Die Textilindustrie ist überaus wichtig für Bangladesch. Die Branche steht für satte 85 Prozent der nationalen Exporte und zählt rund vier Millionen Arbeitsplätze (60 Prozent Frauen). Ohne sie ist das Ziel des Landes, in einigen Jahren zu einem „Land mit mittlerem Einkommen“ zu werden, nicht zu erreichen.
Gleichzeitig hat die Textilindustrie in Bangladesch einen sehr schlechten Ruf. Vor rund zehn Jahren, am 24. April 2013, gingen die Bilder vom Einsturz des Rana Plaza um die Welt. Mehr als tausend Arbeiter:innen starben. Die Katastrophe wurde zum Symbol der erbärmlichen Arbeitsbedingungen von Millionen Textilarbeiter:innen, die Kleider für westliche Verbraucher herstellen.
Am Sonntag besuchte nun Entwicklungsminister Franz Fayot eine große Textilfabrik in dem Land. In riesigen Sälen, auf mehrere Stockwerke verteilt, stellen hier viele Hundert Arbeiter:innen Kleider her. Die Größe und die Hitze in den Räumlichkeiten sind erdrückend. Aber es gibt Ventilation, Notausgänge, Pausen, jährliche Feuerübungen und medizinische Versorgung, wie dem Minister und der ihn begleitenden Delegation aus Luxemburg gezeigt wird.
Doch auch wenn es offensichtlich ist, dass es sich bei der besuchten Fabrik um ein vorbildliches Vorzeigewerk handelt, so ist die Veranstaltung offenbar doch Zeichen eines Schrittes in Richtung Besserung. Der Minister stellte Fragen zur Sicherheit am Arbeitsplatz und zu den Arbeitsbedingungen der Mitarbeiter:innen. Die leidigen Themen werden so nicht ignoriert, sondern aktiv besprochen und damit zumindest teilweise auch angegangen und behandelt.
Nach der Begehung der Fabrik besuchte Fayot eine Tagesstätte der Luxemburger Caritas, die Kinder von Müttern betreut, die in der Textilindustrie arbeiten – und er führte ein Gespräch mit zwei Gewerkschaftsvertretern aus der Branche.
In den zehn Jahren seit der Katastrophe scheint sich in dem Land, zumindest was die Sicherheit am Arbeitsplatz anbelangt, einiges verbessert zu haben, so die allgemeine Schlussfolgerung. Das größte Problem der Menschen sei heute die Entlohnung, so der Minister nach den Gesprächen. Das durchschnittliche Gehalt liege derzeit bei etwa 73 Euro pro Monat. Die Gewerkschafter würden sich Gehälter von rund 230 Euro wünschen.
„Zu wenig für ein würdiges Leben“
Doch obwohl selbst diese Summe immer noch „zu wenig für ein würdiges Leben“ sei, werde auf die Gewerkschafter nicht gehört, so der Minister. „Die Produzenten stehen unter Druck. Sie müssen billig produzieren, da die Käufer sich das wünschen.“ Andernfalls seien die Werke nicht mehr wettbewerbsfähig und die Käufer-Firmen würden sich in anderen Produzenten-Ländern, wie etwa in Vietnam, umschauen. Das erschwere die Mission der Gewerkschafter, für höhere Löhne zu kämpfen, bedauert er.
Um die Lage zu verbessern, gebe es nur wenig Möglichkeiten, so Fayot weiter. Große Konzerne müssten Verantwortung zeigen und den richtigen Preis bezahlen. Auch Regulierung könne helfen, Sozial- und Umweltstandards zu erhöhen. Schlussendlich bedeute dies aber, dass die Verbraucher in Luxemburg und Europa bereit sein müssen, höhere Preise für ihre Kleider zu zahlen.
Auch billige Kleider haben Kosten. Dafür aufkommen müssen die Arbeiterinnen in den Werken.
Heute sind es die Arbeiter:innen in Bangladesch, „die die Kosten für unsere billigen Kleider tragen“, so der Luxemburger Minister. Es sei daher wichtig, die Verbraucher auf ihre Verantwortung aufmerksam zu machen. „Auch billige Kleider haben Kosten. Dafür aufkommen müssen die Arbeiterinnen in den Werken.“
Eine Kindertagesstätte der Caritas
Um mit einem kleinen Schritt zu zeigen, wie die aktuelle direkte Not leicht gelindert werden kann, hat die Caritas aus Luxemburg in einem Vorort von Dhaka seit einigen Jahren ein Projekt am Laufen: eine Tagesbetreuung für die Kinder von arbeitenden Müttern.
Mit dem Vorzeigeprojekt sollen lokale Gemeinschaften für die Arbeitsmöglichkeiten bei der Einrichtung von Kindertagesstätten sensibilisiert werden. Angeboten werden unter anderem Schulungen von Frauen in häuslicher Kinderbetreuung wie auch über die frühkindliche Entwicklung und eine ausgewogene Ernährung. Dann werden Kapital und technische Unterstützung für ausgebildete und interessierte Frauen bei der Gründung eines eigenen Unternehmens für häusliche Kinderbetreuung bereitgestellt.
Es brauche mehr solcher Orte, so der Minister zu dem vom Ministerium unterstützten „Modell-Zentrum“. Schlussendlich sei alles miteinander verbunden: die Armut, das Wohlergehen der Kinder, anständige Nahrung und Gesundheitsleistungen.
De Maart










Demnächst besucht Herr Fayot eine Pharmafabrik in China und kommt mit den gleichen gutgemeinten Ratschlägen zurück.
"Schlussendlich sei alles miteinander verbunden: die Armut, das Wohlergehen der Kinder, anständige Nahrung und Gesundheitsleistungen." und die Steuern die die Reichen bezahlen.
Vielen Dank für die aufdringlich aufklärenden Einkaufstipps, Herr Minister, aber „your tailor is rich, Mr Fayot.“ ….
"die Käufer-Firmen" Einfach mal publik machen wer denn dort so billig einkauft.
Hoffentlech hale se den Här do.