Escher FußballFola und Jeunesse: Wie konnte es zum tiefen Fall kommen?

Escher Fußball / Fola und Jeunesse: Wie konnte es zum tiefen Fall kommen?
Jeunesse-Eigengewächs David Soares bedankt sich bei den Fans. Der Rekordmeister ist und bleibt der beliebteste Klub Luxemburgs. Foto: Editpress-Archiv

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Steht der Escher Fußball vor dem Kollaps? Der Blick auf die aktuelle Tabelle der BGL Ligue lässt diese Schlussfolgerung zu. Jeunesse und Fola nehmen die beiden letzten Plätze ein. Wie konnte es so weit kommen und welche Perspektiven hat der Escher Fußball?

Jeunesse Esch ist mit 28 Titeln der Rekordmeister des Landes und seit 75 Jahren ununterbrochen erstklassig. Erzrivale Fola ist mit mittlerweile 117 Jahren Existenz der älteste Fußballverein Luxemburgs. Beide stehen nach 15 Spieltagen am Tabellenende der BGL Ligue. Eine historisch fast einzigartige Situation – vor allem für die Jeunesse. Bei den Schwarz-Weißen scheint die aktuelle Lage eine Momentaufnahme zu sein, beim Rivalen riecht es hingegen sehr stark nach Abstieg. Obwohl in der Saison 2023/24 noch 16 Spieltage ausgetragen werden müssen, sprechen die Zahlen eine deutliche Sprache. Die Sprache eines tiefen Falls. Ein Niedergang, der bei der Jeunesse früher einsetzte als bei der Fola und nicht nur finanzielle Gründe hat.

Die Elf von der „Grenz“ feierte von den 70ern bis Ende der 90er-Jahre ihre erfolgreichste Zeit. In dieser Phase wurden 18 der 28 Meistertitel geholt. Die Jeunesse war das Maß aller Dinge des luxemburgischen Fußballs. Für die meisten Spieler hierzulande war es ein Wunsch, einmal in ihrem Leben für die „Bianconeri“ und an jedem Wochenende in einem vollen Stadion auflaufen zu dürfen. Tausende von Anhängern pilgerten auf die „Grenz“. Auswärts freuten sich die gegnerischen Kassenwarte auf den Zuschauer-Ansturm aus Esch. Titel waren an der Tagesordnung. Noch heute geraten die Jeunesse-Anhänger ins Schwärmen, wenn sie an ihre erfolgreichen Generationen zurückdenken.

Es waren jedoch nicht alleine der Erfolg und die Popularität, die die Jeunesse so beliebt machten. Was heute das liebe Geld ist, waren damals die Arbeitsplätze. Die Spieler des Rekordmeisters wurden sehr oft mit guten beruflichen Perspektiven nach Esch gelockt. Sei es die Schmelz, die Gemeinde oder Banken. Jeunesse-Spieler fand man überall.

„Deemools hu mer nach mat eise Jonge gespillt“, ist ein oft verwendeter Satz von Nostalgikern. Ein Blick auf die 90er-Generation, die fünf Meistertitel in Folge gewann, zeigt jedoch, dass die Jeunesse schon damals auf viele Neuzugänge aus anderen Vereinen setzte. Manuel Cardoni kam aus Rümelingen, Paolo Amodio und Jean Wagner aus Differdingen, Philippe Felgen, Laurent Nigra und Johnny Thill aus Niederkorn, Claude Ganser, Gordon Braun und Patrick Morocutti kamen von der Union, Manou Schauls aus Bettemburg und aus Frankreich wechselten Yves Divoy oder Claude Pourcheaux an die „Grenz“. Das Gerüst der Schwarz-Weißen bildeten aber auch „richtige Escher“ wie Denis Scuto, Dan Theis, Roland Schaack oder Jhemp Barboni. Die Jeunesse war aber bereits damals Vorreiter für ein System, das heute in Luxemburg gang und gäbe ist. Der Verein mit dem meisten Geld (oder den besten Arbeitsplätzen) und dem größten Prestige holt sich die besten Spieler und gewinnt dann auch die meisten Titel.

