Dienstag4. November 2025

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Gewaltvorfall in MamerInnenminister Gloden bestätigt: Angriff auf 19-Jährigen war „Pädo-Hunting“

Gewaltvorfall in Mamer / Innenminister Gloden bestätigt: Angriff auf 19-Jährigen war „Pädo-Hunting“
In Luxemburg wird derzeit in zwei Fällen von „Pädo-Hunting“ ermittelt Symbolfoto: Freepik

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Ein junger Mann wurde brutal überfallen – nun bestätigt der Innenminister: Es war ein Fall von „Pädo-Hunting“ – ein europäisches und amerikanisches Phänomen, das seinen Ursprung in Russland hat.

Nach dem brutalen Angriff auf einen 19-Jährigen in Mamer am vergangenen 26. Mai, an dem auch Minderjährige beteiligt waren, hat Innenminister Léon Gloden (CSV) am Dienstag in der Chamber bestätigt, dass es sich um einen Fall von sogenanntem „Pädo-Hunting“ handelt. In Luxemburg seien zwei solcher Fälle bekannt: der aktuelle in Mamer sowie ein Vorfall aus dem Sommer 2024. In beiden Fällen dauern die Ermittlungen an.

Was war passiert? Das Opfer hatte sich über soziale Medien mit einem 13-jährigen Mädchen verabredet. Am Treffpunkt wurde der Mann jedoch von rund einem Dutzend vermummter Personen überfallen. Die Täter fesselten, entkleideten, bedrohten und demütigten ihr Opfer. Zudem entwendeten sie sein Handy und sein Auto. Wie die Staatsanwaltschaft vier Tage nach dem Vorfall mitteilte, gelang es der Polizeidienststelle „Porte de l’Ouest“, unterstützt von der Anti-Terror-Abteilung der Kriminalpolizei, die 13-Jährige sowie ihren Bruder zu identifizieren. Der Bruder wurde festgenommen und sitzt in Untersuchungshaft. Drei weitere Mittäter, allesamt minderjährig, stellten sich freiwillig der Polizei. Auf Nachfrage vom Tageblatt konnte die Staatsanwaltschaft damals lediglich bestätigen, dass es Indizien für „Pädo-Hunting“ gab. 

Bei den sogenannten „Pädo-Hunters“ handelt es sich laut Gloden um ein europäisches und amerikanisches Phänomen, das seinen Ursprung in Russland hat. Ein bekennender russischer Neonazi habe im Jahr 2011 unter dem Namen Tesak die Gruppierung „Occupy Pedophilia“ gegründet, „um vermeintliche Pädophilie mit falschen Konten in den sozialen Medien anzulocken und zu bestrafen“. Ähnliche Ereignisse seien auch in Luxemburg beobachtet worden.

Ein EU-weites Phänomen

„Die Täter geben sich als minderjährige Mädchen aus und schreiben erwachsene und ältere Männer an und locken sie zu einem Treffen, indem sie potenziell sexuelle Handlungen andeuten“, sagte Gloden. Die vermeintlich pädophilen Männer würden dann von Gruppen – zumeist junge Männer – physisch angegriffen und erniedrigt. „Oft werden diese Vorfälle gefilmt und online gestellt, um einerseits die Männer bloßzustellen und andererseits, um die Neonazi-Bewegung zu fördern“, sagte der Innenminister. Ein Erkennungszeichen der Bewegung sei „eine geschlossene Hand mit einem nach oben gebogenen Daumen“.

„Pädo-Hunter“-Gruppierungen gibt es laut Gloden in fast allen EU-Mitgliedsstaaten. Sie hätten sich seit dem vergangenen Jahr besonders schnell verbreitet.

Das Luxemburger Wort berichtete bereits im Sommer 2024 über ein Netzwerk selbsternannter „Pädophilenjäger“ in Luxemburg. Die Gruppe, bestehend vor allem aus jungen Männern, nannte sich „National Sozialistech Jugend Lëtzebuerg“ und fiel durch rechtsextreme und antisemitische Inhalte in Telegram-Chats auf. Ein eigens erstellter Telegram-Kanal hatte mehr als 100 Follower. In mindestens einem Fall lockten die „Pädophilenjäger“ einen mutmaßlichen Täter tatsächlich in eine Falle. Die Justiz konnte vier mutmaßliche Drahtzieher der Gruppe ermitteln und nahm diese in Gewahrsam. Zudem kam es zu Hausdurchsuchungen in Luxemburg und in Frankreich. (les)

Müller Erwin
12. Juni 2025 - 13.20

Wäre "Pädo-Hunting" nicht eigentlich die Aufgabe der Polizei?