EditorialGegen Dummheit und Ignoranz

Editorial / Gegen Dummheit und Ignoranz
Mit Bewusstsein für Geschichte die ganze Welt umarmen, statt als Kleingeist Hakenkreuze an Wände zu malen Foto: Editpress-Archiv

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Es ist eine Zumutung, was zurzeit in den sozialen Netzwerken und in der Öffentlichkeit kundgetan wird. Dazu gehören ganz besonders Vergleiche mit dem Thema Krieg und Diktatur. Doch auch in dieser aufgewühlten Zeit hilft es, die Dinge mit etwas weniger Aufgeregtheit und Empörung zu betrachten. Dabei reimt lässig weder auf fahrlässig, noch geht es um Entschuldigung oder Duldung. Vielmehr geht es darum, verhältnismäßiger und gezielter reagieren zu können. 

Ja, es ist peinlich und verstörend, wenn Menschen Hakenkreuze an die Mauern malen, in der Öffentlichkeit sonderbare Zuckungen im rechten Arm verspüren oder mit Reichsflaggen herumlaufen. Allerdings können viele von ihnen ihr Handeln nicht in einen geschichtlichen Kontext einordnen und sie wissen nicht einmal, woher die Attribute stammen, mit denen sie ihren angeblich zivilen Ungehorsam zum Ausdruck bringen. Auch das ist peinlich. Was sie wissen, ist, dass sie Aufmerksamkeit erregen, wenn sie sich dieser Symbole bedienen. Nun, kein Kavaliersdelikt – und strafbar. 

Doch wenn man, was man muss, Abhilfe schaffen will, sollte man sich bewusst sein, dass dem irritierenden Handeln einiger Zeitgenossen oft schlicht nur Dummheit und Ignoranz zugrunde liegen. Gegen Ersteres gibt es leider keine Impfung. Letzterem ist jedoch mit Aussicht auf Erfolg beizukommen – mit Bildung nämlich. Deshalb sollte man auch nicht sofort an die Decke gehen, wenn sich junge Demonstrantinnen gegen Corona-Maßnahmen mit Anne Frank und Sophie Scholl vergleichen. Wollen sie damit wirklich, wie der Antisemitismus-Beauftragte der Bundesregierung in Berlin annimmt, die Opfer des Nationalsozialismus verhöhnen? Nein, es scheint eher so, dass die beiden Demonstrantinnen, die eine 22 Jahre alt, die andere gar nur 11 Jahre, nicht wirklich wussten, was sie da von sich gaben. Irgendwo, irgendwas aufgeschnappt und unreflektiert wiedergeben, wissend allerdings, dass die Namen Anne Frank und Sophie Scholl Emotionen auslösen, so wie eben Hakenkreuze und Reichsflaggen. Sehr peinlich.

Mit Geschichtsrevisionismus hat das aber eher nichts zu tun. Den kann ja eigentlich auch nur betreiben, wer die Geschichte kennt. Davon sollte man in diesem Fall nicht ausgehen. Eher von himmelschreiender Unwissenheit. Und die schützt, wie man weiß, nicht vor Torheit. Allerdings sollte man sich fragen, wo die Ignoranz herkommt. Ist sie die Konsequenz einer oft sträflichen Vernachlässigung des Geschichtsunterrichtes? Es reicht eben nicht, mit Worten auf die Bedeutung dieses Faches hinzuweisen, wenn der Lehrplan den Schülern vermittelt, Geschichte sei zweitrangig.

Das Problem ist, dass man sich an mangelhaftes Geschichtsbewusstsein oder sonstige Bildungslücken gewöhnt, wenn man nicht stimuliert wird, etwas dagegen zu tun. Gerade deshalb sollte man den Wert von Bildung und Kultur in diesen Zeiten nicht kleinreden. Bücher, Theater, Kinos, Museen sind so essenziell wie Essen und Trinken. Eigentlich sollte man jungen Menschen mehr denn je vermitteln, dass gerade Geschichte Freiheit bedeutet. Das Wissen um die Welt von gestern ebnet den Weg in die Zukunft. Mit jedem Kapitel wird die Welt, die man kennenlernen kann, größer. Besser als tumb Hakenkreuze zu malen, ist das allemal.

de Schmatt.
29. November 2020 - 19.41

@Jerry Klein. Bin leider kein Korinthenkacker, nur ein einfacher Schmied. T'Schuldigung.

