30 Jahre „Butzeneck“Eschs älteste noch existierende private „Crèche“ feiert 30. Geburtstag

30 Jahre „Butzeneck“ / Eschs älteste noch existierende private „Crèche“ feiert 30. Geburtstag
Bereit für den großen Auftritt am Samstag im „Conservatoire“: die Kinder aus dem „Butzeneck“ Foto: Editpress/Alain Rischard

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Die älteste noch existierende private Kindertagesstätte aus Esch feiert 30. Geburtstag, weshalb die Kinder aus dem „Butzeneck“ am Samstag einen großen Auftritt haben. Ein Rück- und Ausblick. 

Klein, aber fein: Das „Butzeneck“ an der Ecke Victor-Hugo- und Jean-l’Aveugle-Straße ist inzwischen so etwas wie eine kleine Institution in Esch. Unter dem Impuls von Chefin Simone Neumann-Geimer, von den meisten Mim genannt, nehmen die Kinder an einer Reihe von Veranstaltungen teil. Und sie organisieren auch welche. Zum Beispiel den großen Auftritt im Rahmen des 30. Geburtstags der Kindertagesstätte am Samstag im Konservatorium, wenn die Kinder das musikalische Theaterstück „Och Kaze kënne fléien“ mit der Unterstützung zweier Musikklassen zum Besten geben.

Simone Neumann-Geimer
Simone Neumann-Geimer Foto: Editpress/Alain Rischard

Heute findet hierfür die große Generalprobe statt, geübt werden die Lieder im „Butzeneck“ seit Weihnachten. „Das ist schon etwas Besonderes für sie, auf einer professionellen Bühne vor vollem Haus aufzutreten“, sagt Simone Neumann-Geimer. Die 170 Plätze im Konservatorium sind längst ausverkauft, eine größere Bühne war in Esch nicht zu bekommen. Dass es überhaupt zum Auftritt kommt, liegt gleich an mehreren „unglücklichen“ Umständen. 30 Jahre lang fand die alljährliche „Butzekiermes“ entweder in der Lallinger Sporthalle oder aber in der Pfarrei Sankt-Josef statt. Das geht in diesem Jahr aus verschiedenen Gründen nicht, sodass es am runden Geburtstag zur Premiere im „Conservatoire“ kommt.

„Es ist schwieriger geworden“

Rund 35 Kinder werden auf der Bühne stehen, im „Butzeneck“ selber werden 30 betreut. Das war von Anfang an so. Die Geschichte begann 1994. Die Familie Neumann-Geimer wohnte im Haus mit der Nr. 150, Simone war Lehrerin in der Brillschule. „Ich wollte meine Kinder nicht weggeben, also hatte ich die Idee, eine Crèche zu eröffnen“, blickt die gebürtige Escherin zurück. Ohne die tatkräftige Hilfe ihres Mannes Nicolas Neumann, im Hauptberuf stellvertretender Direktor des „Lycée du Centre“, wäre das über die vielen Jahre hinweg nicht möglich gewesen. Heute betrachtet sie die Entscheidung als „Fluch und Segen zugleich“, denn man „ist nie alleine zu Hause“. Als die jüngste Tochter Stéphanie 1999 zur Welt kam, wurde das frühere Haus mit der Nr. 150 so langsam zu eng für Familie und Kindertagesstätte. Es war Zufall, dass der Nachbar just zu diesem Moment sein Haus verkaufen wollte. Seitdem besteht das „Butzeneck“ aus zwei Doppelhaushälften, wobei der zugekaufte Teil zunächst das Wohnhaus der Familie war.

Ein teuflisch gutes „Butzeneck“-Kind: der heutige Profibasketballer Ben Kovac im Jahr 2003
Ein teuflisch gutes „Butzeneck“-Kind: der heutige Profibasketballer Ben Kovac im Jahr 2003 Foto: Butzeneck

Heute ist die Trennung nicht mehr so deutlich. „Die vielen gesetzlichen Auflagen haben dazu geführt, dass wir immer wieder verändern mussten. Zuletzt mussten wir z.B. den zweiten Stock schließen“, erzählt Neumann-Geimer. „Überhaupt ist im Laufe der Zeit alles schwieriger geworden. Einerseits werden die Auflagen immer strenger, andererseits ist es schwer, gutes Personal zu finden.“ Und offensichtlich auch zu binden. „Wir sind hier in Luxemburg und das Butzeneck ist eine luxemburgische Crèche. Das ist mir sehr wichtig. Wir singen viel und in allen Sprachen. Aber eben auch in Luxemburgisch“, sagt sie. „Intergration geht zunächst einmal über die Sprache. Also muss ich das Personal in Sprachkurse schicken, denn die Luxemburger nimmt uns der Staat weg.“      

Was nicht heißen soll, dass man auf die Multikulturalität nicht stolz wäre. Zwei der Erzieherinnen sind Muslime, am Eingang hängt ein selbstgebasteltes Bild mit allen Flaggen der Herkunftsländer der Butzeneck-Kinder. „Außer Australier hatten wir schon fast alles hier“, so Simone Neumann-Geimer lachend. Seit 1994 wurden insgesamt 720 Kinder betreut, darunter u.a. die Bandmitglieder von Zero Point Five oder aber der Basketballprofi Ben Kovac.   

Momentan ist man bis Mitte 2025 ausgebucht. Was aus dem „Butzeneck“ geschieht, wenn die 1966 geborene Chefin einmal in Rente geht, ist Zukunftsmusik. Zunächst einmal gilt es für die Kinder, den großen Auftritt vom Samstag zu meistern. Auch der ist ausgebucht, was ebenfalls ein wenig Segen und Fluch zugleich für Simone Neumann-Geimer ist. Am liebsten würde sie mit so vielen Leuten wie möglich feiern, doch ist die Kapazität begrenzt. Und selbst wenn der Saal voll ausgebucht ist, so gibt es doch die Möglichkeit, nach der Aufführung in die Cafeteria des Konservatoriums zu kommen, und mit einem Stück Geburtstagskuchen und einem Glas Sekt das runde Jubiläum der ältesten noch existierenden privaten Kindestagesstätte in Esch zu feiern.   

Das „Butzeneck“ an der Ecke rue Victor Hugo, rue Jean l’Aveugle
Das „Butzeneck“ an der Ecke rue Victor Hugo, rue Jean l’Aveugle Foto: Editpress/Alain Rischard