Luxemburg-StadtGrüne üben heftige Kritik am hauptstädtischen Mobilitätsplan

Luxemburg-Stadt / Grüne üben heftige Kritik am hauptstädtischen Mobilitätsplan
Vor allem die Pläne in Sachen Tram stoßen bei den Grünen auf Unverständnis Foto: Editpress/Hervé Montaigu

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Nur ein halbes Jahr nachdem die neue Regierung im Amt ist, werde bereits am Nationalen Mobilitätsplan 2035 gesägt, lautete die Reaktion von „déi gréng“ auf den neuen hauptstädtischen Mobilitätsplan. Am Freitag stellte die Partei ihre Kritikpunkte am Plan vor. Vor allem den Tram-Plänen der hauptstädtischen DP-CSV-Mehrheit steht die Partei ablehnend gegenüber.

Kein gutes Haar ließen „déi gréng“ an dem vor wenigen Tagen vorgestellten Mobilitätskonzept der Stadt Luxemburg. Nicht nur sei der Plan mit einem Jahr Verspätung vorgestellt worden, er sei darüber hinaus ein Plan des Stillstands. Die Probleme, die auf die Stadt hinsichtlich des steigenden Verkehrsaufkommens zukommen werden, würden in keiner Weise gelöst.

Um die nationale Bedeutung der hauptstädtischen Entscheidungen zu verdeutlichen, waren es neben dem Gemeinderatsmitglied François Benoy auch der frühere Mobilitätsminister François Bausch und der Parteipräsident Meris Sehovic, die die Kritikpunkte vortrugen.

Weder gebe es Antworten auf die Probleme des Durchgangsverkehrs noch eine klare Hierarchisierung der verschiedenen Verkehrsmittel. Problematisch bleibe weiterhin, dass einerseits die Hauptverkehrsachsen durch das Stadtzentrum führen sollen, andererseits auf diesen Achsen keine Radwege geplant seien.

Am problematischsten sehen die Grünen allerdings die Entscheidung, die zweite geplante Tramtrasse durch die Avenue de la Porte-Neuve auf Eis zu legen. Ohne diese riskiere man ein Verkehrschaos, vor allem angesichts der Tatsache, dass der Mobilitätsplan zuerst eine zweite Nord-Süd-Trasse von der Cloche d’Or zur place de l’Etoile vorsieht, über die route d’Esch und den Boulevard Grande-Duchesse Charlotte. Zu einem solchen Vorhaben lägen überhaupt noch keine Studien vor, so Ex-Minister Bausch. Das Vorhaben werde also eh noch sehr lange auf sich warten lassen.

Überbelastung des Netzes

Nach wie vor vorgesehen ist im städtischen Mobilitätsplan die Tramlinie über die Arloner Straße; ohne die zweite Trasse in der Oberstadt könne dies allerdings zu einer Überbelastung des Netzes beziehungsweise zu Tramstaus führen. Also müssten die Taktzeiten heruntergefahren werden, was wiederum zu längeren Wartezeiten und überfüllte Tramwagen führen könnte.

Doch nicht nur das: Die Fahrzeit für Fahrgäste aus dem Westen würde sich verlängern. Diese müssten dann zweimal umsteigen, um auf den Kirchberg zu gelangen. „Das macht niemand“, sagte Bausch. Laut einem Beispiel, das „déi gréng“ präsentierten, brauche ein Fahrgast heute von Redingen bis zur Luxexpo 73 Minuten. Mit dem neuen Mobilitätsplan wären es dann 91 Minuten.

Die Kritik, dass die Trasse durch die „Neipuertsgaass“ technisch nicht realisierbar sei, ließen die Grünen nicht gelten. Im Vorfeld war von verschiedenen Seiten kritisiert worden, für Tram und Autoverkehr wäre die Straße zu eng, und dann müssten Bäume im Stadtpark dafür geopfert werden.

Für „déi gréng“ besteht die Lösung darin, die Avenue de la Porte-Neuve in eine Einbahnstraße zu verwandeln. Würden die Autos nur in Richtung Kirchberg fahren, würde auch das Viertel Limpertsberg entlastet werden.

Eine Frage an den früheren Mobilitätsminister lautete, warum denn diese Trasse nicht schon vor zehn Jahren geplant wurde, wenn sie doch so wichtig sei. „Es waren politische Gründe, die sie verhinderten“, antwortete François Bausch. Bürgermeisterin Lydie Polfer hätte sich damals quergestellt.

„Die Stadt ist keine Insel“, so die Grünen. Die Tram sei Teil einer Gesamtlösung für den Verkehr des Landes. Jedes Teilstück des Nationalen Mobilitätsplans sei miteinander verbunden. Mit diesem Mobilitätsplan setze der Schöffenrat die Zukunft des Wirtschaftsstandorts aufs Spiel, so das Fazit der Grünen.