Jerry Klein
28. November 2020 - 10.15

@de Schmatt: Ich zähle lediglich 2 Fragezeichen hinter welchen der Autor gleichwohl eigene Antworten nachlegt.

de Schmatt.
27. November 2020 - 17.25

Dummheit kann leicht ausufern und wird dann zur Gefahr. Was Herr Goetz m.E. schreibt, ist keine Entschuldigung oder Freisprechung eher eine Erklärung. Er wirft in diesem Zusammhang eine Menge Fragen auf. Die Gegenwart kann man nur verstehen, wenn man unsere Vergangenheit resp. die Geschichte kennt. Und zwar die rezentere. Bildung ist Reichtum, kein materieller aber geistiger und umso wertvoller.

Jerry Klein
27. November 2020 - 9.02

H. Goetz schreibt: "Allerdings können viele von ihnen ihr Handeln nicht in einen geschichtlichen Kontext einordnen und sie wissen nicht einmal, woher die Attribute stammen,[...]". Nun, mit solch einer Annahme, denn mehr als eine kaum fundierte persönliche Meinung ist es nicht, fängt die Verhamlosung und Absprechung der Schuldfähigkeit dieser Idioten bereits an. Somit wird diesem Gebaren nicht entschlossen entgegengetreten, sondern schlimmer noch, die Schuld mit apologetischer Leichtgläubigkeit von der persönlichen Verantwortung auf unbestimmte Teile der Gesellschaft umgelagert. Gefährlich, sehr sogar!

Miette
26. November 2020 - 22.22

Die junge Frau mit dem IQ von einem Eimer Torf wollte auch mal im Rampenlicht stehen. Dumm gelaufen, dümmer geht es ja fast nicht? Ist unsere Zukunft, junge Menschen mit solchen "sozialen Störungen"???

titi
26. November 2020 - 18.19

Gegen Dummheit und Ignoranz ist einfach kein Kraut gewachsen. Jeder der am Landes- oder Weltgeschehen und an Geschichte interessiert ist, hat heute, mehr denn je, die Möglichkeit sich fachkundig zu informieren.

J.C.Kemp
26. November 2020 - 17.49

Der IQ ist ein Durchschnittswert. 100 ist der Standarddurchnitt, was bedeutet, dass ein Teil darüber, aber auch ein Teil darunter liegt.

Brandenbourger
26. November 2020 - 15.41

Wenn Sie sich an ihre Schulzeit erinnern, war damals schon Schiller in der Jungfrau von Orleans der Meinung, dass selbst Götter vergebens gegen die Dummheit kämpfen.

Knutschfleck
26. November 2020 - 14.03

Das grösste Problem ist, dass die Nachkriegsgeneration bis auf die Studentenrevolten 1969 kein politisches Engagement mehr gezeigt hat. Es hätte noch eine Revolution gebraucht um den "Deckel zuzumachen". Mir fällt besonders auf, dass die Nachkriegsgeneration überhaupt nicht über Gehälter geredet hat oder über politische Ansichten oder über Religion. Mutti hat den Haushalt geschmissen, Vatti brachte die Kohle und abends ging's ins Bett. Man hat alles getan um Streitgespräche mit Zeitgenossen zu vermeiden. Die aktuelle Generation (da sie offen damit umgeht) streitet jetzt darüber, was die Nachkriegsgeneration mit Höflichkeit unter den Teppich gekehrt hat, nämlich über persönliche Weltanschauungen.

Rosie
26. November 2020 - 13.27

Der Statec lehrt uns, dass 100.000 Leute hierzulande einen IQ von unter 85 haben.

BG
26. November 2020 - 12.56

@ J.Scholer 1935 in Esch geboren , kann ich viele wahre erlebte Geschichten erzählen , die heute manche wohlbekannte Nachkommen der von ihnen angesprochenen Lëtzebuerger Preisen, und es waren deren sehr viele in arge Verlegenheit bringen würden...... Wenn ich von Nachkriegskinder spreche , dann nicht von den direkten Nachkriegsgenerationen ,deren ausgezeichnete damaligen Lyzeen ihnen u.a. den direkten Zugang zu den besten Technischen Hochschulen und Universitäten der Welt eröffneten , sondern von den letzten Generationen in der E.U. Den heutigen Jugendlichen kann man überhaupt nichts vorwerfen was ihre Kenntnisse betrifft, aber ihren Eltern die sich wie der Geck un de Bängel hänken, an nëmmen falsch «  Politiker «  wielen ,an wielen......

