70 Jahre nach ihrer Gründung wird die DP sich auf ihrem Nationalkongress am Sonntag im Tramsschapp auf dem hauptstädtischen Limpertsberg eine neue Parteispitze geben, die zu über 80 Prozent aus Frauen bestehen soll. Neue Parteipräsidentin wird die aktuelle Generalsekretärin Carole Hartmann (37), „députée-maire“ von Echternach. Sie wird Wirtschaftsminister Lex Delles (40) ersetzen, der das Amt vor drei Jahren übernommen hat. Unter ihm hatte die DP im Superwahljahr 2023 sowohl bei den Kommunal- als auch bei den Kammerwahlen Zugewinne verzeichnet. Bei den Europawahlen 2024 hatte die DP jedoch ihren zweiten Sitz (an die ADR) verloren.
Carole Hartmann möchte die DP nun in die nächsten Kammerwahlen in drei Jahren führen. Wie das Tageblatt bereits vor zwei Wochen gemeldet hatte, kandidieren die langjährige Parteipräsidentin (2015 bis 2022), Abgeordnete und „Stater“ Sozialschöffin Corinne Cahen (51) sowie Amela Skenderovic (29), Nachwuchshoffnung aus Esch/Alzette und Co-Spitzenkandidatin bei den Europawahlen, als Vizepräsidentinnen. Vergangene Woche wurde bekannt, dass die Ministerin für Verteidigung, Mobilität und Chancengleichheit, Yuriko Backes (54), den dritten Vizepräsidentinnenposten anvisiert.
Ansprachen statt Aussprachen
Von den drei aktuellen Vizepräsidenten hat nur noch Familienminister Max Hahn (43) ein nationales Mandat; weder der frühere Minister für den öffentlichen Dienst, Marc Hansen (54), noch der Hesperinger Schöffe Claude Lamberty (48) wurden 2023 bei den Kammerwahlen wiedergewählt. Neuer Generalsekretär der DP wird Kulturminister Eric Thill (31), der einen schwierigen Stand haben dürfte: Traditionell fällt dem Generalsekretär die Aufgabe zu, die Interessen der Partei nicht nur gegenüber der Opposition, sondern auch gegenüber dem Koalitionspartner zu verteidigen. Dass Thill selbst Mitglied der Regierung ist, könnte diesbezüglich zu Interessenkonflikten führen. Um diesen Interessenkonflikt zu umgehen, will Carole Hartmann ihm Claude Lamberty als Stellvertreter zur Seite stellen. Kassenwartin soll die gelernte Buchhalterin und Hesperinger Gemeinderätin Myriam Feyder bleiben.
Diskussionen über Resolutionen oder eine offene Aussprache sind auf Kongressen der Demokratischen Partei traditionell nicht vorgesehen, das wird am Sonntag nicht anders sein. Stattdessen werden Delles, Fraktionspräsident Gilles Baum, der Europaabgeordnete Charles Goerens sowie sämtliche Bezirkspräsidenten und die Vorsitzende des Verbands liberaler Gemeinderäte (FCCD), Martine Dieschbourg-Nickels, politische Ansprachen halten. Auch der Präsident der Jungliberalen FDJ, Lou Linster, Bürgermeister von Leudelingen, wird eine Rede halten. Vergangenes Jahr hatte er auf dem Nationalkongress entgegen der Parteilinie eine Lanze für „Atomkraft als Brückentechnologie“ gebrochen. Damit hatte der gelernte Ingenieur nicht nur Parteipräsident Delles, sondern auch den Vizepremier- und Außenminister Xavier Bettel brüskiert. Bettel, seit fast 15 Jahren unangefochtener „Star“ der DP, wird am Sonntag die Abschlussrede halten.
De Maart

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