Nachdem die Mitglieder der letzten „Goldenen Generation“ nach und nach ihre Karriere beendet hatten, musste der Escher Anhang erst mal zehn Jahre ohne Meisterkrone auskommen. Bis in der Saison 2009/10 Trainer Jacques Muller und seine äußerst effiziente Truppe den Titel wieder zurück an die „Grenz“ holten. Das war jedoch nur ein Strohfeuer, denn der Absturz des Vereins in die Mittelmäßigkeit hatte zu diesem Zeitpunkt bereits begonnen. Es war die Zeit, als Flavio Becca als Mäzen den F91 Düdelingen nach vorne brachte und auch andere kleinere Investoren Geld in den luxemburgischen Fußball spülten.

Einer von ihnen war ausgerechnet ein Escher. Jedoch „ee vum Bierg“, wie die Fola von ihrem Konkurrenten Jeunesse genannt wird. Gerard Lopez fing ein Jahr vor dem hundertjährigen Jubiläum der Rot-Weißen an, den Verein finanziell zu unterstützen. Eine Fola, die sich zu diesem Zeitpunkt wieder aus der ersten Division in die Ehrenpromotion hochgekämpft hatte und nicht so wirklich ernst genommen wurde in der Minettemetropole. Das änderte sich mit Lopez. Der Geschäftsmann, der vor allem mit dem Kauf und Verkauf von Startup-Unternehmen Geld gemacht hatte, war mit dem Ziel angetreten, die Fola zur Nummer eins in seiner Heimatstadt zu machen. Nicht nur bei den Herren, sondern auch in der Jugend.

Das Gesicht der ersten Lopez-Jahre wurde Mustapha Hadji. Afrikas Fußballer des Jahres 1998 führte die „Doyenne“ in die BGL Ligue. Danach wurde weiter aufgerüstet und mit viel Geld eine der stärksten Mannschaften der 2010er-Jahre aufgebaut. 2013, sechs Jahre nach seinem Engagement, ging Lopez’ Traum in Erfüllung und er wurde erstmals mit seiner Fola Meister. Bis 2021 folgten zwei Titel. Fortan beherrschte der Zweikampf zwischen ihm und Becca die luxemburgische Meisterschaft.

In dieser Zeit wurde die Fola auch in der Jugend zur Nummer eins in Esch. Bei der Jeunesse wurde der Nachwuchs während Jahren sträflich vernachlässigt. In der Ära von Präsident Jean Cazzaro hatte die Jeunesse teilweise fast genauso viele Jugendspieler wie der dritte Escher Verein, die Union Sportive. Während auf der „Grenz“ nur noch rund 100 Spieler eine Lizenz hatten, lief gefühlt jedes zweite Kind mit einem Fola-Jogginganzug durch die Alzettestraße.

2017 schaffte dann auch noch die US Esch den Aufstieg in die BGL Ligue. Finanziell getragen von Investor und Metzgereibesitzer Pedro Ferreira. Das Intermezzo dauerte jedoch nur ein Jahr. 2020 hörte Ferreira als Präsident auf. Mittlerweile droht dem Verein aus Lallingen der Abstieg in die dritte Division.

Tabellenausschnitt der BGL Ligue nach 14 Spieltagen: Gut sieht anders aus
Tabellenausschnitt der BGL Ligue nach 14 Spieltagen: Gut sieht anders aus

Die Jeunesse versuchte in den vergangenen Jahren, wieder den Anschluss zu schaffen. Mehrere Male wurde versucht, eine schlagkräftige Jugendkommission auf die Beine zu stellen. Die Suche nach Großsponsoren verlief weitestgehend erfolglos. Zwischendurch – teilweise bis heute – wurden Spieler indirekt durch Flavio Becca finanziert.

