Christian Schoissengeyr„Ich bin ein Kämpfer, so hat man mich erzogen“

Christian Schoissengeyr / „Ich bin ein Kämpfer, so hat man mich erzogen“
Nach dem lockeren Debütsieg gegen den Racing hatte Christian Schoissengeyr gut lachen Foto: Editpress/Jeff Lahr

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Österreicher verschlägt es selten in die BGL Ligue. In diesem Winter sind gleich zwei Spieler aus dem Alpenland nach Luxemburg gewechselt: Raphael Holzhauser (Hesperingen) und Christian Schoissengeyr (FC Déifferdeng 03). Letzterer soll die Abwehr des Spitzenreiters stabilisieren. Im Gespräch mit dem Tageblatt verrät der 29-Jährige, warum er sich hierzulande bereits heimisch fühlt und warum er sich so schnell nicht unterkriegen lässt.

Schon früh lernte Christian Schoissengeyr das Leben zwischen zwei Welten kennen. Geboren wurde der Abwehrmann 1994 in Concepcion de la Vega in der Dominikanischen Republik. Als er vier Jahre alt war, zog die Familie zurück nach Österreich. Bei Donau Linz erlernte der 1,94-Meter-Mann das Fußball-ABC.

Sein Talent blieb nicht lange verborgen. Als 16-Jähriger wechselte er in die Jugend von Rapid Wien. Kurz danach wurde er in die österreichischen Jugendauswahlen berufen. Zu seiner Generation gehören u.a. Michael Gregoritsch (heute: SC Freiburg/D), Florian Grillitsch (Hoffenheim/D) und Konrad Laimer (Bayern München/D). 2018 gewann er mit Sturm Graz das Pokalfinale gegen RB Salzburg. „Es war fast wie ein Heimspiel. 20.000 Zuschauer haben uns unterstützt (Das Fassungsvermögen des Klagenfurter Stadions liegt bei 27.000 Plätzen, Anm. d. Red.). Die Feier danach war toll“, blickt er zurück.

Dass er heute in Luxemburg spielt, ist nicht nur Zufall. Seit zehn Jahren führt sein Weg regelmäßig ins Großherzogtum. Seine Mutter und ein Teil seiner dominikanischen Familie leben hier. „Ich kenne mich hier aus. Luxemburg ist kein Neuland für mich“, sagt Schoissengeyr.

Dass der Abwehrspieler nicht in einer reinen Profiliga spielt, ist auch auf viel Verletzungspech zurückzuführen. Wegen eines Knorpelschadens im Knie, eines Kreuzbandrisses, eines Syndesmoseabrisses und eines doppelten Bänderrisses verpasste er insgesamt über zwei Jahre seiner Karriere. „Immer wenn es anfing, richtig gut zu laufen, habe ich mich verletzt.“ Seit 2019 ist er beschwerdefrei. Von den Rückschlägen hat er sich nie unterkriegen lassen. „Ich hatte es nie einfach und wurde auch so erzogen, dass ich mir alles erkämpfen muss. Mein Willen hat es mir ermöglicht, auch nach diesen langen Verletzungspausen auf den Platz zurückzukehren.“

Zuletzt war der Innenverteidiger beim slowenischen Erstligisten NK Domzale aktiv. Der Vertrag wurde jedoch im März 2023 aufgelöst. „Das Gehalt wurde nicht immer bezahlt. Wenn man fair mit mir umgeht, dann bin ich auch fair. Allerdings lasse ich es nicht zu, dass Versprechen nicht eingehalten werden und deshalb habe ich den Vertrag frühzeitig aufgelöst“, sagt Schoissengeyr.

Der heute 29-Jährige fand in diesem Winter in Differdingen eine neue Heimat. In den Monaten davor war er wegen eines Todesfalls nicht aktiv auf der Suche nach einem neuen Verein. „Als mein Vater starb, hatte ich mit vielen Dingen zu tun, mit denen ich mich vorher nie beschäftigen musste. Ich hatte einfach keinen Kopf für Fußball.“

Vor dem Wechsel zum amtierenden Tabellenführer der BGL Ligue ließ sich der Österreicher von Reinhold Breu beraten, der während kurzer Zeit Co-Trainer bei Austria Wien war. Seinen ehemaligen Teamkollegen Marvin Martins informierte er erst, als der Wechsel feststand. „Damals in Wien haben wir sehr viel zusammen unternommen. Wir hatten eine bunt zusammengewürfelte Mannschaft und haben trotzdem eine sehr gute Saison gespielt“, berichtet Schoissengeyr über das Jahr zusammen mit dem luxemburgischen Nationalspieler.

Am vergangenen Samstag feierte der Abwehrmann sein Debüt in der BGL Ligue. Beim 7:0-Sieg gegen den RFCUL erlebte der Neuzugang einen ruhigen Nachmittag. „Für Außenstehende war das vielleicht ein lockerer Sieg, aber wir haben uns diesen Erfolg erarbeitet. Wir kannten ihre Schwächen und haben diese optimal und eiskalt ausgenutzt.“

Mit Differdingen könnte Schoissengeyr seinen ersten Meistertitel feiern. Derzeit führt der Fusionsverein die Tabelle mit einem Vorsprung von vier Punkten auf Düdelingen an. „Eigentlich ist das bei uns kein Thema. Der Druck wird in der Rückrunde von Spieltag zu Spieltag steigen. Wir müssen von Spiel zu Spiel schauen.“

Ausgerechnet ein Landsmann könnte noch zum Konkurrenten im Kampf um die Meisterschaft werden. Der Hesperinger Star-Neuzugang Raphael Holzhauser feierte mit zwei Toren gegen Petingen einen perfekten persönlichen Einstand in die Liga. Schoissengeyr war überrascht, den ehemaligen österreichischen Nationalspieler in Luxemburg vorzufinden. „Wir haben uns noch nicht getroffen, werden aber bald etwas zusammen unternehmen.“ 

Heimweh wird den Differdinger Neuzugang also nicht daran hindern, in den kommenden Monaten erfolgreich zu sein.

Steckbrief

Name: Christian Schoissengeyr
Geboren am
18.10.1994 in Concepcion de la Vega (DOM)
Nationalität:
Österreich und Dominikanische Republik
Position:
Innenverteidiger
Bisherige Vereine:
Donau Linz, Rapid Wien, Sturm Graz, Austria Wien (alle AUT), NK Domzale (SVN), FC Déifferdeng 03 (seit 10.1.2024)
Erfolge:
Österreichischer Pokalsieger 2018 mit Sturm Graz
Nationalmannschaft:
3 A-Länderspiele für die Dominikanische Republik, 13 Nachwuchsländerspiele für Österreich