EuropaparlamentEinheitlicher Handy-Ladestecker in der EU kommt

Europaparlament / Einheitlicher Handy-Ladestecker in der EU kommt
Ab 2024 soll es in der EU einheitliche Ladekabel geben  Foto: dpa/Jens Büttner

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Die EU will mit einem einheitlichen Ladestecker das Kabelwirrwarr zum Aufladen von Smartphones und Kopfhörern beenden. Das Europäische Parlament hat sich am Dienstag in Straßburg für die Einführung des Steckers im Format USB-C als Standard entschieden. Ab Herbst 2024 sollen alle Handys, Tablets und Digitalkameras mit Ladegeräten mit USB-C-Anschluss aufladbar sein. Auch für Lautsprecherboxen und Kopfhörer soll dies gelten – für Laptops später, voraussichtlich Anfang 2026.

Auch Mäuse sowie Drucker sollen den neuen Regeln unterliegen. Auf den Verpackungen der Elektrogeräte soll zudem künftig ein Symbol angeben, ob ein Ladegerät dabei ist oder nicht. Denn Hersteller müssen künftig ihre Geräte sowohl mit als ohne Ladegerät anbieten. Es gehe darum, „dass man zu Hause nicht mehr in den Schubladen alte Kabel rumliegen hat, die vor fünf Jahren ‚mal passten und jetzt einfach nicht mehr benutzbar sind“, sagte die grüne Vorsitzende des Binnenmarktausschusses im EU-Parlament, Anna Cavazzini. Bei technischen Fortschritten könne das Gesetz leicht aktualisiert werden, fügte sie hinzu.

Die Luxemburger Europaabgeordnete Tilly Metz („déi gréng“) hat die Entscheidung begrüßt: „Das Parlament hat nun endgültig grünes Licht für das einheitliche Ladekabel gegeben“, schrieb die grüne Politikerin auf Twitter. „Im Vergleich mit vielen anderen aktuellen Krisen erscheint dieser Sieg wohl klein. Allerdings wird die Entscheidung eine große Auswirkung auf unser aller Alltag haben, elektronischen Abfall reduzieren und Ressourcen schonen. Schluss mit dem Kabelsalat!“

Den praktischen Nutzen der Entscheidung hat auch CSV-Vertreter Christophe Hansen hervorgehoben: „We did it!“, so der Europaparlamentarier in den sozialen Netzwerken. „Vun 2024 u wäert et an der EU een uniforme Stecker fir all Chargeure ginn. Dëst wäert net nëmmen elektroneschen Offall reduzéieren, mee och praktesch fir eis all sinn.“

Dabei geht es vor allem um das kabellose Laden, wie dies bei immer mehr Smartphones möglich ist. Noch funktioniert das mit geringerer Leistung und Datenübertragungsgeschwindigkeit als USB-C. Kabelloses Laden „setzt sich immer weiter durch“, erklärte der Digitalverband Bitkom – die Einführung von USB-C als Standard werde „vor allem Innovationen bremsen“, kritisierte der Wirtschaftsverband.

Die Richtlinie, für die eine große Mehrheit der Europaabgeordneten stimmte, enthält die Forderung an die EU-Kommission, für eine „Harmonisierung“ von kabelgebundenem und kabellosem Laden zu sorgen. „Die gesetzlichen Vorgaben sollen mit der Zeit gehen, sonst droht hier erneut ein jahrzehntelanges Verwirrspiel mit den Verbraucher*innen durch die Industrie“, forderte der deutsche Europaabgeordnete René Repasi.

Andere Abgeordneten warnten vor falschen Erwartungen. Zwar werde USB-C ab 2024 der Standard, es werde aber deutlich länger dauern, bis alle bereits hergestellten Geräte abverkauft seien. Erst dann würden Verbraucher vollständig umsteigen können.

Mikro-USB, USB-C und Lightning

Derzeit werden vor allem noch drei Systeme verwendet: der Mikro-USB-Anschluss, die neuere Verbindung über USB-C sowie Lightning von Apple.

Handy-Ladekabel waren nach Angaben der EU-Kommission im Jahr 2018 für rund 11.000 Tonnen Elektroschrott verantwortlich. Die Vereinheitlichung der Ladestecker „wird zur Verringerung von mehr als tausend Tonnen Abfall in der EU pro Jahr beitragen“, sagte EU-Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager in Straßburg vor der Abstimmung des Europäischen Parlaments.

Der Einigung müssen noch die Mitgliedstaaten formell zustimmen, was laut einer EU-Beamtin noch im Oktober passieren soll. Im Juni hatten sich bereits Unterhändler des Europäischen Parlaments und der Mitgliedstaaten auf die Einführung der einheitlichen Smartphone-Ladestecker geeinigt.

Die Europäische Kommission bemüht sich bereits seit 2009 um eine Einheitslösung, damit sich Verbraucherinnen und Verbraucher bei einem Wechsel von Handy oder Tablet keine neuen Ladekabel kaufen müssen – oder ihr Mobiltelefon problemlos auswärts aufladen können, wenn sie ihr eigenes Ladegerät vergessen haben.

Großer Widerstand kam dabei von Apple, dem weltweit zweitgrößten Smartphone-Verkäufer nach Samsung. Nach der vorläufigen Einigung der EU im Juni hatte Apple kritisiert, dass das Gesetz „Innovationen ersticken“ werde. Für seine neuesten iPhones bietet Apple mittlerweile kabelloses Laden an. Bei künftigen Modellen könnte der Konzern ganz auf kabelloses Laden umsteigen. (AFP/ham)