrauch an Plastikflaschen handelt es sich bei dem Problem mit den Valorlux-Tüten um die größte Herausforderung“, betont Anaïs-Déné. „So langsam aber haben wir unsere Mitschüler so weit, dass sie besser aufpassen.“

Doch damit nicht genug: Batterien, Flaschenverschlüsse, Korken oder andere Produkte, die nicht in die herkömmliche Müllsammlung passen, können die Schüler in einem speziell dafür eingerichteten Raum abgeben. Dabei handelt es sich beispielsweise um ein Projekt, das von den Umweltdelegierten selbst ins Leben gerufen wurde. Ansonsten sorgen die Delegierten dafür, dass die Klassenräume sauber bleiben und Mitschüler nicht unnütz Strom verbrauchen. „Allerdings dürfen die Umweltdelegierten nicht zum Reinigungspersonal verkommen. Aus diesem Grund werden die Schüler regelmäßig weitergebildet“, erklärt Projektkoordinator Marc Zimer.

„Das gefällt mir nicht“

„Manchmal muss ich mit ansehen, wie meine Mitmenschen alles Mögliche auf den Boden werfen und sich kaum Gedanken um die Zukunft unseres Planeten machen“, sagt indessen Leslie Bodé. Die 14-Jährige ist Umweltdelegierte auf einer 5e C und macht sich dort vor allem für die richtige Nutzung der Valorlux-Tüten stark. Immer wieder erwische sie Mitschüler dabei, wie sie ihren Abfall ungetrennt in den blauen Tüten entsorgen. „Das gefällt mir nicht. Das möchte ich unbedingt ändern“, so die Jugendliche.

Auch wenn ihr der nachhaltige Gedanke nicht von Geburt an in die Wiege gelegt wurde, ist zu Hause inzwischen die Stiefmutter treibende Kraft in Sachen Umweltschutz. Das hat auch auf Leslie und ihren Vater abgefärbt. In der Schule versucht sich die talentierte Künstlerin für einen sorgfältigeren Umgang mit den Ressourcen einzusetzen. „Noch immer kümmern sich viele Menschen nicht um die Umwelt. Ich möchte meinen Beitrag dazu leisten, um das zu ändern! Das ist der Grund für meine Teilnahme am Projekt“, erklärt Leslie.

Die zwei Jahre ältere Anaïs-Déné nennt ähnliche Beweggründe. Die engagierte Schülerin setzt sich auch privat für den Umweltschutz ein, beteiligt sich nebenbei aber noch an anderen Schulprojekten wie etwa einer Kooperation mit einer Schule in Kamerun. Einen bestimmten Auslöser habe es jedoch nicht gegeben. „Ich engagiere mich halt generell für Umweltschutz und Nachhaltigkeit. Außerdem beteilige ich mich gerne an der Organisation von Projekten: Zum Schluss hat man immer ein Resultat vor Augen“, freut sich die 16-Jährige.

Auch lerne man stets hinzu, wie Anaïs-Déné feststellt. „So wird Recycling etwa immer wichtiger. Fast täglich erfährt man Neues hierzu“, so die Schülerin. Freuen dürfte sich die Jugendliche vor diesem Hintergrund auf die geplanten Umweltdebatten. Noch steht das Projekt nicht auf festen Beinen. Geplant aber sind monatliche Treffen – falls nötig auch im Netz, bei denen die Umweltdelegierten über ein bestimmtes Thema diskutieren. Den Input und das nötige Know-how liefern Gäste, die sich in einem bestimmten Feld zu Hause fühlen.

Geplant ist indessen auch die Aufstockung der Mülleimer. Mit der Zahl der Schüler sei zuletzt auch die Menge des Abfalls wieder gewachsen, erklärt Anaïs-Déné. Also müssen weitere Abfalleimer her: „Verschiedene Behälter, unterschiedliche Größen und unverkennbare Farben, damit auch klar ist, wo was hingehört!“, mahnt die Jugendliche.

Überall im Gebäude finden Schüler Abfalleimer für Restmüll, Papier und Valorlux-Produkte. In der Zwischenzeit wurde die Palette noch um Behälter für Essensreste erweitert. 
Überall im Gebäude finden Schüler Abfalleimer für Restmüll, Papier und Valorlux-Produkte. In der Zwischenzeit wurde die Palette noch um Behälter für Essensreste erweitert.  Foto: Editpress/Didier Sylvestre
marci
12. März 2021 - 19.01

An anderen Schulen gab es das schon vor 20 Jahren....... Trotzdem baut man Schulen mit brennbaren Plastikfassaden. Da fällt eine Plastikflasche wohl nicht ins Gewicht........

de Prolet
12. März 2021 - 14.30

Mit dem " das gefällt mir nicht " ist es nicht getan. Hier scheinen mir verschiedene Schüler/innen, so begrüssenswert ihr Engagement für eine saubere Umwelt auch sein mag, zu kategorisch-fundamentalistisch. Der Ton macht die Musik und mit Knüppeln fängt ma keine Spatzen. Etwas mehr Fingerspitzengefühl und Takt bewirken oft/meist mehr als polizeiähnliches Vorgehen.

Till Eule vor dem Spiegel
12. März 2021 - 6.52

Im Mittelalter nannte man es an den Pranger stellen , zur Zeiten des Kohlenklau , Kulturrevolution als Denunziantentum bekannt und heute wird unter dem Deckmantel des Umwelt, Klimaschutzes ein Umweltdelegierter ernannt.Respekt,Toleranz gilt heute nur , wie die Ratten dem Rattenfänger einst nachliefen ,wir alle einer ideologischen Ausrichtung folgen.