Abenteurer Raphaël FiegenErfolgreicher dritter Versuch: Der „Kungsleden“ als Hommage an den Vater 

Abenteurer Raphaël Fiegen / Erfolgreicher dritter Versuch: Der „Kungsleden“ als Hommage an den Vater 
Zurück in heimischen Gefilden: Raphaël Fiegen mit Kenai (l.) und Torino (r.) Foto: Editpress/Julien Garroy

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„Jamais deux sans trois“: Im dritten Versuch hat Abenteurer Raphaël Fiegen den Kungsleden mit seinen Schlittenhunden bezwungen, selbst wenn die letzte Etappe anders ausfiel als ursprünglich geplant. 

Rund 500 Kilometer lang ist er, der Kungsleden (Deutsch: Königspfad) im schwedischen Teil von Lappland. Den Fernwanderweg nahm Raphaël Fiegen am 26. Februar bereits zum dritten Mal mit seinen Schlittenhunden in Angriff. Die erste Expedition schlug 2016 fehl, weil seine Hunde nicht ausreichend trainiert waren und der Schlitten außerdem zu schwer war. Trotzdem sprang als Resultat der beeindruckende Dokumentarfilm „Op 40 Patten“ heraus. 2019 nahm Fiegen einen zweiten Anlauf, die Strecke zwischen Hemavan und Abisko zu bewältigen. Fast zwei Jahre lang bereitete er sich und seine Hunde auf den Versuch vor und achtete darauf, seinen Schlitten so leicht wie irgend möglich zu halten. In der skandinavischen Wildnis ist man sich selbst überlassen und muss alles Lebensnotwendige dabei haben. Die Expedition scheiterte, das Schneemobil der Filmcrew und die Anhänger waren im unwegsamen Gelände kaputtgegangen. 

Dass der Escher nun den dritten Versuch startete, hat viel mit seinem Vater zu tun. Romain Fiegen war selbst ein Abenteurer und 1994 der erste Luxemburger am magnetischen Nordpol. Während Bruder David von ihm das Leichtathletiktalent erbte und 2006 Vize-Europameister über 800 Meter wurde, bekam Raphaël die Abenteuerlust seines Vaters in die Wiege gelegt. „Ich denke oft an ihn. Das hier habe ich für ihn gemacht“, sagt Raphaël, „er wäre sehr stolz auf mich gewesen“. Romain Fiegen erlag 2017 einem Krebsleiden. Kein Wunder, dass die letzten Meter in Lappland ziemlich emotional für seinen Sohn wurden. „Die letzten beiden Stunden hatte ich Tränen in den Augen“, gibt Raphaël zu. Wobei auch eine Prise Erleichterung dabei gewesen sein dürfte, schließlich arbeitete er jahrelang auf dieses Ziel hin und musste die Enttäuschungen der ersten beide Versuche erst einmal verdauen: „Es ist schon eine große Last von mir abgefallen.“  

Eisige Angelegenheit: Raphaël Fiegen in Lappland
Eisige Angelegenheit: Raphaël Fiegen in Lappland Foto: Raphaël Fiegen

Der Schock

Glattgegangen ist allerdings auch beim dritten Versuch nicht alles. 15 Tage waren geplant, 13 hatte sich Raphaël als Ziel gesetzt, wenn alles optimal läuft. Elf wurden es schlussendlich. Das Wetter spielte zunächst auch mit. Es war nicht zu kalt (wie 2019 bei Temperaturen bis zu -30 Grad Celsius), aber kalt genug. Ist es zu warm, dann wird der Schnee matschig und schwer, was den Hunden das Weiterkommen deutlich erschwert. Die Strecke verläuft zum Teil über einen zugefrorenen Fluss, was die Fahrt bei zu hohen Temperaturen zusätzlich gefährlich macht. Die beiden letzten Tage fuhr Raphaël Fiegen deswegen nachts. Um auf Nummer sicher zu gehen, wie er sagt. Alles lief glatt, auch von Wildtieren fehlte jede Spur.

Der Schock kam dann rund 70 km vor dem Ziel. Obwohl Raphaël Fiegen eine Genehmigung für fünf Hunde hatte, gab es plötzlich kein Weiterkommen mehr. Die letzten 70 km führen durch ein Naturschutzgebiet und der Naturpark änderte zwei Wochen vor dem Start von Fiegens Expedition seine Regeln. Maximal drei Hunde dürfen demnach durch ihn hindurch, aber keine vier. „Ich war zunächst richtig sauer, weil so eine Beschränkung für mich unlogisch und mein Projekt plötzlich wieder gefährdet war. Schneemobile dürfen rein und Hunde nicht? Verhandeln ging aber nicht, da war nichts zu machen. Also drehten wir um und absolvierten eine letzte Etappe von 100 km. Die war komplizierter, weil sie über Berge führte. Auch wenn das Ziel nicht dort war, wo ich wollte, so hat sich das Projekt für mich trotzdem realisiert. Ich betrachte es als geschafft und kann gut damit leben“, erklärt Raphaël Fiegen. Schlussendlich spulten er und seine Schlittenhunde Torino, Kenai, Nayeli und Soul 30 km mehr ab als ursprünglich geplant. 

Im Schlepptau hatten sie zwei Schneemobile mit jeweils einem Fahrer und einem Kameramann. Der Dokumentarfilm über die Expedition soll Ende des Jahres herauskommen. „Dann ist das Projekt definitiv für mich abgeschlossen. Und zwar als Hommage an meinen Vater“, sagt Raphaël Fiegen. Bis es so weit ist, widmet er sich wieder seiner Arbeit bei der WSA und kümmert sich um seine Hunde, die nach wie vor bei der Escher Waldschule beheimatet sind. Raphaël Fiegen wäre aber nicht Raphaël Fiegen, wenn er nicht schon ein nächstes Abenteuer im Kopf hätte. Doch das hat noch Zeit, erst einmal will er die nächste Zeit genießen. Über ein neues Projekt soll erst geredet werden, wenn das Jetzige mit der Premiere des Films ein für allemal abgeschlossen ist.