Wenn die CSV/DP-Regierung in den vergangenen Monaten eins erreicht hat, dann ist es die Annäherung der beiden großen Gewerkschaften OGBL und LCGB. So geschlossen wie selten zuvor traten sie am Donnerstag im „Casino syndical“ auf. Rund 360 Menschen, größtenteils Beschäftigte aus dem Einzelhandel, versammelten sich dort, um sich erneut gegen die Liberalisierung der Ladenöffnungszeiten auszusprechen. Die angekündigte „neue Qualität des Widerstandes“ nimmt Form an.
„Wenn der Direktor der UEL im Radio erklärt, dass man die Betriebe gemeinsam mit den Menschen ,vum Terrain‘ entscheiden lassen soll, dann soll die UEL hierhin kommen. Hier sind die ,Leit vum Terrain‘“, erklärte David Angel, Gewerkschaftssekretär des OGBL für den Einzelhandel. Es war das erste, aber nicht das letzte Mal, dass tosender Applaus durch den Saal ging.
Herr Delles, arbeiten Sie einen Monat im Einzelhandel – nicht für Ihr aktuelles Gehalt, sondern für den Mindestlohn
Vorausgegangen war ein Vorstoß der Regierung im Dezember. Eine Woche vor Weihnachten hatte die Regierung ein Gesetzentwurf von Wirtschaftsminister Lex Delles (DP) gebilligt, der eine Flexibilisierung der Öffnungszeiten im Einzelhandel vorsieht. Demnach dürfen Geschäfte werktags von 5 bis 22 Uhr und an Wochenenden sowie Feiertagen von 5 bis 19 Uhr öffnen. Zwei Monate zuvor hatte Arbeitsminister Georges Mischo (CSV) einen Gesetzestext durch den Regierungsrat gebracht, der die Ausweitung der Sonntagsarbeit von vier auf acht Stunden vorsieht. Die Gewerkschaften sprachen von einer Frontalattacke.

Die Gewerkschaftsvertreter betonten erneut die negativen Folgen einer Liberalisierung der Öffnungszeiten: Mehr Arbeit an Wochenenden, Abenden und Sonntagen bedeute einen direkten Eingriff in das Familien- und Privatleben. „Es geht nicht nur um Öffnungszeiten, sondern um Menschenleben“, sagte Tiago Afonso vom LCGB.
Scharfe Kritik richtete David Angel an Wirtschaftsminister Lex Delles (DP). „Wenn der Minister nun sagt, das Gesetz sei nicht mehr zeitgemäß, dann nur, weil er es mit seinen Derogationen über Jahre ausgehöhlt hat.“ Die Behauptung der Regierung, mit der Liberalisierung werde sich nichts ändern, sei realitätsfern. „Das soll er mal dem jungen Familienvater erklären, der jetzt schon Schwierigkeiten hat, eine Betreuung für seine Kinder bis 20 Uhr zu finden. Oder der Fußballtrainerin, die ihr Engagement aufgeben müsste.“
Nichts Modernes an Liberalisierung
Für die Gewerkschaften und ihre Mitglieder steht fest: Eine Liberalisierung der Öffnungszeiten hat nichts mit Modernisierung zu tun. „Es ist nichts Modernes daran, 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche für den Arbeitgeber bereitstehen zu müssen. Das Leben besteht aus mehr als nur Arbeit und Konsum.“

Betroffen seien nicht nur die 50.000 Beschäftigten im Einzelhandel, sondern auch Arbeiter im Reinigungssektor, im Sicherheitsbereich, im öffentlichen Transport und in der Kinderbetreuung. „Ja, wir stehen jetzt in der ersten Reihe. Es liegt an uns, uns zu wehren – nicht nur für den Einzelhandel, sondern für alle Arbeitnehmer in Luxemburg.“ Sollte die Regierung mit der geplanten Reform durchkommen, werde es nicht lange dauern, bis andere Wirtschaftsbereiche betroffen seien. Bereits jetzt erhebe die „Chambre de commerce“ ähnliche Forderungen, so David Angel.
Patrick Ourth, Präsident des Syndikats Einzelhandel beim OGBL, richtete sich direkt an Wirtschaftsminister Delles: „Herr Delles, arbeiten Sie einen Monat im Einzelhandel – nicht für Ihr aktuelles Gehalt, sondern für den Mindestlohn. Dann werden Sie Ihren Gesetzentwurf schnell zurückziehen.“ Man müsse bereit sein, sich zu wehren, wenn Regierung und Patronat versuchten, das Privatleben der Arbeitnehmer zu zerstören.
Der Ton der Gewerkschaftsfront aus OGBL und LCGB wird schärfer. Die nächsten Protestaktionen sind bereits geplant – beginnend am Valentinstag, mit einem Höhepunkt am 28. Juni in Form einer nationalen Demonstration in Luxemburg-Stadt. Die Mobilisierung und die Zusammenarbeit zwischen OGBL und LCGB scheint derzeit gut zu funktionieren und die Nachricht an die Regierung hat Angel ebenfalls klar formuliert: „Patten ewech vun eisen Aarbechtszäiten.“
Noch kein Datum für den Sozialtisch
Bei einem Treffen mit den beiden Gewerkschaftspräsidenten Nora Back (OGBL) und Patrick Dury (LCGB) hatte Premierminister Luc Frieden (CSV) am 14. Januar angekündigt, einen Sozialtisch einzuberufen, um den Sozialdialog wieder in die richtige Bahn zu leiten. „Der Sozialdialog und der soziale Frieden sind uns als Regierung extrem wichtig“, sagte Frieden vor über drei Wochen. Seitdem haben die Gewerkschaften allerdings nichts mehr von der Regierung gehört und demnach auch noch kein Datum, wann der angekündigte „Sozialdësch“ stattfinden soll. Frieden sprach Mitte Januar von einer großen Gesprächsrunde mit den zuständigen Ministern, die in den „kommenden Wochen oder Monaten“ stattfinden soll.
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De Maart

