Insolvenzverfahren des KonzernsGaleria Kaufhof in Trier: Wie geht es weiter?

Insolvenzverfahren des Konzerns / Galeria Kaufhof in Trier: Wie geht es weiter?
Galeria Kaufhof in Trier, hier die Filiale nahe der Porta Nigra, möchte weiterhin ein attraktives Einkaufserlebnis bieten und zielt dabei auch auf die langjährigen Stammkunden aus Luxemburg Foto: Herbert Becker

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Am 9. Januar hat die Warenhauskette „Galeria“ – vormals Karstadt-Kaufhof – zum dritten Mal seit 2020 ein Insolvenzverfahren eingeleitet. Zahlreiche Schließungen quer durch Deutschland in den vergangenen Wochen haben auch bei den zahlreichen luxemburgischen Stammkunden Gerüchte um eine etwaige Schließung der beiden Häuser in Trier aufkommen lassen. Das Tageblatt hat vor Ort das Gespräch mit den Verantwortlichen gesucht, um sich Klarheit über den aktuellen Stand der Dinge zu verschaffen.

Groß war die Erleichterung bei den Belegschaften der beiden „Galeria“-Häuser in der Trierer Simeonstraße und der Fleischstraße im Mai vergangenen Jahres, als bekannt wurde, dass die Konzernzentrale in Essen in der zweiten Insolvenz 41 Filialen deutschlandweit schließt und Trier davon nicht betroffen war. Umso größer der Schock bei den 240 Mitarbeitern vor knapp zwei Wochen, als die dritte Insolvenz binnen vier Jahren eingeleitet wurde.

Grund dafür ist die seit Monaten schwelende und letztlich ausgebrochene finanzielle Schieflage des Eigentümers, der Signa Holding des österreichischen Immobilieninvestors René Benko. Diese hatte 2014 den Karstadt-Konzern für einen symbolischen Euro gekauft und 2018 mit Galeria Kaufhof fusioniert. Das undurchsichtige Geschäftskonstrukt Benkos mit zahlreichen Tochtergesellschaften ist nach und nach in die Pleite geschlittert, zahllose Immobilienverkäufe mit immensen Verlusten mussten getätigt werden, im Prestigeobjekt „Elbtower“ in Hamburg wird seit Monaten nicht mehr gearbeitet.

Was bedeutet das für die Zukunft der Beschäftigten, ist nun endgültig mit der Zerschlagung von „Galeria“ zu rechnen? Die Konzernzentrale in Essen, allen voran Vertriebschef Olivier van den Bossche, gibt vorerst Entwarnung. „Das jetzige Insolvenzverfahren ist für uns wie ein Befreiungsschlag“, lässt der Chef verlauten. „Damit können wir uns endgültig aus der Umklammerung von Signa befreien. Es gibt auch aktuell keine Liquiditätsprobleme, außer dass die zugesagten Millionen zur Modernisierung unserer Filialen, die seit Oktober 2021 läuft, nun ausgeblieben sind.“

Ziel dieses Modernisierungskonzept es ist, den Filialen einen modernen, zeitgemäßen Touch zu verleihen, mit Concept-Stores und vielfältigem Gastronomie-Angebot. Einige Häuser, beispielsweise in Kleve, Kassel oder Koblenz, haben diese Umstrukturierung bereits durchlaufen.

Das Tageblatt hat beim Geschäftsführer der Filiale Simeonstraße in der Nähe der Porta Nigra, Michael Kehren, nachgefragt, wie die aktuelle Situation beim Personal aufgenommen wurde. „Ich kann sagen, mit Fassung und keinesfalls überrascht, da nach dem Crash von Signa mit solch einer Maßnahme zu rechnen war: Die Filialen laufen zurzeit gut, der Konzern hat im vergangenen Jahr gar 70 Millionen Euro Gewinn verzeichnen können. Daher ist man in Essen auch zuversichtlich, einen Investor zu finden, damit eine Zerschlagung vermieden werden kann“, sagt Kehren, der seit August 2023 die Geschicke des Hauses in der Nähe des Trierer Wahrzeichens leitet.

„Das Warenhaus ist auch in Zukunft noch attraktiv“

Hat das Konzept Warenhaus überhaupt noch eine Zukunft im Hinblick auf die omnipräsente Online-Konkurrenz? – „Das Warenhaus wird auch in Zukunft ein attraktives Einkaufserlebnis für die ganze Familie bieten“, bemerkt Michael Kehren hierzu. „Wir bieten alles unter einem Dach: Waren für den täglichen Gebrauch, Bekleidung, Spielwaren, Elektroartikel und vieles mehr. Stellen Sie sich einmal vor, die beiden Häuser in Trier gäbe es nicht mehr. Die Innenstädte dürfen nicht sterben, das Warenhaus hat eine Systemrelevanz für die gesamte Region.“

Und wie sieht es mit der langjährigen Kundschaft aus dem benachbarten Luxemburg aus? Hier hatte der Zustrom nach Corona etwas nachgelassen. „Die Luxemburger Kunden sind von enormer Wichtigkeit für beide Filialen in Trier“, betont der Geschäftsführer. „Sie schätzen seit jeher das vielfältige Angebot sowie die kompetente und fachliche Beratung. Wir wollen und werden die Bindung künftig weiter intensivieren. Eine weitere Frequenzbelebung der Simeonstraße nahe der Porta Nigra versprechen wir uns vom Sportartikel-Anbieter Intersport, der im März gleich nebenan im ehemaligen Sparkassengebäude eine attraktive Filiale eröffnen wird.“

Unser vorläufiges Fazit: Erst einmal Entwarnung und „Lëtzebuerger häerzlech wëllkomm“!