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JustizFall „Bommeleeër“: Acht Ex-Polizisten angeklagt – Fragezeichen über Ben Geiben

Justiz / Fall „Bommeleeër“: Acht Ex-Polizisten angeklagt – Fragezeichen über Ben Geiben
Ob es zu einer Wiederaufnahme des sogenannten „Bommeleeër“-Prozesses kommt, soll nun die Ratskammer entscheiden Foto: Editpress-Archiv

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Paukenschlag im Fall „Bommeleeër“: Die Staatsanwaltschaft Luxemburg will neun Personen vor eine Kriminalkammer bringen. Ihnen wird vorgeworfen, in die Attentatsserie zwischen 1984 und 1986 verwickelt zu sein beziehungsweise Falschaussagen im ersten Prozess gemacht zu haben. Ein juristisches Fragezeichen hängt indessen noch über der Person von Ben Geiben.

Acht Jahre nachdem der erste Prozess für weitere Ermittlungen ausgesetzt wurde, kommt wieder Bewegung in den Fall „Bommeleeër“. Dem leitenden Untersuchungsrichter wurde am vergangenen Donnerstag offiziell die Anklageschrift überreicht. Neun ehemalige Mitglieder der Gendarmerie sollen sich laut Erkenntnissen der Staatsanwaltschaft Luxemburg nun vor Gericht verantworten. Acht Personen wurden offiziell vom Untersuchungsrichter angeklagt. Vom Ermessen der Ratskammer des Bezirksgerichts Luxemburg beziehungsweise der Ratskammer des Berufungsgerichts hängt es nun ab, ob auch Ben Geiben mit einer offiziellen Anklage rechnen muss. Das hat die Staatsanwaltschaft am Dienstag mitgeteilt.

Etwas überraschend ist diese Mitteilung allemal: So hatte der zunächst mit dem Fall befasste Untersuchungsrichter in einer ersten Phase noch entschieden, keine Anklage gegen den ehemaligen Chef der „Brigade mobile“ der Gendarmerie (BMG) vorzubringen. Inzwischen aber hat eine neue Staatsanwältin den Fall übernommen, die ausreichende Belege für eine mögliche Verstrickung Geibens in die Attentatsserie gefunden haben soll.

Im Rahmen der sogenannten „Procédure de règlement“ wird die Anklageschrift nun mit den abschließenden Schlussfolgerungen des leitenden Untersuchungsrichters versehen und dann an die Ratskammer weitergeleitet. Diese wird dann entscheiden, ob genügend Anhaltspunkte für eine Wiederaufnahme des Prozesses vorliegen oder nicht.

Acht Anklagen nach 175 Sitzungen

Der erste Prozess war im Juni 2014 nach 175 Verhandlungstagen ausgesetzt worden, nachdem sich gleich mehrere Personen im Zeugenstand verdächtig gemacht hatten. Daraufhin wurden neue Ermittlungen angestrengt, die nun offiziell abgeschlossen wurden. Laut Staatsanwaltschaft sollen sich jetzt sechs ehemalige Offiziere der Gendarmerie, ein Ex-Mitglied der BMG und zwei ehemalige Ermittler der „Sûreté“ vor Gericht verantworten.

Offiziell angeklagt wurden Ex-Gendarmerie-Chef Aloyse Harpes, der ehemalige Polizeidirektor und Ex-BMG-Chef Pierre Reuland, die Offiziere Guy Stebens und Charles Bourg, Ex-Sûreté-Chef Armand Schockweiler und Ex-BMG-Mitglied Marcel Weydert. Ihnen wird vorgeworfen, als Täter, Mittäter oder Komplizen in die Attentatsserie verwickelt zu sein.

Die Betroffenen waren im Prozess vor allem mit widersprüchlichen Aussagen, eklatanten Gedächtnislücken und verdächtigem Verhalten aufgefallen. Sollte es zu einem Prozess kommen, müssten sie sich unter anderem wegen versuchten Totschlags, Körperverletzung und Brandstiftung vor Gericht verantworten. Gleichzeitig wird ihnen auch Falschaussage und Justizbehinderung vorgeworfen.

Mit angeklagt sind auch die Ex-Sûreté-Ermittler Paul Haan und Guillaume Büchler. Sie werden allerdings nicht verdächtigt, direkt in die Attentate verwickelt zu sein. Ihnen wird vielmehr Meineid sowie Behinderung der Justiz vorgeworfen. Die ehemaligen Beamten waren im Prozess vor allem mit ihren Aussagen zu einem recht abenteuerlichen Rechtshilfeersuchen an die belgische Polizei aufgefallen. In diesem Zusammenhang soll es im Oktober 1985 in Brüssel zu einer Beschattung Ben Geibens gekommen sein, was die zwei Betroffenen allerdings dementierten.

Es liegt nun im Ermessen der Ratskammer („Chambre de conseil“), ob es letztendlich zu einer Wiederaufnahme des Prozesses mit acht beziehungsweise neun weiteren Angeklagten kommt. Die hohe Kammer soll nach Weiterleitung der Anklageschrift entscheiden, ob genügend Anhaltspunkte für einen Prozess vorliegen. In dem Fall müssten die Betroffenen neben den ehemaligen BMG-Mitgliedern Marc Scheer und Jos Wilmes auf der Anklagebank Platz nehmen.

Zwei Beamte im Visier

Die beiden Ex-Polizisten waren 2006 ins Visier der Fahnder geraten. Kurz zuvor hatten die Ermittlungen auf Betreiben des damaligen Bezirksstaatsanwalts Robert Biever wieder neuen Auftrieb erhalten. Die Ermittler waren dabei zum Schluss gelangt, dass eigentlich nur die Mitglieder der Elite-Einheit BMG über das nötige Insiderwissen und die nötigen Fähigkeiten verfügten, um die 21 Anschläge und neun Einbrüche durchführen zu können. Sie waren daraufhin alle verhört worden.

Handfeste Beweise, wie etwa DNA-Spuren oder Augenzeugen, konnten die Ermittler zwar keine gegen Scheer und Wilmes vorbringen. Doch waren beide vor allem durch verdächtiges Benehmen während der Verhöre und belastende Aussagen aufgefallen. Unter den Schwarzweißen sei man halt die Buntesten gewesen, meinte Scheer kurz nach Veröffentlichung der ersten Anklageschrift gegenüber den Medien. Die zwei Polizisten wurden am 23. November 2007 verhaftet und in der Folge vom Dienst suspendiert. Bis heute halten beide an ihrer Unschuld fest. 

Grober J-P.
9. März 2022 - 9.56

Am Ende wird es wieder so sein wie vorher, die Bomben haben sich selbst installiert und sind dann auch noch hochgegangen.

JJ
9. März 2022 - 8.50

Wenn das so weitergeht sterben die Verdächtigen eines natürlichen Todes durch Altersschwäche. Richter und Anwälte kann man ersetzen,Täter nicht.