2020 trat dann der vermeintliche Retter auf den Plan. Manthos Poulinakis, ein Früchte-Großhändler aus Kreta, entschied sich überraschend, auf der „Grenz“ einzusteigen. Der neue Präsident kündigte Investitionen an und wurde auch schnell tätig. Eine ganze Reihe von Profispielern wurden verpflichtet, zwei Talente wurden vom griechischen Topverein Olympiakos Piräus ausgeliehen. Die neue Jeunesse schien Potenzial zu haben, doch der Traum platzte sehr schnell. Immer wieder kam es zu finanziellen Engpässen. Gehälter wurden nicht bezahlt. Nur zwei Jahre nach seinem Einstieg verließ Poulinakis das Boot und hinterließ eine ganze Reihe von offenen Fragen.

Die neue Vorstandsmannschaft um den ehemaligen COSL-Präsidenten Marc Theisen musste Löcher stopfen, Schulden begleichen und gleichzeitig versuchen, erfolgreich zu sein. Theisen selbst hatte damals Poulinakis der Jeunesse vorgestellt. Eine Entscheidung, die er heute bereut.

Poulinakis war jedoch nicht der einzige Geldgeber, der sich aus Esch zurückzog. Ab 2016 wurde das Investment von Gerard Lopez bei der Fola immer kleiner. Zunächst zog er sich als Präsident zurück und wurde durch seinen Geschäftspartner und Freund Mauro Mariani ersetzt. Fünf Jahre konnten die Rot-Weißen sich noch an der Spitze der BGL Ligue halten. Auch weil bis 2018 noch Geld aus indirekten Lopez-Kanälen floss und die Prämien aus den vielen Europapokal-Teilnahmen genutzt werden konnten. Ab der Saison 2021/22 wurde das Budget jedoch arg reduziert. Während die Fola zu Spitzenzeiten über einen Etat von fast 2,5 Millionen Euro verfügte, waren 2021 nur noch rund 980.000 Euro in der Kasse.

Vereine wie die Jeunesse sind wie Denkmäler, man sollte sie erhalten und pflegen

Marc Theisen, Jeunesse-Präsident

Nach dem letzten Meistertitel 2021 gab Mariani seinen Posten auf. Im Oktober 2022 wurde er durch Pol Olk ersetzt. Die Amtszeit des ehemaligen Möbelhaus-Besitzers dauerte nur zwei Monate. Nach internen Streitigkeiten zog er sich zurück. Präsident wurde kurze Zeit später das langjährige Vorstandsmitglied Josy Dilk. Aus der Lopez-Ära sind nur sehr wenige Vorstandsmitglieder übrig geblieben. Dilk, Jean-Paul Gennari, Pascal Welter und Georges Tonnar haben ihrem Verein weiter die Treue gehalten. Urgestein Gilbert Goergen trat kürzlich aus dem Vorstand aus – war aber bereits vor der Lopez-Ära ein Teil der Führungsebene gewesen. Eine Rückkehr von Lopez wird es laut Dilk nicht geben: „Seine Freunde, mit denen er damals in der dritten Mannschaft zusammengespielt hat, sind nicht mehr im Vorstand und er hat seinen Lebensmittelpunkt nach London verlagert. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Gerard Lopez noch einmal den Verein unterstützen wird.“

Bei der Jeunesse sieht die Vorstands-Situation ähnlich aus. Mit Jean-Claude Conter ist nur noch ein Vorstandsmitglied aktiv, das auch schon beim letzten Meistertitel 2010 dabei war. 

Beide Vorstände stehen vor einer Herkulesaufgabe, die sich nach aktuellem Stand der Dinge über mehrere Jahre hinziehen wird. Sowohl beim Rekordmeister als auch bei der „Doyenne“ muss nun eine neue Struktur aufgebaut werden und neue Ziele definiert werden. Vor allem muss aber wieder Geld her, um mit der Konkurrenz mithalten zu können. Folas Etat bewegt sich momentan bei 650.000 Euro. Fast die Hälfte fließt in die Jugendabteilung. Es bleiben rund 350.000 Euro für die erste Mannschaft. Ein Mini-Etat im Kontext der BGL Ligue.

