Sonntag26. Oktober 2025

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LuxemburgEin Versuch, Klarheit in die Strompreisentwicklung zu bringen

Luxemburg / Ein Versuch, Klarheit in die Strompreisentwicklung zu bringen
Ende 2023 zählte Luxemburg 4.270 Verbraucher, die (einen Teil) ihres Stroms selber erzeugen. Im Jahr vorher waren es erst 1.257. Die sehr große Mehrheit von ihnen (4.249) setzt auf die Sonne. Foto: Editpress/Julien Garroy

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Das Thema Strompreis wird in den kommenden Monaten wohl noch für viel Aufregung sorgen. Innerhalb von zwei Jahren riskiert er, sich zu verdoppeln. Das aus mehreren Gründen.

Bekannt war bereits vor mehreren Monaten, dass die Strompreise am 1. Januar 2025 einen deutlichen Sprung nach oben machen werden. Die staatlichen Hilfsmaßnahmen zum Überwinden der Energiekrise – mit dem russischen Angriff auf die Ukraine – sollten auslaufen. Von einem Preisanstieg von 60 Prozent war die Rede.

Das wird nun nicht mehr so eintreten: Mittlerweile hat die Regierung zugesagt, noch einmal ein Jahr für die Hälfte von dieser Summe aufzukommen. Bleibt für den Verbraucher eine erste Preiserhöhung von 30 Prozent am 1. Januar 2025.

Hinzukommen wird, als mögliche zweite Preissteigerung, wie in den vergangenen Tagen bekannt wurde, die Folgen einer veränderten Netzkostenstruktur. Auf der monatlichen Stromrechnung, die Verbraucher erhalten, stehen Netzkosten im Schnitt für rund ein Drittel der Summe.

Die Höhe dieser Abgabe wird jährlich von den Luxemburger Netzbetreibern (Creos, Sudstroum und die Gemeinden Diekirch und Ettelbrück) vorgeschlagen und von der Aufsichtsbehörde ILR genehmigt. Das Geld wird vom Stromversorger automatisch an die Netzbetreiber weitergeleitet. Diese investieren die Gelder dann in die Strominfrastruktur.

Zwar hat das ILR letzte Woche im Rahmen einer Pressekonferenz versprochen, dass sich mit der veränderten Tarifstruktur für die meisten Verbraucher „nicht viel ändern“ werde, doch hat die Behörde keine genauen Zahlen genannt und keine Rechenbeispiele vorgelegt.

Warten auf Rechenbeispiele

Dabei gibt es bereits mögliche Zahlen, wie das Magazin Paperjam einige Tage später berichtete. Und zwar in dem Mitte Oktober eingereichten, noch nicht genehmigten Vorschlag der Netzbetreiber für 2025. Nach Begutachtung der Zahlen bezweifelt das Magazin, dass die finanziellen Folgen für die Verbraucher so unbedeutend sein sollen. Eigenen Berechnungen zufolge müssten 72 Prozent der Verbraucher mit mehr als zehn Prozent Kostensteigerungen (bei den Netzkosten) rechnen.

Im Gespräch mit RTL erklärte Fenn Faber, Direktor der „Klima-Agence“, ein durchschnittlicher Kunde könne leichte Einsparungen machen oder Kostensteigerungen von 20 bis 300 Euro im Jahr haben. Alles, je nachdem, wie intensiv er aufs Netz zurückgreift.

Wenn man nun bedenkt, dass der Preis, den der durchschnittliche Luxemburger Haushaltskunde im Jahr 2023 (mit einem Verbrauch von 4.000 kWh/Jahr) im Schnitt bei 806 Euro lag, und Netzkosten traditionell rund ein Drittel der Kosten ausmachen, könnte es eine Preiserhöhung sein, die deutlich ins Gewicht schlägt.

Luxemburg hat aktuell einen eher niedrigen Strompreis als in den Nachbarländern. Ab nächstem Jahr dürfte sich das ändern.
Luxemburg hat aktuell einen eher niedrigen Strompreis als in den Nachbarländern. Ab nächstem Jahr dürfte sich das ändern.   

Der entscheidende Faktor, ob man zu den Gewinnern oder den Verlierern zählen wird, wird das individuelle Verbrauchsmuster der Kunden über den Tag sein. Je mehr Geräte man gleichzeitig einschaltet, desto schwerer fällt die Zusatzgebühr ins Gewicht.

