Corona-Variante B.1.1.7Forscher sehen Luxemburg an möglichem „Wendepunkt“

Corona-Variante B.1.1.7 / Forscher sehen Luxemburg an möglichem „Wendepunkt“
Ein Labormitarbeiter des Luxemburger Gesundheitslabors mit einem Corona-Test Archivfoto: Editpress/Hervé Montaigu

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Auch die zweite Coronavirus-Art, die derzeit für Schlagzeilen in der ganzen Welt sorgt, ist offenbar in Luxemburg angekommen: B.1.351, die „südafrikanische Variante“. Das Nationale Gesundheitslabor meldet, dass drei Fälle der potenziell infektiöseren Mutation detektiert wurden. Dennoch bereitet die britische Variante „B.1.1.7“ den Experten derzeit größere Sorgen: Von ihr wurden inzwischen 36 Fälle in Luxemburg diagnostiziert.

Das Nationale Gesundheitslabor LNS hat erstmals Fälle der südafrikanischen Coronavirus-Variante „B.1.351“  in Luxemburg nachweisen können. Das hat das Labor am Mittwochmorgen mitgeteilt. Die ersten beiden Fälle wurden bei der Untersuchung von Coronatests gefunden, die in der zweiten Kalenderwoche des Jahres gemacht wurden. „Ein weiterer Fall bezieht sich auf die dritte Kalenderwoche 2021“, schreibt das LNS.

Laut Tageblatt-Informationen wurden alle B.1.351-Infektionen bei Menschen festgestellt, die kurz zuvor von Auslandsreisen nach Luxemburg zurückgekehrt sind. Die Variante, die auch als „501Y.V2“ bezeichnet wird, wurde Mitte Dezember erstmals bei Fällen im Gemeindeverband Nelson Mandela Bay an der südafrikanischen Südküste festgestellt. Am 23. Dezember wurden dann Fälle im Vereinigten Königreich bekannt, auch in Luxemburgs Nachbarstaaten gibt es mittlerweile Infektionen. 

„Es war zu erwarten, dass die Variante irgendwann auch zu uns kommt“, sagt Alexander Skupin, Uni-Forscher und Statistikexperte der Covid-19-Taskforce von Research Luxembourg. Größere Cluster gebe es in Europa derzeit aber noch nicht. „Wobei die Frage ist, ob wir diese nur wegen Verzögerungen bei der Sequenzierung noch nicht gesehen haben.“ Um die einzelnen Virenvarianten festzustellen, müssen Labore positive Corona-Tests in einem aufwändigen Verfahren untersuchen. Das LNS unterzieht rund zehn Prozent der Luxemburger Proben dieser Prozedur. 

Es war zu erwarten, dass die Variante irgendwann auch zu uns kommt

Alexander Skupin, Biophysiker an der Uni Luxemburg

Laut der Nachrichtenagentur dpa könnte B.1.351 – ähnlich wie die britische Variante – infektiöser sein als die Varianten, die bisher kursierten. Forscher vermuteten zudem, dass Antikörper-Therapien und Impfstoffe an Wirksamkeit gegen diesen Erregertyp einbüßen könnten. Und: Es könnte möglich sein, dass sich Menschen, die bereits eine Covid-19-Infektion in der Vergangenheit durchlaufen haben, ein zweites Mal infizieren. Für Forscher Skupin ist die Beweislage aber noch nicht komplett. „Es gibt Indizien dafür, aber die halte ich noch nicht für hieb- und stichfest“, sagt er. 

Der Impfstoff von Moderna dürfte nach Herstellerangaben allerdings auch vor den zunächst in Großbritannien und Südafrika entdeckten Corona-Varianten schützen, berichtet dpa. In einem Laborexperiment konnte gezeigt werden, dass geimpfte Probanden in ausreichendem Maß sogenannte neutralisierende Antikörper gegen die Varianten im Blut haben. Die Studie wurde bislang allerdings nicht von unabhängigen Experten begutachtet und in einem Fachjournal veröffentlicht.