Laut offiziellen Angaben verfügt die Jeunesse über das gleiche Gesamtbudet wie der Erzrivale. 100.000 Euro werden jährlich in den Nachwuchs investiert. Aus der Poulinakis-Ära hat der Rekordmeister noch 350.000 Euro Schulden geerbt. Marc Theisen und seine Vorstandskollegen wollen diese Altlast nach und nach abbauen. „Wenn es gut läuft, könnten wir die Schulden in einem Jahr abbezahlen. Dann könnten wir aber nicht mehr in den Verein und die erste Mannschaft investieren. Wir müssen die richtige Balance finden, um den Verein finanziell zu sanieren und gleichzeitig voranzutreiben.“

Derzeit hat der Verein vom „Gaalgebierg“ einen entscheidenden Vorteil im Vergleich zum Lokalrivalen. Im vergangenen Jahrzehnt und während der Lopez-Zeit wurde ein solides Fundament in der Jugend gelegt. Die Fola hat momentan 35 Spieler in den diversen Jugendnationalmannschaften der FLF. Bei den „Bianconeri“ sieht die Lage anders aus. Die Nachwehen der jahrelangen Vernachlässigung der Jugend sind noch immer zu spüren. Vor rund einem Jahr hat sich das ehemalige FLF-Vorstandsmitglied Claude Kremer dieser Sparte angenommen und versucht seitdem, frischen Wind hineinzubringen. Fola ist aktuell trotz des Markennamens Jeunesse die Nummer eins bei der Escher Jugend.

Für Klein und Groß ein Event: das Escher Derby
Für Klein und Groß ein Event: das Escher Derby Foto: Editpress/Gerry Schmit

Fusion?

Zwei Vereine, die auf den beiden letzten Plätzen der BGL Ligue stehen, das lässt den Schluss zu, dass eine Fusion Sinn ergeben würde, um auch in Zukunft wieder einen starken Escher Verein zu haben. Doch das ist eher ein oberflächlicher Gedanke. Da wäre zum einen die Rivalität. Das Konkurrenzdenken zwischen beiden Vereinen ist größer als in anderen Städten dieses Landes. Legt man den Stolz beiseite und analysiert die Situation nüchtern, dann kommt man zum Schluss, dass eine Fusion derzeit verfrüht kommen würde.

Fakten

JEUNESSE – FOLA

1907 Gründungsjahr 1906
28 Meistertitel 8
13 Pokalerfolge 3
1.133 Mitglieder (gesamt) 920
713 Aktive Lizenzen 430
17 Mannschaften (gesamt) 23
14 Jugendmannschaften 19
650.000 Aktuelles Budget (in Euro) 650.000

Die Ausgangslage in Esch erinnert an die der hauptstädtischen Vereine, die nach mehreren Zusammenschlüssen zum Racing FC Lëtzebuerg wurden. Genau wie in Luxemburg ist das Potenzial an Fußballern in Esch enorm. Die Fusion in der Hauptstadt hat nicht zu einer Verbesserung der Situation geführt. Im Gegenteil: An die Erfolge der Union Luxemburg reicht der RFCUL nicht mehr ran. Die Jugendakademie ist die größte des Landes, gewinnt in großer Regelmäßigkeit nationale Jugendtitel, führte aber nicht dazu, dass der Verein in seiner Gesamtheit an Popularität gewann oder erfolgreicher wurde.

Als gelungene Fusionen gelten bis heute die Zusammenschlüsse der Klubs in Düdelingen, Differdingen oder zuletzt Petingen. In diesen Städten schlossen sich jedoch kleine mit großen Vereinen zusammen. Sie alle haben die Gemeinsamkeit, dass finanzstarke Investoren die Projekte zum Erfolg führten. Im Gegensatz zu diesen drei Südstädten müssten in Esch zwei dicke Kaliber mit vielen Eigeninteressen und oft sehr viel Ablehnung gegenüber dem anderen miteinander arbeiten.

