Am Mittwochmorgen konnten die Familienministerin Corinne Cahen und der Epidemiologe Dr. Joël Mossong der luxemburgischen Öffentlichkeit eine – vergleichsweise – beruhigende Mitteilung machen: Obwohl auch in den Alten- und Pflegeeinrichtungen des Landes wieder deutlich mehr Corona-Infektionen festzustellen sind, werden schwere Verläufe oder gar Todesfälle nur noch selten verzeichnet.
„Das geht so weit, dass die Betroffenen teilweise gar nicht verstehen, warum sie sich isolieren müssen, weil sie keine Symptome haben“, erläutert Mossong auf Anfrage des Tageblatt.
Zwar kämen Symptome wie Fieber, Kopfschmerzen oder grippeähnliche Symptome vor – „aber das war es dann meistens auch“.
Der Epidemiologe betont, dass dieser erfreuliche Zustand nur zum Teil auf eine geringere Aggressivität der Omikron-Variante zurückzuführen sei. Die Entwicklung beruhe auch sehr stark auf der Tatsache, dass sowohl die Bewohner als auch das Personal überwiegend über einen guten Impfschutz verfügten. Außerdem habe ein „nicht unwesentlicher Teil“ der Betroffenen bereits eine Infektion durchgemacht, wodurch die Immunität nochmals gesteigert sei.
Ein weiterer Aspekt sei ein durchgehendes, systematisches Testregime: „Das Virus hat praktisch keine Möglichkeit, sich unbemerkt zu verbreiten“, erklärt Mossong. „Und wenn die Häuser mehrere Fälle feststellen, führen sie recht schnell neue Maßnahmen ein.“
Weiteren Verlauf aufmerksam betrachten
Trotz der höheren Fallzahlen könne man sich schließlich bei den Gegenmaßnahmen ein gewisses Augenmaß erlauben: Denn natürlich sei das Wohlergehen der Bewohner sehr wichtig – wozu aber auch die mentale Gesundheit gehöre: „Wenn wir jetzt sehen, dass der Krankheitsverlauf für die allermeisten positiven Bewohner relativ milde war, dann muss man sich schon die Frage stellen, ob man jetzt viele strenge Restriktionen einführen muss – denn man schützt damit ja nicht mehr vor einem schweren Verlauf.“
Natürlich müsse man den weiteren Verlauf aufmerksam betrachten: „Das ist erst mal eine erste Einschätzung.“
Trotz dieser relativ guten Nachrichten erteilt der Epidemiologe aber der Hoffnung einen Dämpfer, dass es so wie derzeit automatisch weitergehen müsse: Viren hätten nicht die generelle evolutionäre Tendenz, generell immer zu einer leichteren Variante zu mutieren.
„Schon die ersten Varianten waren klar pathogener als die Wuhan-Urform“, stellt Mossong klar. Und auch Delta habe später eine Steigerung der Gefährlichkeit aufgewiesen. „Omikorn ist eigentlich das erste Mal, dass eine Variante da ist, die weniger schwere Verläufe erzeugt.“ Es sei immer noch möglich, dass eine neue Variante kommt, die wir noch nicht kennen, die wieder schwerere Verläufe verursacht.
Der Epidemiologe warnt abschließend davor, sich quasi-absichtlich mit Omikron zu infizieren, um sich zu immunisieren: „Die Datenlage etwa aus den USA zeigt, dass die Hospitalisierungsrate zwar offenbar um etwa 50 Prozent sinkt – aber das ist doch immer noch ein ziemlich hohes Risiko, deutlich höher jedenfalls, als wenn man geimpft ist!“
De Maart

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