Exklusiv-Interview„Glücklich, dass Luxemburg mitfiebert“ – Raphaël Liégeois über seine Mission ins All

Exklusiv-Interview / „Glücklich, dass Luxemburg mitfiebert“ – Raphaël Liégeois über seine Mission ins All
Der belgisch-luxemburgische Astronaut Raphaël Liégeois fliegt im Herbst 2026 auf die ISS Montage: dpa/Editpress

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Die European Space Agency (ESA) hat am Mittwoch bekannt gegeben, dass der Belgo-Luxemburger Raphaël Liégeois im Herbst 2026 zu seiner ersten Mission auf der Internationalen Raumstation ISS aufbrechen wird. Das Tageblatt konnte den 36-Jährigen am Donnerstag in einem exklusiven Interview zu seiner Reise befragen.

Tageblatt: Wie aufgeregt sind Sie trotz Ausbildung – jetzt, wo Sie wissen, dass Sie ins All fliegen werden?

Raphaël Liégeois: (lacht) Ich würde nicht sagen, dass ich jetzt nervöser bin. Allerdings ist eine neue Form des Drucks hinzugekommen, weil es jetzt ein Datum gibt und wir wissen, dass wir für den großen Tag bereit sein müssen.

Wie hat Ihre Familie auf die Nachricht reagiert?

Hauptsächlich mit Freude, weil wir das Ganze ein bisschen wie ein kollektives Abenteuer erleben.

Macht Ihnen die Idee Angst, so weit von der Erde entfernt zu sein?

Nein, ich würde es nicht als Angst bezeichnen. Es ist natürlich ein Umfeld voller Risiken, ein Extremumfeld. Aber die vorhandenen Technologien und die Ausbildung, die wir erhalten, werden es uns erlauben, mit minimalen Risiken zu fliegen.

Worin genau besteht Ihre Mission?

Die Hauptaufgabe dieser sechsmonatigen Mission – also einer Langzeitmission – ist die Forschung unter Mikrogravitationsbedingungen. Die hat einen Einfluss und einen direkten Nutzen für die Forschung und die Gesellschaft auf der Erde. Die spezifischen wissenschaftlichen Experimente sind derzeit noch nicht bekannt.

Ist es möglich, dass Sie bei Ihrer ersten Reise ins Weltall einen Weltraumspaziergang machen? 

Absolut. Wir haben in der vergangenen Woche die genauen, dreidimensionalen Maße für den Raumanzug genommen, den ich vielleicht an Bord der Internationalen Raumstation tragen werde. Allerdings muss ich dafür zuerst das Training bestehen. Es ist ein hartes Training, das bis ungefähr Weihnachten dauern wird. Und falls ich bestehe, muss ein Außenbordeinsatz während meiner Zeit auf der ISS geplant sein. Und dann muss ich auch noch für genau diesen Einsatz eingesetzt werden. Denn es begeben sich insgesamt nur zwei Personen auf einen Außenbordeinsatz. Es handelt sich dabei um äußerst riskante Aktivitäten, die wir nicht zum Spaß machen, und viele Bedingungen müssen zuvor erfüllt werden.

Wie finden Sie es, dass Luxemburg Sie aufgrund Ihrer doppelten Staatsbürgerschaft als ersten Luxemburger im All beansprucht?

(lacht) Ich bin sehr glücklich darüber, dass Luxemburg mitfiebert. Es tut mir gut, diese Unterstützung zu spüren. Meine Eltern stammen aus der Provinz Luxemburg in Belgien. Wenn ich in der Dreiländerregion spazieren gehe, fühle ich mich immer ein bisschen zu Hause. Ich hänge emotional an dieser Gegend. Ich möchte dafür sorgen, dass das Ganze nicht nur für Belgien ein Abenteuer wird, sondern auch für Luxemburg und Europa generell.

Was denken Sie über Luxemburgs Bemühungen im Weltraumbereich?

Luxemburg ist sehr aktiv darin und ich bin sehr froh, das zu sehen. Ich habe Luxemburg im Zuge verschiedener Initiativen unterstützt, zum Beispiel bei „Astronaut for a Day“ (das Tageblatt berichtete). Es war toll, den Enthusiasmus und die leuchtenden Augen der Jugendlichen zu sehen. Ich bin sehr glücklich über die Dynamik, die in Luxemburg rund um das Weltall herrscht.

 Was wird für Sie die größte Herausforderung während Ihrer Reise?

Einer der schwierigeren Aspekte ist die Familie. Sechs Monate lang fern von der Familie, den Kindern zu sein, das wird einer der Hauptpunkte. Wir werden selbstverständlich per Video in Kontakt sein, aber sie nicht in meine Arme schließen zu können, das wird schwer zu verdauen sein.

Was ist Ihre Nachricht an all jene, die vom Beruf des Astronauten fasziniert sind, dies jedoch für nicht realisierbar halten?

Einerseits würde ich ihnen sagen, man soll immer an seine Träume glauben. Schafft die nötigen Voraussetzungen, damit es eines Tages klappt. Ein wissenschaftlicher Hintergrund ist notwendig, allerdings ist das breit gefächert: Medizin, Biologie, Chemie, Ingenieur, Militärpilot und solche Sachen. Macht es mit Leidenschaft und wenn eines Tages ein Aufruf für Kandidaten kommt, gebt alles! Es ist wie beim Lotto: Nur diejenigen, die spielen, gewinnen auch. Statistisch gesehen ist die Chance klein, dessen muss man sich bewusst sein. Aber es kann vorkommen. Wenn man daran glaubt, dann kann es vorkommen.