Als logische Schlussfolgerung würden dann technisch versierte Haushalte mit programmierbaren Geräten und Haushalte mit bewusstem Energiemanagement zu den Gewinnern zählen.

Eher Verlierer wären Familien mit Kindern (höherer Verbrauch in Spitzenzeiten), Home-Office-Arbeiter, Schichtarbeiter und alle, die keine Möglichkeit der zeitlichen Verlagerung des Verbrauchs haben. „Freue mich schon auf den Rinderbraten nach Mitternacht“, hatte ein Leser mit Humor auf Tageblatt.lu unter den Artikel zur Pressekonferenz geschrieben.

Freue mich schon auf den Rinderbraten nach Mitternacht

Kommentar eines Lesers auf Tageblatt.lu

Auch wer sich weitere neue elektrische Geräte zulegt, seien es Computer, Wärmepumpen oder ein E-Auto, muss sich auf höhere Rechnungen gefasst machen. Sie alle schaffen einen zusätzlichen Verbrauch.

Tendenziell dürfte die Änderung mehr „Verlierer“ als Gewinner hervorbringen. Das Potenzial für Einsparungen ist deutlich geringer als die möglichen höheren Spitzenlasten. Mit anderen Worten: Das Verlustpotenzial ist höher als das Gewinnpotenzial.

Laut Tageblatt-Schätzung wären Einsparungen von jährlich etwa 50 Euro möglich – oder potenzielle Verluste von bis zu 300 Euro. (Rund zwei Monate vor Inkrafttreten gibt es noch keine offiziellen Zahlen und Rechenbeispiele.) Ziel der neuen Tarifstruktur scheint zu sein, Verhaltensänderungen durch höhere Kosten herbeizuführen.

Am 1. Januar 2026 könnte dann noch eine dritte Erhöhung um die restlichen 30 Prozent (die Hälfte der aktuellen 60 Prozent Preisdeckel) stattfinden, die 2025 noch nicht anfallen werden, sollte nicht eine andere Entscheidung durch die Politik getroffen werden.

Hinzu kommen wird während der ganzen Zeit noch die Entwicklung vom Marktpreis für Strom. Dieser steht ja für rund zwei Drittel des bezahlten monatlichen Strompreises und ist den mittelfristigen Schwankungen des Marktes ausgesetzt.

Glück bei dieser neuen Kostenstruktur hat, wer ein großes Haus besitzt und in den letzten Jahren schlau genug war, mit den großzügigen Staatshilfen eine Solaranlage für den Eigenbedarf zu bauen. Durch seinen geschrumpften Verbrauch wird er von steigenden Kosten kaum noch getroffen werden, weder vom Marktpreis für Strom noch durch Netzkosten.

Zur Änderung der Preisstruktur bei den Netzkosten

Aktuell bezahlt der durchschnittliche Haushaltskunde für seinen Netzbeitrag einen monatlichen Festbetrag von 15,16 Euro (inklusive Miete für den Zähler von monatlich 5,75 Euro). Hinzu kommt ein variabler Betrag von 7,5 Cent pro kWh, das er aus dem Netz zieht.
Laut der von den Netzbetreibern vorgeschlagenen neuen Preisstruktur sollen die Kunden künftig je nach Höhe ihres Verbrauchs in zehn verschiedene Kategorien eingeteilt werden. In der niedrigsten Kategorie würde der Festpreis nun bei 8,9 Euro liegen – in der höchsten bei 643,8 Euro. Betroffen von der kommenden Änderung sind die Kunden vom Niederspannungsnetz. Das sind Haushalte und kleine Unternehmen.
Auch ändern würde sich laut diesem Vorschlag der variable Betrag. Während die reguläre Gebühr pro verbrauchtem kWh auf 6,6 Cent gesenkt würde, soll eine Zusatzgebühr von 9,9 Cent pro kWh verrechnet werden, wenn innerhalb einer Stunde der persönliche Verbrauch deutlich über dem normalen, stündlichen Tagesdurchschnitt liegt. Wo genau die Linie liegt, legen die Netzbetreiber fest und teilen es den Verbrauchern mit.
Wer wissen will, wie viel Strom er pro Stunde verbraucht, der kann sich bei seinem Versorger melden. Dieser wird ihm dann Zugang zu den eigenen Daten übers Internet geben.