Ass scho laang iwwerfälleg an enger moderner an no fir geriichter Gesellschaft. Iwwregens ginn et eng ganz Panoplie vu Beruffer, wou Leit Samsdes, Sonndes an, haalt iech fest, souguer Nuets mussen schaffen!
A kee seet eppes, well dat jo "normal" ass. Denken do notamment un Leit aus dem Gesondheetssecteur, Polizisten, Piloten asw.
Also, wou ass de Probleem? Net ze vergiessen, dass verschidde Leit gären géifen Sonndes schaffen fir e bessen méi ze verdéngen, dat gëtt komplett ignoréiert.
Wenn der Sonntag in Kürze dann ein stinknormaler Werktag geworden ist, wo die Kitas und die Schulen durcharbeiten, dann, spätestens dann wird jede "Spezialbesoldung" und jeder andere Vorteil von Sonntagsarbeit selbstverständlich wegfallen. Logisch! Genau da liegt auch das Ziel unserer Oligarchen in Luxemburg. Der Unterrichtsminister plant schon, wie man die neue Flexibilität und Schulstunden auffüllen kann, mit lebenswichtigen Fächern wie: "Entfernung doofer Tattoos"; "Streicheltheorie"; "Moderne Welt: Wie bekomme ich alles, was ich will, und zwar umsonst"; "Die Doktrin der Urlaubsreisen"; "Die Lehre vom Gartengrill". Auch die UniPunktLu kann wichtige Fächer zulegen, für Studenten im 43. Semester: "Das Rentensystem: Welche Pension bekomme ich noch maximal, wenn ich zwölf Jahre zu spät in die Produktion einsteige" oder "Kann man auch während des Studiums schon in Rente gehen, und ist das ratsam?"
Fazit: Her mit dem Sonntag. Er wird nicht nur von den Industriekapitänen gewünscht, sondern auch dringend notwendig gebraucht. Vor allem in der Schule.
@Müller Erwin : Richtige Analyse.
Rahmen setzen betreffend Wochenarbeitszeit und ab wann Ueberstundenzuschlaege und wieviel anfallen.
Und dann die Arbeitnehmer und Arbeitgeber auf der Basis verhandeln lassen.
Warum muss Alles wie im Kommunismus vereinheitlicht werden. Geben wir den Arbeitnehmern ihre Freiheiten !
ganz richtëg..
Man versteht ja dass die Gewerkschaften für die Arbeiter einstehen, aber ob sie dies in dieser Frage wirklich tun sei mal dahin gestellt. Wir sind nun mal im 21. Jahrhundert und die moderne Arbeitswelt sieht nun mal anders aus als noch vor 30 Jahren. Die moderne Familie muss nun mal zu Zweit arbeiten um noch im Land zu überleben, dann die Kinder in der Crêche abholen, da ist wenig bis keine Zeit mehr noch Abend die Wocheneinkäufe zu erledigen, geschweige denn das klassiche Shopping für Kleider, Schuhe und Krimmskramms, welcher der Einzelhandel anbietet. Also muss man dies am Wochenende tätigen. Mit nur den Einnahmen von Touristen und Rentner unter der Woche, lassen sich nun mal die wahnwitzigen Mieten oder die Gehälter nicht zahlen. Der einzoge Geweinner hier ist Amazon, bei dem man immer und zu jeder Zeit bestellen. Andere Geschäfte wie Auchan bietet auch schon Pickup an, damit man unter der Woche noch vorbestellen und einkaufen kann, nach den langen Arbeitszeiten. Der Einzelhandel muss sich dem Kunden anpassen oder er geht weiter unter, dies ist leider die Realität. Des weiteren Arbeiten einzelne ja schon Sonntags, aber eben nur Halbtags, was schon blöd ist, da der Tag dann eh Futsch ist und man noch nur Halb bezahlt wird. Wenn wir von Medernisierung reden, warum lässt man dem Arbeiter nicht die Wahl, es wäre schon praktischer, man könnte sich selbst organisieren, man hätte mehr Zeit als Familie für die Kinder, wenn diese nur 3 statt 5 Tage in den Strukturen untergebracht werden müssten (Auch um Wohl der Kinder), es würde vielen Granzgänger das Leben erleichtern da dort oft noch Mittwochs keine Schule ist. Es würde Arbeitsplätze sichern. All diese Punkte zu ignorieren ist gefährlich und dient den Arbeitern nicht wirklich, es wird auch Zeit dass die Gewerkschaften zum Wohl der Arbeiter agieren und die Realität nicht weiter ignorieren.