LuxemburgFlugzeugabsturz vor 70 Jahren bei Cloche d’Or: Drei Zeitzeugen erinnern sich

Luxemburg / Flugzeugabsturz vor 70 Jahren bei Cloche d’Or: Drei Zeitzeugen erinnern sich
Bilder, die man nie wieder vergisst Foto: Photothèque de la Ville de Luxembourg/Mey Théo

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Am 1. April vor genau 70 Jahren ist unweit des heutigen Fußballstadions ein französisches Militärflugzeug abgestürzt. Kein Mitglied der Drei-Mann-Besatzung hat überlebt. Drei Zeitzeugen können sich noch gut an den Tag erinnern.

Als am 1. April 1954 kurz vor 11 Uhr die Meldung kam, dass bei Cloche d’Or, nahe dem Gasthof „Schaarfen Eck“, an der Straße in Richtung Bettemburg ein Flugzeug abgestürzt war, wollten es viele erst gar nicht glauben. Aber es war kein Aprilscherz.

 Foto: Photothèque de la Ville de Luxembourg/Mey Théo

André Hoffmann zählte damals zu den Ersten am Unglücksort. „Ein Freund und ich standen in Gasperich, in der Nähe unseres Hauses, auf einem Weg mit freiem Blick zum ‚Schaarfen Eck‘“, so der heute 87-jährige. „Plötzlich hörten wir einen lauten Knall. Mächtige, schwarze Wolken stiegen auf, auch Flammen waren zu sehen.“ Die beiden Freunde rannten durch die Wiesen über die „Rangbaach“ zum Unglücksort.

„Ein Flugzeug war abgestürzt“, erzählt er weiter. „Die hintere Hälfte des Rumpfes und der Schwanz lehnten an einem Baumstamm, dessen Krone abgebrochen war. Das Feuer war größtenteils nun erloschen, auch wenn die abgebrochenen Motoren auf der anderen Straßenseite noch schwelten. Zwischen den Trümmerstücken liefen Zivilisten umher. Wir sahen eine verkohlte Leiche nahe beim Flugzeug und waren entsetzt, wie sehr ein Mensch durch Feuer schrumpft. Eine zweite Leiche hing über uns zwischen Flugzeugrumpf und Baumstamm. Erst später erfuhren wir, dass auch der dritte Insasse beim Aufprall gestorben war. Als später die Feuerwehr und die Gendarmerie am Unglücksort ankamen, mussten wir das weitere Geschehen aus der Ferne beobachten.“

„Mächtige, schwarze Wolken stiegen auf“

Auch Frantz Muller war dem Geschehen an diesem Donnerstag sehr nahe. „Wir waren mit unseren Fahrrädern bei den ‚Drei Weihern‘ unterwegs. Bei der Rückfahrt nach Hause bemerkten wir, dass in der Bettemburgerstraße etwas nicht stimmte. Die Straße war mit einem roten Band abgesperrt und Leute liefen aufgeregt herum. Da sahen wir den Rumpf eines Flugzeugs, der an einen Baum gelehnt war.“ Es sei eine missglückte Notlandung gewesen, erinnert er sich.

Der ungefähre Unfallort
Der ungefähre Unfallort Screenshot: Geoportail

Etwas später kam der damals fünfjährige Alain Muller zum Unglücksort: „Ich erinnere mich noch ganz gut an den Tag. Wir wohnten in einem Haus in Gasperich, nahe bei ,der Auer‘. Für mich war es ein ruhiger Morgen wie so viele: Mein Vater war arbeiten, meine Geschwister in der Schule und meine Mutter kümmerte sich um den Haushalt. Ich war mit meinem Spielzeug beschäftigt. Plötzlich störte mich irgendetwas beim Spielen. Ich rief nach meiner Mutter, aber fand sie nicht. Sie stand, circa 80 Meter vom Haus entfernt, mit anderen Frauen am Ende der Straße. Alle blickten aufgeregt Richtung ,Kuelebierg‘ und ,Schaarfen Eck‘. Meine Mutter erklärte mir, dass bei der Bettemburgerstraße ein Flugzeug abgestürzt war. Doch so viel ich mich auch bemühte, ich konnte es nicht sehen.“

Als sein älterer Bruder beim Mittagessen dann entschieden habe, mit dem Fahrrad zum Ort des Flugzeugabsturzes zu fahren, „um sich das genau anzusehen, konnte ich ihn selbstverständlich nicht allein dorthin fahren lassen“, so Alain Muller. „Ich setzte ich mich auf den Gepäckträger und ließ mich über die Escherstraße, an der Cloche d’Or vorbei, zum ,Schaarfen Eck‘ fahren. Dort sah ich den zerstörten Flugzeugrumpf, der an einen abgeknickten Baum, mit dem Schwanz nach unten, gelehnt war. Abgebrochene Teile, das Cockpit, die Flügel und Motoren lagen verstreut in den umliegenden Wiesen und auf der Straße. Ein Mann kletterte eine hölzerne Leiter hoch, um einen Blick in den Rumpf zu werfen.“

Es war ein zweimotoriges leichtes Transportflugzeug der französischen Armee, das auf dem Weg von Paris nach Frankfurt am Main war. Vor dem Absturz soll es einen kurzen Sturm mit Regen und Schnee gegeben haben.

 Foto: Photothèque de la Ville de Luxembourg/Mey Théo
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