Die Jugend wäre der große Verlierer bei einer Fusion. In Zukunft werden immer mehr Menschen in Esch wohnen, deshalb können wir das Sportangebot nicht abbauen.

Josy Dilk, Fola-Präsident

In Esch – im Gegensatz zu Luxemburg – gibt es auch keine Vereine, die die vielen Jugendspieler, die teilweise bei der Fusion zu kurz kommen würden, aufnehmen könnten. In der Hauptstadt kann nicht mehr jeder beim Racing spielen, weil es an Platz mangelt. Ausbilderklubs wie Merl/Belair haben dadurch ihre Nische gefunden und gehören mittlerweile zu den größten Vereinen des Landes, was die Jugendlizenzen angeht. Dieses Potenzial hat in Esch kein weiterer Klub. Wie bereits erwähnt, befindet sich die US Esch auf dem absteigenden Ast und hätte nicht die Struktur, um diesen Bedarf an Ausbildung abzudecken.

Fola-Präsident Josy Dilk hat sich bereits mit dem Thema eines Zusammenschlusses beschäftigt, ist aber der Meinung, dass es gleich drei Faktoren gibt, die einem solchen Projekt im Wege stehen würden. „Das Verhältnis zwischen beiden Vereinen ist intakt. Wir würden einen Mittelweg finden. Das größte Problem wäre die Jugend. Es wäre nicht möglich, 50 bis 60 Mannschaften in einem Verein zu verwalten. Man sieht es in Differdingen und Düdelingen. Diese Vereine haben zwar noch viel Nachwuchs, mussten aber auch Mannschaften abbauen. Die Jugend wäre bei einer Fusion der große Verlierer. In Zukunft werden immer mehr Menschen in Esch wohnen, deshalb können wir das Sportangebot nicht abbauen. Das zweite Problem ist das Sponsoring. Viele Geschäftsleute sind in beiden Vereinen aktiv. Bei einem Zusammenschluss werden wohl die wenigsten mehr investieren, sondern eher versuchen, zu sparen. Auch das sportliche Erbe ist ein großes Thema. Die Jeunesse ist Rekordmeister und wir sind der älteste Klub des Landes. In Differdingen redet heute keiner mehr über Rekordpokalsieger Red Boys. Ich war noch nie ein Freund einer Fusion, denn Rivalität tut uns gut und bringt einen nach vorne.“

Sein Amtskollege Marc Theisen sieht die Situation ähnlich: „Eine Fusion ist kein Thema. Vereine wie die Jeunesse sind wie Denkmäler, man sollte sie erhalten und pflegen. Esch ist eine Stadt, die in Zukunft bis zu 60.000 Einwohner haben wird. Hier ist definitiv Platz für mindestens zwei Vereine. Würden wir beide Klubs zusammenlegen, würde bei der Jugend sehr viel kaputt gemacht werden. Die Devise für die Jeunesse und die Fola sollte lauten, in den nächsten Jahren alles Mögliche zu tun, damit diese Traditionsvereine überleben.“

Eine Fusion wird auch von der Stadt Esch nicht unbedingt gefördert. Der neue Bürgermeister Christian Weis, selbst Jeunesse-Anhänger, erklärt die Situation wie folgt: „Wir haben weder Interesse an einer Fusion noch daran, es den beiden Klubs abzuraten. Es gibt weder finanzielle noch technische Gründe, um die Fola oder die Jeunesse zu einem Zusammenschluss zu drängen.“

Auch ein gemeinsames Stadion ist derzeit kein Thema. In der Vergangenheit hat es Pläne gegeben, eine Arena auf der „Lentille Terre Rouge“ zu erbauen. „Das Projekt ist nicht komplett gestorben, ist aber aktuell nicht realistisch. Ich glaube auch nicht, dass die Jeunesse-Anhänger gerne ihre ‚Grenz’ verlassen würden“, kommentiert Weis dieses Dossier.

