KommentarEr ist wieder weg – Trumps Abgang könnte auch sein Untergang sein

Kommentar / Er ist wieder weg – Trumps Abgang könnte auch sein Untergang sein
Trumps Abgang könnte auch sein Untergang sein Karikatur: Carlo Schneider

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Er ist wieder weg. Mit Donald Trump geht ein US-Präsident von der Bühne, der die vergangenen vier Jahre seine völlige Unfähigkeit unter Beweis gestellt hat, auch nur ein einziges Mal angemessene Worte zu finden oder einen Funken Bescheidenheit durchschimmern zu lassen. Aber Trump ist mehr als nur ein Unsympath. Er hat zigtausend Mal gelogen, seine eigene alternative Wirklichkeit erschaffen und Gegner wie Minderheiten mit einer in diesem Amt zuvor nicht gehörten rhetorischen Brutalität angegriffen.

74 Millionen Amerikaner haben ihm dennoch vergangenen Herbst ein zweites Mal ihre Stimme gegeben. Jede andere Präsidentschaftswahl in der Geschichte der USA hätte Trump mit dieser Zustimmung gewonnen. Am Ende der Trump-Jahre stürmten seine militanten Anhänger lynchlüstern und „Hängt Mike Pence!“-skandierend das US-Kapitol.

Washington wird vor Joe Bidens Amtsübernahme am Mittwoch mit der Grünen Zone in Bagdad verglichen. Um Amerikas demokratischen Prozess abzusichern, wurden 25.000 Nationalgardisten einbestellt. Aus Angst vor einem Anschlag aus dem Inneren hat das FBI alle doppelt und dreifach gescreent. Am Ende von Trumps Amtszeit scheint nichts mehr ausgeschlossen, nichts mehr unmöglich. Der Spruch vom Land der unbegrenzten Möglichkeiten hat eine neue, diesmal traurige Facette hinzugewonnen.

Trump ist nicht der Einzige, der das Reservoir an Unzufriedenheit in den Vereinigten Staaten erkannt hat. Dafür ist die Ungleichheit unter Amerikanern zu offensichtlich. Aber Trump hat, als mit dem goldenen Löffel im Mund geborener Milliardär, die Möglichkeiten darin gesehen – und für sich beansprucht, die glaubwürdigste Stimme der abstiegsangstgetriebenen Angry White Men zu sein. Rassismus, Verachtung gegenüber Frauen, Hass auf Linke, Medien als „Feinde des Volkes“ – der ventillose Trump ließ alles aus sich heraus und öffnete so allen menschlichen Abgründen Tür und Tor.

Mit Erfolg: Wie von den Rändern der Demokratie angespültes Strandgut sammelte Trump die Ressentiments der unzufriedenen Weißen ein und bediente vom „Build the Wall“ bis zum „Muslim Ban“ während Jahren die Sprache der Rechtsradikalen in den USA. Ihren Milizen vergewisserte er wiederholt öffentlich seine Sympathien.

Ein Demagoge, sicher, aber einer, der seinen Ankündigungen Taten folgen ließ und die Gelüste seiner Anhänger befriedigte. So ließ er an der mexikanischen Grenze Kinder von ihren Eltern trennen und einsperren – eine Politik der Abschreckung durch absolute Kälte, Verrohung statt Menschlichkeit.

Der allergrößte Teil der Amerikaner wird Trump als historischen Irrtum einordnen. Wie seine Hardcore-Anhänger weiter zu ihm stehen werden, bleibt abzuwarten. Trumps Strahlkraft wird auch für sie nachlassen. Trump verliert seine Immunität, zahlreiche Prozesse dürften auf ihn warten. Sein Name, der Markenname hinter seinem Unternehmensimperium, ist zerstört. Trump, der „Deal Maker“, könnte sich auch finanziell ruiniert haben.

Donald J. Trump selber verlässt das Weiße Haus heute als Geschasster. Kaum einer will sich mehr mit ihm blicken lassen. Schnell hat er noch Kriminelle und Korrupte begnadigt. Seine letzte Amtshandlung legt noch einmal seine Verflechtungen mit der Halbwelt offen. Jetzt wartet das zweite Impeachment-Verfahren auf ihn, eine Premiere in der Geschichte der USA. Wegen „Anstiftung zum Aufruhr“. Ein Tiefpunkt in der Geschichte der Vereinigten Staaten, einerseits. Andererseits der Beleg dafür, dass die Institutionen der USA letzten Endes auch einem Sturm in Trump-Stärke standhalten.

Trump wollte die amerikanische Demokratie zerstören, als Faschist im Gewand unserer Zeit. Er ist wieder weg – selber zertrümmerter, als die USA es je sein könnten.

J.C.Kemp
25. Januar 2021 - 19.53

@Isabelle MANTRISI: Sie wollen doch jetzt nicht im Ernst sagen, dass der trumpsche Abgang den Untergang der USA bedeutet. Anschliessend folgt ein wieherndes Gelächter.

Isabelle MANTRISI
22. Januar 2021 - 10.09

Oder wohl eher, der Untergang der Vereinigten Staaten!

jean-pierre goelff
21. Januar 2021 - 18.08

Am allerbesten in eine geschlossene Anstalt einweisen.

horst
21. Januar 2021 - 14.51

"könnte auch sein Untergang sein" Hoffentlich, es wird ja höchste Zeit, der Mann ist ja kein Spring Chicken mehr.

Linda
21. Januar 2021 - 12.20

Den ass gut fort. En misst lo awer gepetzt gin vir seng Schandtaten. An matt him seng Famill! Hun nach nie gesin datt eng ganz Presidentenfamill iwer Amerika decidéiert an Gesetzer zu sengem Virdeel anféiert!!!

HTK
21. Januar 2021 - 10.17

"Angry white men" ,die Züricher Zeitung gebrauchte das Wort "White Trash". Nach dem Sturm auf das Capitol wäre letztere Bezeichnung die bessere. Aber es stimmt.Die Unzufriedenheit ist nicht von gestern.Bildung für alle wäre ein guter Ansatz um Unzufriedenheit zu beseitigen.Ein gewisser Adolf Hitler wusste auch aus Unzufriedenheit Kapital zu schlagen.

churchill
21. Januar 2021 - 8.21

Hoffentlech brauch een nie ze soen:"er ist wieder da!" Eigentlech misst een deen Typ virun Gericht huelen an weinst Steierhannerzeihung,Verrat an Opwigelung zum Haass etc ukloen...an och dementsprechend verurtélen (Prisong).A virun Allem missten him d'politisch Rechter oferkannt gin. @Jimbo ech mengen dat geht gleich,well hat ass genausou machthongereg wei sein Aalen.Dann sicht hat sech een Aaneren.

Gräta Thunfisch
20. Januar 2021 - 22.31

He seems like a very happy old man looking forward to a bright and wonderful future. So nice to see! ;-))))

Jimbo
20. Januar 2021 - 19.50

Mol gespannt weini dass säin Ketti dScheedung areecht...

B.G.
20. Januar 2021 - 19.35

Der Lotse ist von Bord gegangen , die Ameik sticht in See.......