24 weitere B.1.1.7-Fälle

Größere Sorgen als B.1.351 bereitet Alexander Skupin die andere Virus-Spielart, die derzeit in Luxemburg kursiert: Das LNS berichtet am Mittwoch von 24 weiteren Fällen der britischen Variante B.1.1.7 in Luxemburg. Nicht alle der 24 neuen Fälle wurden auch bei Tests entdeckt, die in der vergangenen Woche gemacht wurden – das LNS schaut sich auch ältere Proben an. Dennoch: Insgesamt beläuft sich die Zahl der in Luxemburg entdeckten B.1.1.7-Infektionen damit auf 36. „Das lässt darauf schließen, dass sich das hier ähnlich verhalten kann, wie es in Großbritannien passiert ist“, sagt Skupin. Man müsse davon ausgehen, dass die neue Variante „auf dem Vormarsch“ sei. In den vergangenen Wochen habe man bei B.1.1.7 einen klaren Anstieg gesehen, der „sehr ähnlich ist mit dem ist, den man in anderen Ländern beobachten kann.“

Die Zahlen, die die Projektionen von Skupin und seinen Kollegen ausspucken, gehen für diesen Fall von einem raschen Anstieg der Infektionszahlen aus – anstatt von einem weiteren Abflachen der Kurve. Selbst mit strengeren Corona-Regeln, wie sie Mitte Dezember in Luxemburg galten, könnte der Sieben-Tage-Schnitt der Neuinfektionen Anfang April bei der Zahl 700 angelangt sein. Bei weniger Maßnahmen könnte er fast 1.300 erreichen. „Es gibt Anzeichen dafür, dass es wohl leider dazu kommen kann“, sagt Skupin. Der Wissenschaftler vermutete, dass Luxemburg jetzt „an einem Wendepunkt“ sein könne. 

Brasilianische Variante noch nicht in Luxemburg 

Immerhin: Von der brasilianischen Variante P.1 wurde bis jetzt noch kein Fall in Luxemburg detektiert, schreibt das LNS . „Allerdings haben wir zwei Fälle der Viruslinie B.1.1.28 detektiert, die mit P.1 nah verwandt ist“, sagen die Forscher aus Düdelingen. Die Fälle seien in Tests entdeckt wurden, die am 12. und am 17. Januar gemacht wurden.

Auch die Regierung wirft ein Auge auf die Ergebnisse der Sequenzierungen des Labors aus Düdelingen – zieht aber noch keine Konsequenzen draus. „Wir beobachten die Lage sehr genau, aber bis jetzt gibt es keine strikteren Regeln oder Maßnahmen als die, die wir bereits haben“, sagt eine Sprecherin des Gesundheitsministeriums gegenüber dem Tageblatt. „Wenn man positiv getestet wird, wird man isoliert – und das ist eine Anordnung der Gesundheitsbehörde, daran muss man sich halten.“

Von den neuen B.1.1.7-Fällen hat das LNS – Stand Mittwoch – 14 in Tests gefunden, die in der Kalenderwoche 2 in Luxemburg gemacht wurden, also zwischen dem 11. und dem 17. Januar. Vier weitere Fälle wurden in Tests aus der vergangenen Woche entdeckt. „Der jüngste ist vom 19. Januar“, schreibt das LNS. Hinzu kommen weitere Funde in älteren Coronatests.

Unverändert bleibt bis jetzt das Datum des ältesten Tests, in dem B.1.1.7 nachgewiesen werden konnte – dieser Befund stammt vom 19. Dezember. Dieses Datum gibt Hinweise darauf, wann die neue Virenart in Luxemburg angekommen ist. Das „date of entry“ könnte sich allerdings noch weiter in Richtung Anfang Dezember oder gar November zurückschieben. Beim Sequenzieren älterer Proben knöpft sich das LNS laut Tageblatt-Informationen jetzt jene vor, die Anfang Dezember abgegeben wurden. 

