StatecEU-Vergleich: Luxemburger Arbeitslosenquote ist 2020 trotz Pandemie gesunken

Statec / EU-Vergleich: Luxemburger Arbeitslosenquote ist 2020 trotz Pandemie gesunken
Das Luxemburger Arbeitsamt veröffentlicht seinen Bericht zum Jahr 2020 Foto: Feller Tania

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Nachdem das Arbeitsamt ADEM vor zwei Wochen die Arbeitslosenzahlen vom Juni 2021 veröffentlicht hat, meldet sich am Montag die staatliche Statistikbehörde Statec zu Wort und wirft einen Blick zurück auf das Coronajahr 2020. Fazit: Luxemburg konnte sich vergangenes Jahr gut an die Krise anpassen. Durch geregelte Kurzarbeitsmodelle und gute Telearbeit-Infrastrukturen kann Luxemburg im europäischen Vergleich punkten. Wirtschaftszweige wie die Baubranche schaffen es laut Statec, sich optimal anzupassen.

Die Pandemie hat den Arbeitsmarkt überall auf der Welt stark beeinflusst – auch in der EU mussten die meisten Länder im pandemischen Jahr 2020 einen Anstieg der Arbeitslosenzahlen feststellen. Luxemburg verzeichnete hingegen bei der Beschäftigung einen Anstieg – und zwar von zwei Prozent im Vergleich mit 2019. Das schreibt die nationale Statistikbehörde Statec am Montag. Im Schnitt sei die Zahl in anderen europäischen Staaten um 1,5 Prozent gesunken. Luxemburg scheint sich den Umständen gut angepasst zu haben. „Prophylaktische Maßnahmen wie die Kurzarbeit konnten zwar viele Arbeitsplätze bewahren, scheinen jedoch keinen wesentlichen Faktor für die Unterschiede in der Beschäftigungsentwicklung zwischen den Ländern darzustellen“, schreibt die Statistikbehörde.

In der Tat sei Luxemburg im Jahr 2020 eines von nur drei europäischen Ländern mit einer positiven jährlichen Veränderung. Belgien und Polen hätten es ebenfalls geschafft, ihre Arbeitslosenzahlen zu verringern. Dies bedeute jedoch nicht, dass der Arbeitsmarkt in Luxemburg nicht von der Krise betroffen gewesen wäre. Im zweiten Quartal – ungefähr zur Zeit des Ausbruchs der Pandemie – ist die Beschäftigung laut Statec auch im Großherzogtum um 0,5 Prozent gesunken, obwohl es danach wieder aufwärts ging. Der Bericht warnt jedoch davor, dass einheitliche statistische Vergleiche schwierig sind, weil Modelle wie ausgeweitete Kurzarbeit (chômage partiel) in jedem Land anders erfasst und reguliert werden. 

„Die Kurzarbeit hat sich für einige Branchen als nützliches Werkzeug erwiesen“, steht in der Analyse. Der Bericht hebt vor allem die Lage im Bausektor hervor: „Hier wurden mehr Leute eingestellt auf weniger Stunden“, schreibt Statec.

Blühende Wirtschaftszweige im Großherzogtum

Luxemburg verzeichnet nur in zwei von zehn gelisteten Branchen einen Aufstieg der Zahl an Arbeitslosen im vergangenen Jahr – in der Landwirtschaft und der Industrie. „Die größten Zuwächse in Luxemburg gab es in der öffentlichen Verwaltung  und in der Bau- und Immobilienbranche, dicht gefolgt von Bildungs- und Gesundheitssektoren sowie der Sozialarbeit“, steht im Bericht. Der Staat als Arbeitgeber habe während der Krise besonders viele neue Arbeitsstellen geschaffen. Die öffentliche Verwaltung weist laut Grafik einen Aufschwung von rund fünf Prozent auf.

In anderen EU-Staaten sei der Grad an Beschäftigung in sieben Branchen zurückgegangen. Besonders hervorzuheben sind hier ebenfalls die Landwirtschaft und die industrielle Produktion, aber auch die Kultur, der Handel, die Gastronomie und Veranstaltungsbranche verzeichnen einen starken Abbau.

Die verschiedenen Wirtschaftszweige im Vergleich: Luxemburgs Wachstumsrate im Vergleich zu dem EU-Durchschnitt
Die verschiedenen Wirtschaftszweige im Vergleich: Luxemburgs Wachstumsrate im Vergleich zu dem EU-Durchschnitt Quelle: Eurostat

Vorsprung durch Home Office und Festanstellungen

In Luxemburg habe das Home-Office bereits vorher existiert und musste wegen der Krise stärker ausgebaut werden. Das Großherzogtum sei allerdings im Vergleich mit anderen EU-Ländern prädestiniert für Telearbeit. Der Grund: eine „eine ausgezeichnete Infrastruktur und eine Spezialisierung im Finanz-, IT- und Dienstleistungssektor“. Diese Bereiche seien besonders geeignet für das Home-Office. „Die Telearbeit wirkt massiven Zwangskündigungen entgegen und ermöglicht vielen Arbeitnehmern ihrer Tätigkeit trotz Lockdowns nachzugehen“, geht aus dem Bericht hervor.

Ein weiterer Faktor für Luxemburgs Vorzeigezahlen sei der verhältnismäßig niedrige Anteil an Personen mit befristeten Arbeitsvertrag. „Die Tatsache, dass in vielen Ländern Menschen mit befristetem Arbeitsvertrag keinen Anspruch auf Kurzarbeit haben, verschlechtert die Lage im Ausland. Außerdem wurden jene Verträge, die während der Pandemie ausliefen, möglicherweise nicht erneuert werden“, schreibt die Statec.

Luxemburg verzeichnet auch als einziges EU-Land einen Anstieg an Festanstellungen. Der Bericht hebt einen gestiegenen Prozentsatz (3,9 Prozent) bei den Festanstellungen im vierten Quartal hervor.