MedienFamilienministerin Cahen will „Menschen beschützen, aber auch persönliche Freiheiten garantieren“

Medien / Familienministerin Cahen will „Menschen beschützen, aber auch persönliche Freiheiten garantieren“
 Archivfoto: Editpress/Julien Garroy 

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Einheitliche Regeln für alle Luxemburger Alten- und Pflegeheime? Das sei nicht möglich, weil jede Einrichtung anders funktioniere, sagte die Familienministerin Corinne Cahen am Montag in einem Interview mit dem Radiosender 100,7.

Die Zahl der Menschen, die in Luxemburg an einer Covid-19-Infektion sterben, bleibt weiterhin hoch. Das sagte Familienministerin Corinne Cahen (DP) am Montagmorgen im Radiosender 100,7. Vor allem für ältere Menschen stelle das Virus eine Gefahr dar. Cahen sieht strengere Regeln in den Pflege- und Altenheimen dennoch als „Drahtseilakt“. „Wir müssen die Menschen beschützen, aber auch die persönlichen Freiheiten garantieren“, sagte sie. Dabei sei es wichtig zu verstehen, dass sich die Bewohner nicht nur in den Pflegeheimen anstecken könnten. „Verschiedene ältere Menschen gehen raus, haben ein Leben und fahren in den Urlaub“, sagt Cahen. In den Altenheimen gebe es auch Menschen, die noch sehr fit seien. Jung und Alt müssten also aufpassen: „Auch wenn man sich sehen darf, muss man trotzdem eine Maske tragen und sich an die Sicherheitsabstände halten.“

In dieser Hinsicht ist laut Familienministerin vor allem der Vatertag Anfang Oktober ein großes Problem gewesen. Einige Altenheim-Bewohner besuchten die Familie oder empfingen sie bei sich. Das sei vor allem mit dem Blick auf die kommenden Festtage besorgniserregend. Trotzdem spiele die Familie eine essenzielle Rolle bei der Arbeit in den Pflege- und Altenheimen: „Wenn die Familie nicht mehr zu Besuch kommen darf, dann fällt mehr Arbeit für das Pflegepersonal an“, sagt Cahen.

Cahen betont, dass die gleichen Regeln für alle Pflege- und Altenheime nicht die richtige Lösung sei, um gegen die hohen Infektionszahlen in den Einrichtungen vorzugehen. Nicht jedes Heim funktioniere gleich. „Das ist auch normal, weil ganz verschiedene Menschen in diesen Einrichtungen wohnen“, sagt Cahen. Die Maßnahmen müssten den Bewohnern angepasst werden. „Dafür gibt es die Direktionen der Heime, die entscheiden können, wie sie unsere Vorschläge umsetzen“, sagt Cahen. Um ihnen dabei zu helfen, kommuniziere das Familienministerium regelmäßig mit den Direktionen.

Asymptomatische Fälle auch bei älteren Menschen

Auch in den Altersheimen gibt es laut Cahen viele asymptomatische Menschen, die positiv auf das Coronavirus getestet wurden. Deswegen habe die „Santé“ zu Beginn der zweiten Welle eine Large-Scale-Testing-Initiative in den Altersheimen gestartet. „Da haben wir auch positive Fälle gefunden“, sagt Cahen.

Die Menschenrechtskommission hat die Corona-Maßnahmen in den Luxemburger Pflege- und Altenheimen kürzlich öffentlich kritisiert. „Die Regierung wird in diesem Kontext eine Bestandsaufnahme vornehmen, um zu sehen, was besser gemacht werden kann“, sagt die Familienministerin. Wie genau diese aussehe, werde die Regierung zusammen mit der Copas entscheiden, dem Dachverband der Pflegedienstleister. „Das ist momentan aber nicht der erste Punkt auf der Tagesordnung“, sagt Cahen. Es sei allerdings nicht vorgesehen, dass der Ombudsmann in Zukunft kontrolliere, ob die individuellen Rechte in den Altersheimen eingehalten werden. „Es ist nicht die Aufgabe des Ombudsmanns, in private Betriebe zu gehen“, sagt Corinne Cahen. „Der Ombudsmann existiert für Bürger, die ein Problem mit einer staatlichen Administration haben.“