Eine Vision, wie es weitergehen soll, haben beide Vereine. Bei der Fola will man in den kommenden Jahren auf den eigenen Nachwuchs setzen. „Wir müssen aber auch unser Budget wieder erhöhen, um wettbewerbsfähig zu bleiben und unseren Talenten langfristig eine Perspektive bieten zu können“, sagt Josy Dilk.

Die Jeunesse will wieder an alte Zeiten anknüpfen und in den kommenden Jahren den Sprung nach vorne schaffen. „Wir haben endlich wieder einen vollzähligen Vorstand mit vielen jungen und dynamischen Leuten. Unser Ziel muss es sein, einen Sponsorenpool aufzubauen, der es uns erlaubt, unser Budget auf eine Million Euro zu erhöhen. Damit würden wir zwar noch immer nicht zu den Top-Budgets der BGL Ligue zählen, aber mit einer guten Struktur, einem passenden Trainer und einem feinfühligen Sportdirektor kann man die Ziele erreichen. Wenn wir wieder vorne mitspielen, werden auch wieder über 1.000 Zuschauer zu unseren Heimspielen kommen. Ein Abstieg hätte fatale Folgen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Sponsoren viel Geld in einen Ehrenpromotionsverein investieren wollen“, glaubt Theisen.

Dass die beiden traditionsreichen Escher Vereine die beiden letzten Plätze der BGL Ligue belegen, ist sicherlich eine Momentaufnahme, aber gleichzeitig auch ein großes Warnsignal für die Zukunft.

Jean-Marie Grober
9. Dezember 2023 - 15.24

Keine Jugendarbeit mehr, das Benevolat nur noch eine Farce, veraltete Anlagen (fehlende überdeckte Sitzplätze), Sponsoren, denen es nur noch um den schnellen Erfolg geht oder um Steuern abschreibenzu können, total vergammelte Infrastrukturen, einheimische Nachwuchsspieler Fehlanzeige: der Vereinsfussball insgesamt, also auch die beiden Escher Vereine, ist nicht mehr attraktiv. Und die treuen Supporter schauen sich lieber einige internationalen Spiele gemütlich am TV-Gerät in der gut gewärmten, trockenen Stube an, als sich ausgerechnet im Winter bei jedem Sauwetter lokale Spiele anzutun, wo eine Mehrheit von eingekauften ausländischen Spielern um einen guten Tabellenplatz bemühen. Meinen "Tribune réservée"-Platz auf dem Jeunesse-Terrain habe ich 2016 abgegeben, nachdem ich seit meinem 6ten Lebensjahr, bereits mit meinem Vater, also insgesamt 55 Jahre lang, fast alle Spiele auf der Grenz und viele auswärts besucht habe. Der Vereinsfussball hat viele Totengräber und keine Retter! Und alles hat ein Ende, nur die Wurst hat zwei!

fraulein smilla
9. Dezember 2023 - 11.13

In Brasilien ist der Pele und Neymar Club FC Santos nach 111 ! Jahren zum ersten mal abgestiegen . Man kann davon ausgehen dass in Esch nach einem Jeunesse Abstieg keine Autos , Buse und Gebaeude in Brand gesetzt werden .

luxmann
9. Dezember 2023 - 10.19

In einem sport wo es bei bescheidenen zuschauerzahlen hauptsaechlich darum geht einen guten sponsor zu finden, der ordentlich geld springen laesst um spieler aus dem nahen ausland anzulocken scheinen die beiden Escher vereine momentan nicht den richtigen zu finden. Katar oder Saudi Arabien investieren ohnehin nicht in unsere liga...Lopez war ein einmaliger glueckfall fuer die Fola und kommt wahrscheinlich nicht zurueck.