So in etwa muss man sich die mögliche neue Tarifstruktur bei den Netzkosten vorstellen: Unter dem Strich bezahlt man eine reguläre Gebühr pro verbrauchtem kWh. Für den Strom in den Stunden über dem Strich bezahlt man höhere Netzgebühren.
So in etwa muss man sich die mögliche neue Tarifstruktur bei den Netzkosten vorstellen: Unter dem Strich bezahlt man eine reguläre Gebühr pro verbrauchtem kWh. Für den Strom in den Stunden über dem Strich bezahlt man höhere Netzgebühren.  Screenshot: Creos-net.lu


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Miette
25. Oktober 2024 - 21.51

Man möge mir eine genaue Anleitung geben, wann ich nun Wäschewaschen usw. erledigen soll.
Kochen werde ich zu normalen Zeiten, werde nicht um 3 Uhr in der Nacht mein Mahlzeit einnehmen.
Waschmaschine kann ich so programmieren, dass ich nicht zu Spitzenzeiten wasche!
Ich sehe ja ein, dass wir weniger Strom verbrauchen sollen, ansonsten kommen höhere Kosten auf uns zu. Nur bitte, brauchbare Anleitungen dazu.
Mit friedlichen Grüßen zur Nacht

Bayrhammer Gust
25. Oktober 2024 - 18.31

Jetzt erst recht weiter Dieseln!

RRS1983
25. Oktober 2024 - 15.58

@Jemp: Weisou emmer direkt Verschwörungen? Wat ass do sou schweier ze verstoen?
Kuck deng Courbe de charge a ward op deng puissance de référence a scho geseis de wou et mei deier get.
Awer emmer nemmen dat schlemmst erwarden...

Nomi
25. Oktober 2024 - 14.13

Wei' firun iwert 10 Johr mer den Intelligenten Zahler obgeschwaat kruten, war mat den Argumenter dass den Konsument mei' Informatio'unen iwert sein aktuellen Verbrauch geif regelmeisseg matgedeelt geif krei'en den Koeder geluegt. Dorunner sollt och den Gas an den Wasserverbrauch gekoppelt ginn.

Bis haut hun mer nach Naischt dofunner kritt !

Macht emol alles faerdeg waat bis elo versprach war, iirt dir mat nei'en Dommheeten kommt !

An vun der ULC gett den Verbraucher och net verdeedegt !
Maeuschenstille, wei' emmer ! Ech hun meng ULC Card gekennegt .

Jemp
25. Oktober 2024 - 13.51

Und wieder keinerlei klare Information. Wann werden denn hoehere Kosten berechnet? Wenn egal zu welcher Zeit eine hohe Leistung verbraucht wird (z.B. E-Auto laden nachts um 3 bis 5 Uhr oder die Waermepumpe, die nachts verstaerkt arbeitet, oder wenn man zu Spitzenstromzeiten wie von 12 bis 14 Uhr kocht und abends zwischen 18 und 21 Uhr die Waschmaschine llaufen laesst oder beides? Warum kann einem weder CREOS, noch ILR, noch Enovos, noch ein Journalist einem das sagen? WAS steckt da im Busch? Ich vermute, dass man einfach plant, mehr abzukassieren, aber selbst noch nicht weiss, wie. Bei dem ganzen Zirkus handelt es sich wahrscheinlich nur um einen Aufklaerungsballon, der feststellen soll, mit welcher Methode man das wenigste Geschrei provoziert.

Grober J-P.
25. Oktober 2024 - 10.28

Hallo, bitte melden, E-Mobil günstig zu verkaufen oder Tausch gegen alten Diesel. Wer hat noch einen leeren Mazouttank?
Nepper, Schlepper, Bauernfänger, und der Pöbel hält brav still!
Mache es jetzt wie der Nachbar, Allesbrenner in den Keller und kaufe altes Frittenfett auf.

JJ
25. Oktober 2024 - 8.18

wenn erst die E-Autoflotte ausgebaut ist wird´s noch besser. Da deckt man sein Hausdach mit Solarzellen zu ,Bäume werden durch Windräder ersetzt und der Strompreis verdoppelt sich. Wer hätte das gedacht.