Kati AM
1. Februar 2021 - 22.02

Vielleicht könnte man ja ein paar freie Tage vor bzw nach den Karnevalsferien im Februar dranhängen bei den Schulen und evtl wieder einen 2wöchigen Lockdown zu der Zeit einführen, um einen Circuitbreaker zu kreieren. Auch sollte man samstags generell die Geschäfte schließen, um den Einkaufstourismus zu dämmen. Das wäre evtl alles einfacher zu verkraften als stärkere Einschränkungen im Mai/Juni wenn es dann wieder schöneres Wetter gibt... danach sieht es aber ja leider aus wenn’s so weitergeht...

Pit Meier
29. Januar 2021 - 7.02

Die Anzahl der Mutationen hängt stark davon ab, wieviel Zeit das Virus hat, sich bei verschiedenen Wirten zu betätigen. Der beste Schutz wäre eine möglichst schnelle Impfung, so dass dem Virus die Zeit genommen wird. Offensichtlich ist es aber Ziel der EU, dem Virus viel Zeit einzuräumen, damit es immer wieder neue Mutationen versuchen kann. Solange die Medien voll mit Covid sind, können die Regierungen Projekte durchpeitschen, die ohne Covid zu Protestwellen geführt hätten. So könnte man daraus schließen: Covid schadet der Wirtschaft, aber nützt der Politik.

LPM
28. Januar 2021 - 17.11

@ Nomi : Ich will ja gar keine FFP2-Masken. Bitte genau lesen und dann reagieren. Ich will genau wie Sie dass die Leute MASKEN tragen und keine "Buff", Schal und andere Stofffetzen.

Nomi
28. Januar 2021 - 15.47

@ LPM : Mir brauchen keng aaner Masken (FFP2) . Wann all eis Matbierger mol eng Mask geifen undo'en, an richteg undo'en, wir eis schons vill gehollef. Mee dodurch datt et nach emmer vill Maskenmuffel gin, kommen mer net aus dem Dei'fpunkt eraus !

LPM
28. Januar 2021 - 14.40

@ lucilinburhuc : Klar werden die Zahlen demnächst wieder steigen. Ein Blick auf seit Tagen wieder über 1 liegende die Reproduktionszahl reicht als Analyse da vollkommen aus. Und das ganz ohne britische oder afrikanische Varianten. Dass diese früher oder später auch nach Luxemburg kommen werden, um zu dieser Erkenntnis zu kommen muss man eigentlich nicht Forscher an einer Uni sein. Damit sie etwas später kommt würde es wohl schon helfen, etwas mehr Wert auf eine seriöse Prävention zu legen und z.b. die Stoffmasken und "Buffen" zu verbieten. Es müssen ja nicht gleich FFP2- Masken sein. Auch einfache medizinische Masken schützen deutlich besser als diese teuren Design-Modeschmuckjartikel.

Nu Kuck
28. Januar 2021 - 12.46

Das einzige was ständig Mutiert sind unserer Politiker weltweit... auch ihre Masken sind am fallen , keiner gilt mehr als glaubwürdig. einfach nur traurig wie manipulierbar der Mensch doch ist .

nk
28. Januar 2021 - 11.07

Fir WAT geht Impfen hei am Land esou lous. Schlecht organiseiert schengt emmer mei eraus zekommen.

lucilinburhuc
28. Januar 2021 - 8.49

Flatten the curve hätte gestern geschehen sollen. Jetzt werden wir wieder steigende Zahlen sehen. Mind my words :(

G.B.
28. Januar 2021 - 8.36

Warum fand eigentlich der Ebola den Weg nicht nach Luxemburg ? An den Forscher eine Antwort zu finden , oder ß

Romain Juni
28. Januar 2021 - 7.49

Wir werden alle sterben! Irgendwann.