J.Scholer
26. November 2020 - 11.39

@BG: Wir die Nachkriegsgeneration wurden in einer Zeit groß, wo die Drahtzieher der NS Zeit abgeurteilt wurden , die wahren Täter , Mörder im Zuge des Kalten Krieges zu Helfer und angesehenen Bürger , Politiker, Mediziner,Richter, rehabilitiert , integriert wurden.Auch in Luxemburg war bekannt aus Berichten meines Großvaters, Anfang der Sechziger viele Luxemburger sich aktiv bei den NS engagiert, einige wohl auch Täter waren, die Geschichte der KZ, Inhaftierungen während des Krieges , danach kein Geheimnis waren.Kann man die heutigen Jugendlichen für ihr Verhalten verurteilen, die Großväter nicht abgeurteilt wurden?

Grober J-P.
26. November 2020 - 10.55

Und sogar hiesige "Geschichtsgelehrte" würden am liebsten verleugnen, dass es sowas wie Extremismus gibt, vorallem in den rechten Ecken.

BG
26. November 2020 - 10.02

Wir , die Nachkriegskinder wissen mehr über das alte Rom als über unsere rezente Vergangenheit. Oder soll ich sagen , wir dürfen der heiligen E.U. wegen , nichts über unsere rezente Vergangenheit erfahren ! In anderen Worten alle Germanen , Teutonen und sonstige Europäer sind heutzutage Brüder und Schwester , oder ? Natürlich die bösen Russen ausgeschlossen !

HTK
26. November 2020 - 9.41

".. die eine 22 Jahre alt, die andere gar nur 11 Jahre,.." Also man müsste doch annehmen dürfen,dass ein Zwanzigjähriger Vernunft genug besitzt um einen Elfjährigen einzuweisen. Aber wie sie schreiben,Dummheit war und bleibt salonfähig. Man sollte eben Bücher lesen ,statt sie zu verbrennen.Auch Trumpwähler stellen ihre Kinder mit Wahlplakaten auf die Straße,wohlwissend dass diese noch nicht lesen können was draufsteht. Es wimmelt nur so von Esotherikern,Virenleugnern und anderen Spinnern.Wo die ihre Überzeugungen herhaben liegt auf der Hand. Die Medien TV und Internet sind leider voll von Hirnwürmern die man sich ohne Kritik reinziehen kann. Eltern und Lehrer können noch korrigierend eingreifen,aber vor der Mattscheibe gibt's nur nackte Fakten,auch wenn sie falsch sind.

De klenge Frechdachs
26. November 2020 - 8.55

Dat wat menger Meenung no hëlleft wier, wann ee mat Ignoranz an Dommheet konfrontéiert gëtt, en och eppes seet. Ze oft gëtt aus Héiflechkeet einfach de Mond gehalen. Wann d'Leit awer méi oft gesot kréien, dass se mat hirer Meenung net richteg sinn (ausserhalb vun der virtueller Echochamber), kommen se villäicht mol vum selwen drop, dass se falsch leien. Maachen dat mëttlerweil bei der 5G an Impf-Thematik. D'Leit gleewe gäre Saache wou si sech gutt fillen. Dofir sinn onbequem Fakte gäre mol net gülteg fir esou Leit.

churchill
26. November 2020 - 7.47

Gudden Artikel,Här Goetz.Mais leider ass net mei vill dorun ze änneren.D'Menschheet ass domm an get emmer mei domm....leider.Mais all Spezies huet sein Héichpunkt an sein Niddergang.

J.Scholer
26. November 2020 - 7.46

Nun Herr Goetz nicht dass wir nicht einer Meinung sind in Bezug auf Ihren Artikel, allerdings wird die Welt augenblicklich von viel gefährlicheren Krisen mit Langzeitwirkung heimgesucht und eben da höre ich keine Aufschreie .( Herrn Back ausgeschlossen). Das Töten und die Völkervertreibung in Berg- Karabach, das aggressive Verhalten der Türkei in der Ägäis, der Zypernfrage, Kurdistan oder Libyen.Der Gefahr , dass Europa in einen Krieg hineingezogen wird , interessiert keinen Mensch, noch in Europa weitaus gefährliche Akteure wie Graue Wölfe, Ditib, IS Gefährder unsere Gesellschaft durch Terror destabilisieren könnten. Warum die Ewiggestrigen in den Fokus stellen, andere Verbrechen gegen die Menschlichkeit ignorieren wir?